«Bluewin» war dabei «Bestatter»-Dreh im Brügglifeld: Wenn der FC Aarau nur Statist ist

Cilgia Grass

5.10.2017

Diese Woche wurde die neuste «Bestatter»-Staffel zu Ende gedreht. «Bluewin» war beim Schlussspurt im Aarauer Brügglifeld dabei – und traf dabei unter anderem auf die bestens gelaunten Herren «Doerig» und «Semmelweis».

«Und jetzt das Ganze mit Ton!», ruft die Aufnahmeleiterin. Die rund 240 Statisten auf der Tribüne atmen auf. Die Spieler des FC Aarau auch. Vorher mussten sie ein paar Mal durchspielen, wie die Mannschaft unter Buhrufen der Zuschauer in den Katakomben verschwindet – aber vollkommen lautlos. Eine komische Situation.

Es ist der zweitletzte Drehtag der sechsten «Bestatter»-Staffel. Am Entstehen ist Episode fünf. Was für einen Fall die «Bestatter»-Truppe konkret lösen muss? Zu viel will mir natürlich niemand verraten. Martin Ostermeier, der den schrulligen Gerichtsmediziner Alois Semmelweis spielt, bringt etwas Licht ins Dunkel: «In den Katakomben des Brügglifeld wird eine Leiche gefunden», erzählt er mir. Aha. Und er muss dann wohl subito ran und seine ersten Eindrücke zur Todesursache abgeben? «Nein. Semmelweis sitzt zusammen mit seinem Vater, der zu Besuch gekommen ist, und Doerig auf der Tribüne und bekommt nichts mit. Die Leiche sehen wir erst am nächsten Tag», so Ostermeier. Es spielt übrigens der echte FC Aarau gegen eine Statisten-Truppe, die den FC Vaduz mimt (die reale Mannschaft anreisen zu lassen, wäre ein bisschen zu aufwendig gewesen).

Sie schauen sich zusammen das Fussballspiel an, während im Innern des Stadions jemand zu Tode kommt (v.r.): Reto Doerig (Samuel Streiff), Alois Semmelweis (Martin Ostermeier) und Papa Semmelweis (Helmut Berger).
Sie schauen sich zusammen das Fussballspiel an, während im Innern des Stadions jemand zu Tode kommt (v.r.): Reto Doerig (Samuel Streiff), Alois Semmelweis (Martin Ostermeier) und Papa Semmelweis (Helmut Berger).
Bild: SRF/Sava Hlavacek

In den Katakomben nimmt sich Kommissarin Anna-Maria Giovanoli alias Barbara Terpoorten des Falls an. Ich sehe sie kurz hinter einer Absperrung vorbeihuschen und dann mit wehendem Pferdeschwanz und einem fröhlichen Gesicht im Inneren des Stadions verschwinden. Leider wird dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit gedreht.

Ein etwas anderer Match für den FC Aarau

Dafür bekomme ich bestens mit, was auf und neben dem Platz passiert. Am Spielfeldrand stehen unter anderem Aarau-Stürmer Patrick Rossini und sein Verteidiger-Kollege Damir Mehidic und warten gespannt auf ihren Einsatz. «Schiedsrichter» Daniel Rohr («Sennentuntschi», «Achtung, fertig, Charlie!») nutzt die kurze Drehpause, um zu telefonieren. Ein Produktionsverantwortlicher lotst mit fester Stimme Statisten auf die Zuschauerplätze. «Wer jetzt noch reinkommt, bitte auf die linke Seite setzen!» Die vermeintlichen Fussballfans sind seit fünf Stunden im Einsatz. Gerade eben konnten sie sich an einem der Essensstände verpflegen. Der Duft von leckeren Pommes Frites hängt noch in der Luft.

Aarau-Verteidiger Damir Mehidic (in Rot, mit der Rückennummer 44) wartet, bis es losgeht.
Aarau-Verteidiger Damir Mehidic (in Rot, mit der Rückennummer 44) wartet, bis es losgeht.
Bild: Bluewin

Während mein Magen leicht zu knurren anfängt, steht plötzlich «de Doerig» vor mir respektive Samuel Streiff. Auch von ihm versuche ich natürlich, mehr Informationen zum Fall zu bekommen, der hier gerade abgedreht wird. «Erwachsene Männer sind ja manchmal etwas überfordert, wenn sie mehr als vier Stunden alleine mit ihren Eltern verbringen müssen. Doerig greift Semmelweis darum ein wenig unter die Arme», erzählt er mir. Weil es kalt ist, sitzen wir inzwischen in einem kleinen Kabäuschen, wo neben uns Schnittassistent John die gerade geschossenen Bilder begutachtet und die weniger gelungenen Aufnahmen aussortiert. Es ist gleichzeitig auch der Ort, an dem sich die Crew ein Mineralwasser oder eine Banane schnappen kann, falls sich zwischendurch der Hunger meldet.

Ob er denn sonst auch beim Fussball anzutreffen ist, will ich von Samuel Streiff wissen. Dieser lacht. «Ich habe früher mit den Kollegen 'getschuttet'. Aber eigentlich mache ich lieber selber Sport, als anderen dabei zuzusehen.» Er fahre zum Beispiel recht gut Ski. «Und schnell», fügt er verschmitzt an.

Ein glückliches Tor

Draussen wird gejubelt: Beim imaginären Spiel ist ein Tor gefallen. Nicht das erste. «Wir haben vorhin eine Szene gedreht, in der ich Semmelweis und seinem Vater ein Bier bringe. Da gabs zufällig auch ein Goal, das jetzt hinten unscharf im Bild zu sehen ist», erzählt Streiff. «Das hat genau gepasst. Hätten wir das so haben wollen, hätte es wahrscheinlich drei Tage gedauert, um es zu drehen. Vielleicht kann man den Take brauchen, mal schauen.»

Inzwischen hat sich Semmelweis, pardon, Martin Ostermeier zu uns gesellt. Ich bitte die beiden Herren, die ihre «Bestatter»-Nebenrollen so cool spielen, dass man sie dafür einfach lieben muss, um ein Foto. Mit dem FC Aarau im Hintergrund.

Samuel Streiff verabschiedet sich, er muss wieder an die Arbeit. Martin Ostermeier verrät mir derweilen, dass er in seiner Jugend selber Vorstopper gespielt hat und ein bisschen für den FC Nürnberg fant. Weil man da so schön mitleiden kann, beim ewigen Auf und Ab. Im Brügglifeld war er noch nie, aber vor kurzem an einem Match zwischen GC und dem FC Basel. «Wegen des Göttikinds, sonst wäre ich nicht gegangen», so Ostermeier. Ihm geht der moderne Fussball etwas auf die Nerven. «Wenn die Spieler nach einer Partie den Mund aufmachen, kommen nur Sätze heraus, bei denen sie wissen, dass sie konform sind mit dem, was sie sagen müssen. Da fehlt ein bisschen die Ehrlichkeit und dass man die Leute wirklich spürt.»

Ein Hoch auf die Maske

Bevor auch Ostermeier entschwindet und den letzten Aufnahmen von der Spielerbank aus zuschaut, zeigt er mir noch sein linkes Ohr. Respektive das linke Ohr von Semmelweis, das seit einem missglückten Mordanschlag versehrt ist. «Die Maske braucht dafür bloss fünf Minuten», so Ostermeier. «Die drücken mit dem dünnen Ende eines Kamms da jeweils eine Delle rein.» Sieht wahnsinnig echt aus.

Martin Ostermeier zeigt sein Ohr, das die Maske vor jedem Dreh herrichten muss, was allerdings nur fünf Minuten dauert.
Martin Ostermeier zeigt sein Ohr, das die Maske vor jedem Dreh herrichten muss, was allerdings nur fünf Minuten dauert.
Bild: Bluewin

Auch ich stelle mich nochmals an den Spielfeldrand. Da heisst es aber schon «Alles im Kasten!». Der «Tönler» kommt und greift «Schiri» Daniel Rohr unter das Shirt, um die Mikrofonverkabelung von der nackten Haut zu lösen. Rohr verzieht kurz das Gesicht, als ihm ein paar Brusthaare ausgerissen werden. Dann grinst er. Er freut sich wohl auch auf den Feierabend.

Ich verlasse das Brügglifeld mit einem Strom von Statisten Richtung Bahnhof. Vor mir läuft ein Vater mit seinem Sohn. «Super hesch das gmacht!», sagt er und klopft dem Dreikäsehoch auf die Schulter. Dieser hüpft freudig auf und ab. Die Mutter sagt: «Das isch lässig gsi.» Dem kann ich mich nur anschliessen.

Die neue «Bestatter»-Staffel startet am Dienstag, 2. Januar, auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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