Neue ErkenntnisseErnährung: Schadet zu viel Salz im Essen wirklich?
Kerstin Degen
23.8.2018
Ein Volk von Salzstreuern : Die meisten Schweizerinnen und Schweizer essen zu viel Salz.
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Ein hoher Salzkonsum führt zu erhöhtem Blutdruck, das ist unumstritten. Doch dass damit parallel auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, widerlegen aktuelle Studienergebnisse. Ist Salz am Ende gar nicht so ungesund?
Gut neun Gramm Salz konsumieren Herr und Frau Schweizer Tag für Tag. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt jedoch «nur» eine Maximalmenge von fünf Gramm.
Damit essen wir als fast das Doppelte, als was uns gut tun soll. Und dennoch gehört die Schweiz – laut Statistik –zu den Ländern mit einer auffallend gesunden Ernährungsweise.
Je mehr Salz, desto geringer das Risiko
Eine vor kurzem veröffentlichte internationale Vergleichsstudie in 18 Ländern untersuchte den Zusammenhang zwischen der täglichen Salzzufuhr und Herzinfarkten, Hirnschlägen oder einer höheren Gesamtsterblichkeit. Tatsächlich bestätigen die Resultate einen linearen Anstieg des Bluthochdrucks mit steigendem Salzkonsum, dies vor allem bei Personen, die bereits mehr als fünf Gramm am Tag zu sich nahmen.
Salz ist nicht nur dort, wo wir es drüber streuen. Besonders Käse, Wurstwaren, Saucen und Fertiggerichte enthalten oft fragwürdige hohe Mengen des lebenswichtigen Minerals.
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Überraschend war jedoch die Beobachtung einer negativen Korrelation zwischen Salzkonsum und Herzinfarkt wie auch zwischen Salzkonsum und Gesamtmortalität: Je mehr Salz, desto geringer das Risiko.
Lag der Salzkonsum zu tief, stieg das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall sogar geringfügig an. Prof. Dr. Franz Messerli, Kardiologe am Berner Inselspital, der mit seinem Team die Studienergebnisse unter die Lupe nahm, vermutet daher, dass nicht alle Organe gleich empfindlich auf Salz reagieren beziehungsweise Salz möglicherweise sogar einen kardioprotektiven Effekt ausüben könnte.
Um dies zu untermauern, untersuchte Messerli in der Folge den Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Lebenserwartung in 182 Ländern. Mit dem überraschenden Resultat: Einzig exzessiver Salzkonsum erwies sich als gesundheitsgefährdend. So liegt das Schlaganfallrisiko in China, wo der durchschnittliche Konsum 14 Gramm beträgt, besonders hoch.
Moderater Konsum, auch über den von der WHO empfohlenen fünf Gramm, wirke sich positiv auf die Lebenserwartung aus. Salz scheint also nicht zwingend gesundheitsschädigend zu sein. Umgekehrt führte jedoch ein zu tiefer Salzkonsum zu einer verminderten Lebenserwartung.
Kalium zum Schutz der Gefässe
Die Studie untersuchte zudem den Zusammenhang zwischen kaliumreicher Ernährung und Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität. Unabhängig vom Salzkonsum senkt Kalium alle drei Risiken.
Salzig oder süss? Nach neustem Wissensstand greifen wir beim Kinoabend lieber zu salzigem Popcorn.
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Auch Patienten mit einem hohen Salzkonsum können mit einer erhöhten Kaliumzufuhr ihr Risiko vermindern.
Zu den kaliumreichen Lebensmitteln gehören vor allem Trockenfrüchte wie Datteln, Rosinen oder Aprikosen, auch frische Früchte wie Bananen oder Pflaumen zählen zu den Kaliumspendern. Ebenso zahlreiche Gemüsesorten, Hülsenfrüchte, Pilze oder Nüsse.
Versteckte Inhaltsstoffe
Eine ausgewogene Ernährung ist und bleibt das A und O für die menschliche Gesundheit. Wichtig ist vor allem eine breite Aufklärung, denn trotz wachsenden Bewusstseins weiss noch immer nicht jeder, in welchen Lebensmitteln überall Salz und Zucker drinstecken.
Die beiden Übeltäter verstecken sich nämlich durchaus in ähnlichen Lebensmitteln, darunter vor allem Wurstwaren, Fertiggerichte und Convenience-Produkte wie Salatsaucen oder Dips.
Wer also gerne selber am Herd steht und statt zu Tütensuppe und Dosenravioli öfter mal zu frischem Gemüse und Nüssen greift, legt damit den Grundstein für ein langes gesundes Leben und muss sich auch den Kinoabend mit Popcorn – salzig oder süss – nicht verkneifen.
Schluss mit der süssen Droge: In 10 Schritten zuckerfrei
Schluss mit der süssen Droge: In 10 Schritten zuckerfrei
Dass Zucker zwar Energie spendet, aber auch ungesund ist, hat sich bei vielen bereits herumgesprochen. Doch die Finger von der süssen «Droge» zu lassen, ist schwierig: Unser Körper ist an Zucker gewöhnt. Wie das Detox dennoch gelingt, erfahren Sie in unserer Galerie.
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Schritt 1: Erkennen, warum wir Zucker so sehr lieben. Zucker aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und sorgt für Glücksgefühle im Körper. Vor allem, wenn er mit Fett kombiniert wird. So lecker Muffins, Schokolade und Zimtschnecken auch sind, so können sie im Übermass verzehrt, für zahlreiche gesundheitliche Probleme sorgen.
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Schritt 2: Verstehen, warum wir auf Zucker verzichten sollten. Die Weltgesundheitsbehörde empfiehlt maximal sechs Teelöffel Zucker pro Tag. Wir Europäer kommen aber im Durchschnitt auf 16 täglich. Um den Willen zu entwickeln, auf Zucker zu verzichten oder wenigstens die Zufuhr dauerhaft stark zu reduzieren, sollten Sie zunächst einmal wissen, warum der Verzehr von Zucker nicht empfehlenswert ist.
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Viele durch Zucker ausgelöste Krankheiten sind bekannt: allen voran Karies und Übergewicht. Gefolgt von Bluthochdruck, schlechter Haut, Leberschäden, schnellerem Altern oder Arthritis. Generell begünstigt die Aufnahme von Zucker Entzündungen im Körper und die Vermehrung von Bakterien. Das kann vor allem im Darm zu Problemen führen und das Wachstum von Pilzen begünstigen.
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Schritt 3: Wissen, worin überall Zucker steckt. Es gibt sichtbaren Zucker wie beispielsweise die Würfel, die Sie in den Kaffee plumpsen lassen. Aber auch versteckten Zucker, der in Lebensmitteln enthalten ist, von denen Sie es wahrscheinlich nicht erwarten: zum Beispiel in Wurst oder Ketchup. Aber auch Früchte enthalten Zucker: Fruktose. Deshalb sollten Sie diese am Anfang vom Zucker-Detox ebenfalls weglassen.
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Vor allem Datteln, Weintrauben und Bananen enthalten viel Fruktose und sollten deshalb für zwei Wochen vermieden werden. Aber natürlich ist eine Banane besser als ein Stück Sachertorte! Wenn schon Früchte, dann ...
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... saures Obst wie Grapefruits oder Zitronen sowie auch Beeren enthalten weniger Fruktose. Auch säuerliche Äpfel sind okay, wenn Sie Ihre Lust auf Süsses gar nicht in den Griff bekommen.
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Tabu sind hingegen Weissmehlprodukte: Wir wollen ja keine Spielverderber sein, aber auch Brot, Pasta und Cornflakes sind verboten. Denn sie werden im Körper leicht zu Zucker umgewandelt. Lassen Sie diese am Anfang komplett weg. Im Laufe der Zeit können Sie Vollkornvarianten in Ihren Speiseplan einbauen.
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Wer sich jetzt denkt: «Hach, dann hau ich mir einfach Honig, Ahornsirup oder Agavendicksaft auf mein Brot», den müssen wir leider enttäuschen. Auch darin steckt jede Menge Zucker. Dennoch hat Honig - vor allem die Sorte Manuka - viele gesunde Inhaltsstoffe und wirkt entzündungshemmend, sodass dieser auf jeden Fall das kleinere Übel ist, als Rohrzucker.
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Schritt 4: Sattessen! Die Annahme «Ich darf ja gar nichts mehr essen!» ist aber glücklicherweise auch falsch. Lediglich zu Beginn des Zuckerentzugs - der übrigens häufig mit vorübergehenden Kopfschmerzen, Leistungstiefs und Stimmungsschwankungen einhergeht - sollten Sie sehr strikt sein. Sorgen Sie deshalb dafür, dass Sie sich richtig satt essen. Vor allem mit frischem Gemüse.
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Gerade diejenigen, die den Zucker weglassen wollen, um ihre Darmgesundheit wieder herzustellen, sollten viel Knoblauch und Zwiebeln verzehren zusammen mit Knollengemüse und hochwertigen Ölen. Denn Fette sind erlaubt und werden Ihnen beim Durchhalten helfen.
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Schritt 7: Lust auf Süsses stillen. Avocados und Nüsse enthalten wertvolle Omega-3-Fettsäuren und werden zu Ihren besten Freunden beim Zucker-Detox werden. Denn sie sind lecker, beruhigen die Nerven und machen satt. Auch Käse (vorzugsweise Hüttenkäse), Fisch und Fleisch sind erlaubt. Vorsicht jedoch vor zugesetzten Rosinen und Cranberries in der Nussmischung. Diese sind meist hochgradig gezuckert!
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Auch Eier werden zum Retter in der Not. Zum Beispiel in Form von leckeren Omelettes mit Champignons, Käse und Zwiebeln. Wer so in den Tag startet, vergisst den Zucker schnell. Ebenfalls perfekt ist ...
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... griechischer Joghurt ohne Zuckerzusatz! Er enthält viele gesunde Bakterien, die der Darmflora und somit der ganzen Gesundheit guttun. Zudem sorgt der hohe Fettgehalt für ein langes Sättigungsgefühl, wodurch Sie Heisshungerattacken vermeiden. Ein paar Mandelsplitter, Heidelbeeren und Stevia zum Süssen sind erlaubt, wenn Sie die ersten Tage ohne Zucker gemeistert haben.
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Schritt 8: Selber kochen. Damit man weiss, was im Essen drin steckt, und um nicht von einer Speisekarte im Restaurant unnötig in Versuchung geführt zu werden, ist es ratsam, am Anfang selbst zu kochen. Verzichten Sie auch auf Fertiggerichte und den Lieferservice. Sieht dieser Teller nicht zum Anbeissen aus? Wer braucht da noch Schokolade? Also, ab an den Herd!
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Schritt 9: Sich ablenken. Idealerweise mit Sport! So sitzen Sie nicht auf der Couch und sehnen sich nach Gummibärchen, sondern sorgen aktiv dafür, dass Ihr Körper Abwechslung bekommt. Auch ein netter Abend mit Freunden hilft, sofern Sie nicht zu Alkohol oder Softdrinks greifen. Fanta, Cola und Co. sind Zuckerbomben! Ungesüsste Tees sind erlaubt. Nach einigen Wochen auch verdünnte Apfelschorle.
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Schritt 10: Neue Leichtigkeit geniessen. Wer konsequent auf Zucker verzichtet, wird nach einigen Tagen Übergangsphase mehr Vitalität spüren! Nach und nach dürfen Früchte und Vollkornprodukte wieder verzehrt werden. Zucker sollte ...
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... eine Ausnahme bleiben. Zucker ist ein Genussmittel und keine Sättigungsbeilage! Es spricht nichts gegen ein (!) Stück Kuchen (das durch Bananen und Nüsse Geschmack bekommt), das man sich sonntags gönnt oder ein Freitagabendbier. Süsse Softdrinks und vier Würfel Zucker pro Kaffeetasse sollten Sie sich aber lieber ganz abgewöhnen.
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