Finale «Promi Big Brother»: «Nie ever wieder!»

Von TV-Experte Gion Mathias Cavelty

24.8.2019

Es gibt einen Satz aus der gestern Abend zu Ende gegangenen siebten Staffel von «Promi Big Brother», der das Potential hat, uns hoffnungsvoll zu stimmen. Er stammt von Joey Heindle und lautet: «Ich werd' nie wieder so ein Format machen – nie ever wieder!»

Nie ever wieder. Ein wahrlich grosses Versprechen! Wird sich Joey daran halten? Schön wär's. Es wäre ein erster Schritt dahin, dass keiner, wirklich keiner (und sei es auch ein noch so verzweifelter X-, Y- oder Z-Promi) mehr bei einer so unwürdigen Inszenierung wie «Promi Big Brother» mitmachen will. Und wenn keiner, wirklich keiner mehr bei einer solchen Sendung mitmachen will, dann gibt es auch keine solchen Sendungen mehr. Logisch, nicht wahr?

Die ersten paar Jahre (also Anfang des Jahrtausends) hat einem das In-einen-Container-gesteckten-Leuten-Zuschauen noch irgendwie Spass gemacht. Doch was in den letzten zwei Wochen «PBB» zu sehen war, war das pure Gegenteil von Spass. Oder empfinde nur ich das so? Bin ich einfach älter und humorloser geworden, oder – noch schlimmer – ein Menschenfreund?

Kuckt wirklich jemand freiwillig zu, wenn eine erwachsene Frau (Theresia Fischer, ehemalige Teilnehmerin bei «Germany's Next Top Model») mit einem Plüschmurmeltier namens Herbert spricht, als wäre sie eine Dreijährige? Oder wenn dieselbe Theresia Fischer vor laufender Kamera ein Klo putzt und dabei Sätze von sich gibt wie «Wer hat so geschissen? So ein harter Schiss, ey!» Oder wenn Frau Fischer mit den anderen Insassen hysterisch in der «PBB»-Penny-Markt-Filiale herumrennt, um Ketchup oder Chips durch einen Scanner zu jagen, als ginge es um ihr Leben?

Frau Fischer stand dann jedenfalls gestern als eine von ursprünglich zwölf Kandidaten im Finale; nebst ihr hatten das auch noch eine gewisse Janine Pink (laut Wikipedia «eine deutsche Laiendarstellerin») und ein Typ namens Tobi Wegener (ehemaliger «Mitwirkender bei Love Island») geschafft. Und, natürlich, Joey Heindle, «RTL-Dschungelkönig 2013».

«Best of» in dicken Anführungszeichen

Es dauerte sage und schreibe 88 Minuten, bis die Viertplatzierte die Big-Brother-Anlage verlassen musste (es war, falls es jemanden interessiert, Theresia mit ihrem Plüschvieh). 88 von Sat 1 sinnlos totgeschlagene Minuten.

Es folgten: irgendwelche Zeltplatz-Spielchen. Campingstühle-Aufstellen, Schlafsäcke zusammenrollen und in die Hülle stopfen, was man halt auf einem Zeltplatz machen zu müssen meint. Und «Best of»-Rückblick-Clips («Best of» in dicken Anführungszeichen).

Nach 133 Minuten war der Drittletzte raus: Tobi

Weitere Minuten wurden gekillt mit dem für solche Show typischen, kläglichen Gerede darüber, «was für eine tolle Lebenserfahrung» das Ganze doch gewesen sei, wie man «über sich selbst hinausgewachsen» sei, wie man «immer auf sein Herz hören», «sich selbst bleiben», «sein Bestes geben» solle.

Um 23.27 Uhr (sprich: nach 192 Minuten) wurde endlich der Sieger (und Gewinner von 100'000 Euro Preisgeld) verkündet: dabei handelte es sich selbstverständlich um Joey Heindle. Ah nein, kleiner Moment: der Sieger heisst ... wie bitte? Janine Pink? Die deutsche Laiendarstellerin aus ... Augenblick, nochmals schnell Wikipedia konsultieren … den Daily Soaps «Köln 50667» und «Leben.Lieben.Leipzig»? Und Joey? Nur Zweiter???

Joey, das ist ein Zeichen von ganz oben! Erinnerst du dich daran, dass du irgendwann in einer Folge von «PBB» zu einem deiner Mitstreiter gesagt hast: «Du kannst mich alles nennen, aber nicht dumm»?

Ja – ich glaube tatsächlich, dass du nicht dumm bist, Joey. Und genau deswegen solltest du bitte dein Versprechen mit dem «nie ever wieder» (du weisst schon) halten. Aber irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass du bald wieder auf unseren TV-Bildschirmen auftauchen wirst … was? Du hast bereits zugesagt, in der nächsten Staffel von «Dancing on Ice» mitzumachen, mit deiner Freundin Ramona Elsener als Profi-Coach?

Na, dann herzlichen Glückwunsch und Kudos für so viel Konsequenz!

«Promi Big Brother» lief Freitag, 23. August, um 20.15 Uhr auf Sat.1. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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