«Auf und davon» Auswanderer-Paar im «Auf und davon»-Finale: «Ja, wir sind getrennt»

tsch

9.2.2018

Die letzte Folge der diesjährigen «Auf und davon»-Staffel ging zu Herzen. Während das Australien-Abenteuer eine Familie enger zusammengeschweisst hat, geriet eine Ehe in Schwedisch-Lappland dramatisch ins Wanken. In Marokko bastelte ein Opa an den Erinnerungen seines Enkels.

Ist das nicht wahnsinnig langweilig? Monatelang in einem Wagen dahin zuckeln mit einem Ausblick auf nichts als Wüstenlandschaft und zwei Kamel-Popos? Was daran das Grossartige für sie ist, sei den Leuten «schwer zu erklären», weiss Sabrina Blum. In der letzten Folge der diesjährigen Staffel von «Auf und davon» gibt die Familie eine fast philosophische Antwort auf diese Frage. Während sich in Marokko nach zähem Ringen am Ende alles in Wohlgefallen aufzulösen scheint, nahm das Geschehen in Schwedisch-Lappland eine dramatische Wendung: Das Ehepaar Hensler hatte sich getrennt. So unterschiedlich die Typen, Geschichten und Regionen in diesem Jahr waren - eine Gemeinsamkeit gab es am Ende von Lappland über Essaouira bis hinein in die Tirari-Wüste: Die beste Motivation sind die Kinder!

«Das ganze Leben ist eine Reise»

Alltag im Outback: Mit den ersten Sonnenstrahlen aufstehen, vor Sonnenuntergang einen Schlafplatz suchen und Feuer machen, dazwischen Wasser suchen und Brennholz ... Familie Blum spielt Karten im Schein der Stirnlampen, die Kinder werden im gleichen pinken Zuber gebadet, aus dem später die Kamele trinken. Sie backen Brot im Topf. Bei dem Familienabenteuer in der Wildnis kommt es nicht so sehr darauf an, die grosse weite Welt zu entdecken, sondern vielmehr darauf, sich auf das Essenzielle zu konzentrieren und dadurch Freiheit zu gewinnen. Und was die Kinder Naira und Amira dabei alles lernen! «Überm Feuer zu kochen, wie man mit Tieren umgeht, das Leben miteinander, die Fantasie wird gefördert...», zählt Mutter Sabrina auf.

«Die Kinder nehmen Erinnerungen mit, die sie nirgends kaufen können», weiss Sabrina. Papa Markus macht das «als Mann» auch stolz, «dass ich jetzt so viel Zeit mit ihnen verbringen kann.» Die Erwachsenen geniessen noch etwas anderes an diesem dreimonatigen Trip durch das australische Outback mit Wagen und zwei Kamelen: «Einfach gehen, seinem Herzen und seinem Bauch folgen. Nicht denken: Man muss...» Markus wird sogar philosophisch: «Es ist eine innere Reise schlussendlich.»

Am Ende dieser letzten «Auf und davon»-Episode hat der Alltag in Davos die Familie wieder. Die Kinder zeigen ihre Andenken (Schlangenhaut) und möchten lieber draussen essen. Die Eltern schauen Videos von ihrem Kamel-Trip und denken schon an die nächste Reise. «Der Gwunder ist gross und immer grösser, Neues und Anderes zu entdecken», erklärt Markus. «Das ganze Leben ist eine Reise.» Die Mongolei wäre vielleicht ein nächstes Ziel... Ob sie die «Auf und davon»-Zuschauer dann wieder mitnehmen?

«Der Preis ist zu hoch»

Wenn Familie Hensler geahnt hätte, wohin ihre Reise sie führen würde... «Zwischenmenschlich hat es sich nicht gelohnt, nein. Der Preis ist zu hoch», resümiert Max Hensler irgendwann.

Die Ferienanlage ist immer besser in Schuss, Henslers haben renoviert, gebaut, die Norrsken Lodge hat jetzt eine riesige Terrasse, eine Sauna und einen neuen Hot Tub. Und: «Der Umsatz war besser als erwartet.» Kurz: Yasmine und Max haben ihre Vision umsetzen können. Allerdings ist die Stimmung trübe, denn sie haben sich darüber verloren.

«Ja, wir sind getrennt. Es ging nicht mehr, es war eine schwierige Situation», erklärte Max. «Ich habe mich verlassen und allein gefühlt, ich musste etwas verändern.» Zu dem Zeitpunkt war er aus dem Haupthaus ausgezogen in eine seiner Ferienhütten. Doch Yasmine und er haben eine Entscheidung gefällt: Für das Geschäft und vor allem für die beiden Söhne wollen sie sich trotz allem durchbeissen statt hinschmeissen.

Lob an die Macher

Gerade in diesen Episoden in Schwedisch-Lappland zeigte sich die besondere Qualität dieses Sendeformats: Der feinfühlige Umgang des Reporter- und Kamerateams mit den Protagonisten. Es wurden die richtigen Fragen gestellt, ohne die verletzten Parteien bloss- oder auszustellen. Auch Yasmine und Max kann man an dieser Stelle mal Hochachtung zollen: In dieser unangenehmen Situation brachten sie den Mut und die Kraft auf, ihre Geschichte vor der Kamera zu erzählen.

«Selten so gut funktioniert...»

Yasmine beweist Kampfgeist: lernt Schwedisch, arbeitet sich ins Geschäft ein, verbringt trotz der Verletztheit Familienabende mit ihren beiden kleinen Buben und mit Max. «Die beiden sind es wert und haben es verdient, dass wir als Eltern mit- und nebeneinander funktionieren.» Erstaunlicherweise stellte Max fest: «Wir haben selten so gut funktioniert wie jetzt. Ich weiss nicht, ob wir das wieder hinbiegen. Die Zeit wirds zeigen.» Ganz am Ende berichtet die Stimme aus dem Off: Gute Nachrichten aus Schweden, Henslers lassen ausrichten, sie habens wieder hinbekommen!

«Spinnst eigentlich?»

Was hat das Marokko-Abenteuer in der Ehe von Jean-Marie Suter und Cornelia Breitschmid zutage gefördert? «Wir haben vorher gewusst, dass wir uns aufeinander verlassen können», sagt sie. «Aber jetzt mussten wir es anwenden», lacht er. Es hat funktioniert.

Die beiden scheinen angekommen. Haben sich zum Beispiel daran gewöhnt, dass immer erst mal Tee getrunken wird, ehe es ans Eingemachte geht. Es habe Zeiten gegeben, da sei Jean-Marie nachts aufgewacht und habe sich gefragt «Wo bin ich?» und «Spinnst eigentlich?» - so weit fortzugehen von seinen acht Kindern und (bislang) acht Enkeln! «Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es ja nicht weit weg ist von Europa.» Die Hälfte der Kinder habe ihn bereits besucht und erfreut festgestellt, dass der Vater ja nun auch viel mehr Zeit für sie habe...

Je länger, je lieber

Cornelia blüht in ihrer neuen Heimat immer mehr auf. Auch wenn «die administrativen Sachen» mitunter nervtötend lange dauern - und sie immerhin ihren ersten Traum von der eigenen Ferienanlage gekostet haben. Sie ist nach wie vor begeistert von der Freundlichkeit der Leute. «Ich vermisse wirklich das alte Leben überhaupt nicht», erklärt die ehemalige Leiterin des Aargauer Sozialdienstes voller Überzeugung. «Je länger ich hier bin, umso besser gefällt es mir sogar.»

Nun wird Schritt für Schritt die gemietete Villa mit Pool und viel Umschwung zum Bed and Breakfast ausgebaut. Und Jean-Marie hat nicht nur seine Pfeifenwerkstatt aus der Schweiz importiert, sondern sich noch einen anderen Traum erfüllt: Er hat eine Eselin namens Arba gekauft. Auf der soll der nächste Besuch reiten, sein kleiner Enkel Amon. So möchte Jean-Marie ihm dereinst in Erinnerung bleiben: «Später wird er sagen, der ist ein bisschen ein Verrückter gewesen, der hatte Esel und ist nach Marokko ausgewandert...» Und wäre Jean-Marie nicht so, dann hätten auch wir als Zuschauer nur halb so viel Spass mit dieser Staffel gehabt!

Die letzte Folge von «Auf und davon» lief am Freitag, 9. Februar, um 21 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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