TV-Tipp Zwangsstörungen: Wenn das Hirn nicht richtig tickt

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3.3.2018

Der XXL-Doku-Abend bei Vox thematisiert Angst- und Zwangsstörungen, die die Betroffenen leiden lassen und von Ärzten oft übersehen werden.

Im deutschen Dschungelcamp 2017 war sie lange die grosse Nervensäge, dann drehte sich die Stimmung, und Hanka Rackwitz zog zunächst Mitleid und schliesslich viele Sympathien auf sich. Am Schluss verliess sie das RTL-Durchhaltelager als Zweite. Ein Erfolg für die einstige «Big Brother»-Teilnehmerin. Nun kommt es zu einem Wiedersehen mit der auch aus «mieten, kaufen, wohnen» (Vox) bekannten TV-Maklerin, die an verschiedenen Angst- und Zwangsstörungen, darunter einer Phobie vor Keimen, leidet. Sie ist eine der Leidenspersonen, die im Zentrum der extralangen Dokumentarberichte zum Vox-Themenabend «Gefangen im Zwang – Wenn das Hirn nicht richtig tickt» stehen.

Ticks sind immer noch ein Tabu-Thema

Wie viele Betroffene in der Schweiz, die meist oft heimlich leiden, und rund zwei Millionen Deutsche hat Hanka Rackwitz eine Zwangsstörung fest im Griff. Anders als der eloquente TV-Star, der 2016 selbst ein Buch zum Thema verfasste («Ich tick' nicht richtig»), fühlen sich viele Betroffene stigmatisiert. Ticks sind ein Tabu-Thema. Höchste Zeit, dass der Sender sich der Problematik zur besten Samstagabendzeit annimmt.

Denn die Menschen, die mit ihren Zwängen zu kämpfen haben, leiden oft nicht nur unter dem Unverständnis ihrer Mitmenschen und der Sorge, möglicherweise sogar als «verrückt» abgestempelt zu werden. Auch die Ärzte können sogenannte Ticks und andere Auffälligkeiten oft nur schwer deuten. Nicht selten werden sie nicht richtig diagnostiziert und als mehr oder weniger ärgerliche «Marotten» abgetan. Dies führt dazu, dass viele Betroffene still leiden und versuchen, ihre Krankheit gegenüber ihrem Umfeld zu verheimlichen. Nicht selten ziehen sich eigentlich stark Hilfsbedürftige komplett aus dem öffentlichen Leben zurück. Die Dokumentation appelliert daran, die Kranken endlich so zu zu akzeptieren, wie sie sind.

Im TV oft belächelt und überzeichnet

Nicht wirklich hilfreich ist, dass viele Ticks in Spielfilmen und Comedy-Serien gerne belächelt werden – allen voran das sogenannte Tourette-Syndrom, das zu unwillkürlichen motorischen Äusserungen, aber angeblich auch oft zu ungebremsten Wut- und Fluch-Ausbrüchen führt. Das ist die etwas überzeichnete Sicht vieler Filme. Wie ernst das Syndrom wirklich ist, erlebt man, als man in der Vox-Dokumentation den gerade mal 13-jährigen Jannik kennenlernt. Er musste früh lernen, mit seiner Tick-Störung umzugehen. Erstmalig fiel sie im Kindergartenalter auf.

Dort machte sich Jannik durch sonderbare Quieklaute bemerkbar, die er offenbar selbst nicht steuern konnte. Keiner seiner Betreuer konnte damals wirklich begreifen, warum er das macht. In der Grundschule verstärkten sich Janniks Ticks. Immer öfter flog er sogar als Störer aus dem Klassenraum. Nun hoffen der Junge und seine Eltern, dass sein Leiden wie bei vielen anderen Betroffenen mit der Pubertät nachlassen oder vielleicht sogar ganz verschwinden könnten. «Damit ich endlich mal wieder normal einschlafen kann und normal aufwachen, ohne irgendwelche Zuckungen», sagt er bei Vox.

«Gefangen im Zwang – Wenn das Hirn nicht richtig tickt» läuft am Samstag, 3. März, ab 20.15 Uhr auf Vox. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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