Das Experiment – Teil 2 Ich hab's getan. Aber hat's auch was gebracht?

Von Bruno Bötschi und Fabienne Berner

1.11.2021

Ich hab's getan. Aber hat's auch was gebracht?

Ich hab's getan. Aber hat's auch was gebracht?

Er hat den Selbstversuch gewagt, weil ihn seine Falten im Gesicht nervten: blue News-Redaktor Bruno Bötschi hat sich Botox spritzen lassen. Heute ist der grosse Tag: die Nachkontrolle.

27.10.2021

Er hat den Selbstversuch gewagt, weil ihn seine Falten im Gesicht nervten: blue News-Redaktor Bruno Bötschi hat sich Botox spritzen lassen. Heute ist der grosse Tag: die Nachkontrolle.

Von Bruno Bötschi und Fabienne Berner

Lange hatte ich ein ziemlich entspanntes Verhältnis zu meinen Falten im Gesicht. Doch nun habe ich beschlossen, den Kampf gegen sie aufzunehmen. Jünger aussehen – das ist das erklärte Ziel meines Selbstversuchs.

Dafür legte ich mich kürzlich bei Christian Depner von The Gentlemen’s Clinic in Zürich unter die Spitze. Der Facharzt FMH für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie behandelte mein Gesicht mit Botulinumtoxin, kurz Botox.

Wie erfolgreich war mein Kampf gegen die Falten?

Das erfährst du im Video. Und noch mehr Infos über aktuelle Schönheitstrends und Wünsche, die auch ab und zu ausgeschlagen werden, gibt es im nachfolgenden Interview.


Herr Depner, Sie sind seit über 20 Jahren in der ästhetischen Chirurgie tätig. Wie hat sich in dieser Zeit Ihre Kundschaft verändert?

Die sozialen Medien haben dafür gesorgt, dass sich unsere Branche in den letzten Jahren stark verändert hat. Wer regelmässig Bilder von sich selber anschaut, bekommt früher oder später eine andere Selbstwahrnehmung. Die Patientinnen und Patienten sind zudem in den letzten zehn Jahren immer jünger geworden.

Nimmt die Zahl der Eingriffe zu?

Ja. Ästhetische Eingriffe sind heute kein Tabu mehr. Immer mehr Menschen stehen dazu, dass sie «etwas haben machen lassen». Zudem gab es bei den Geschlechtern eine Verschiebung: Waren es früher 90 Prozent Frauen, die an ästhetischen Eingriffen interessiert waren, haben in den letzten Jahren die Männer stark aufgeholt. Heute liegt das Verhältnis bei 70 zu 30.

In der «Gentlemen’s Clinic» in Zürich werden ausschliesslich Männer behandelt. Was sind das für Menschen, die Ihr Angebot von der Haartransplantation bis zur Intimchirurgie nutzen?

Unsere Kunden sind zwischen 18 und 80 Jahre alt. Es sind meist Männer, die in der Mitte des Lebens stehen und einen gewissen ästhetischen Anspruch an sich und die Dinge, die sie umgeben, haben. Meistens wissen unsere Kunden auch schon sehr genau, was sie wollen respektive was machbar ist.

Gibt es Wünsche oder Patienten, die Sie ablehnen?

Das kommt vor. Ich habe auch schon einen Patienten abgelehnt, weil ich ihm mit dem Eingriff keine deutliche Verbesserung in Aussicht stellen konnte. Es gibt aber auch Menschen mit unrealistischen Wünschen, bei denen man sich fragt, ob ihnen bewusst ist, was das wirklich heisst.

Wie erklären Sie sich das?

Das Äussere hat in den letzten zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen.



Woher kommen Schönheitstrends?

Sicher ist: Schönheitstrends sind keine Erfindung der Neuzeit. Diese Gedanken gab es auch schon im Mittelalter und in der Antike. Kleopatra zum Beispiel badete in Ziegenmilch, weil sie glaubte, damit würde ihre Haut schöner werden. Schönheitstrends gab es schon immer. Sie liegen in der Natur des Menschen.

Lassen Schönheitsideale Rückschlüsse auf die Gesellschaft zu?

Auf jeden Fall. Vieles ist oberflächlicher geworden. Ich persönlich empfinde dies als eher negativ. Gleichzeitig ist mir aber auch bewusst, dass wir in einer äusserst schnelllebigen Zeit leben. Trends ändern heute deutlich schneller als vor zwanzig, dreissig Jahren.

In den sozialen Medien geht es heute um Body Positivity. Sprich: Man soll seinen Körper so akzeptieren, wie er ist. Bekommen Sie von diesem Trend etwas mit?

Grosse Trends lösen meistens auch eine Gegenbewegung aus. Und das ist gut so. Ich bin froh, dass es diese Body-Positivity-Bewegung gibt.

Warum?

Es wäre nicht gut, wenn sich alle Menschen unters Messer legen würden.

Warum nicht?

Ich als Facharzt für plastische Chirurgie sehe mich als Problemlöser für spezifische Anliegen. Kunden, die sagen, sie hätten grundsätzlich ein Problem mit ihrem Körper, habe ich nicht so gern. Ich denke, die haben grundsätzlich ein Problem mit dem Leben. Mir sind deshalb Kunden lieber, die ein konkretes Problem beheben wollen – also die zum Beispiel unter Haarausfall oder unter einer Männerbrust, sprich einer Gynäkomastie, leiden. Bei diesen Männern sind die Chancen grösser, dass ich ihnen mit einem Eingriff helfen kann und sie nachher ein zufriedeneres und besseres Leben führen.

Wie wichtig ist Ihnen Ihr eigenes Aussehen?

Natürlich mache ich mir auch hin und wieder Gedanken über mein eigenes Aussehen.

Geht es noch etwas konkreter?

Ich mache ab und zu ein bisschen Botox. Und weil ich gerne noch viele Jahre volle Haare haben möchte, unterziehe ich mich zweimal im Jahr einer PRP-Behandlung.

Was ist das?

Bei dieser Eigenbluttherapie wird mit Plasma-Spritzen drohender Haarausfall bekämpft.

So grundsätzlich: Worauf sollte man auf der Suche nach der passenden Klinik achten?

Die ästhetische Chirurgie ist kein Coiffeur-Besuch. Jeder Eingriff bringt immer auch gewisse Risiken mit sich. Er sollte deshalb in jedem Fall nur von einer Fachärztin oder einem Facharzt für plastische Chirurgie vorgenommen werden.

Der Selbstversuch fand mit Unterstützung von The Gentlemen’s Clinic in Zürich statt.