So war Lady Di Schweizer Personal Trainer Jason Steele: Das hat Diana gefehlt

Anna Blume

29.1.2018

Er war der Mann, dem die Prinzessin der Herzen ihren Körper und ihre Fitness anvertraute. Der Schweizer Jason Steele erzählt «Bluewin», wie er sich an seine berühmte Kundin erinnert, und was er dieses Jahr ihr zu Ehren plant.

Für die meisten ist sie ein Mythos, ein Phänomen. Für Jason Steele (49) war sie wie eine Freundin. Der Schweizer war bis zu ihrem Tod im Jahr 1997 der Personal Trainer von Lady Di (†36). Der Aargauer erzählt exklusiv auf «Bluewin», wie eine Sportlektion mit Diana ablief, was sie auszeichnete und wieso auch die meist fotografierte Frau der Welt figurmässig nicht perfekt war.

«Bluewin»: Wie kam es zu Ihrem Engagement für Prinzessin Diana?

Jason Steele: Ich war am richtigen Ort. Ich war im Londoner Soho Gyms angestellt, in dem die Prinzessin mit einer Trainerin arbeitete. Ich unterrichtete einen prominenten Kunden, mit dem ich es sehr lustig hatte. Bei Dianas Workout wurde hingegen nicht so viel geredet. Eines Tages bekam ich einen Anruf vom Palast und wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, Lady Di zu trainieren. Ihr hat wahrscheinlich die Art gefallen, wie ich meinen Klienten unterrichtet habe: intensiv, aber mit Spass. Ich war sehr glücklich, dass sie zu mir wollte. Da wir uns vom Sehen schon kannten, war es nicht so ein Schock, wie es gewesen wäre, wenn wir uns noch nie gesehen hätten.

Wie lief ein Training mit Diana ab? Gab es Sicherheitschecks?

Die werden schon geguckt haben, wer ich bin. Ganz am Anfang war ein Polizist dabei, aber er kam schnell nicht mehr mit. Wir waren immer allein und ungestört. Heute, in Zeiten von Facebook, Instagram und Handys, wäre das unmöglich. Damals hat das perfekt funktioniert.

Hat man das komplette Studio für sie reserviert?

Ja, wir haben zwei bis drei Mal die Woche trainiert. Sie kam meistens morgens um halb acht, eineinhalb Stunden vor der regulären Öffnungszeit, in Sportklamotten die Treppe hochgesprungen und wir konnten direkt loslegen.

Hat sie auch in Trainingskleidern diese Wahnsinns-Ausstrahlung gehabt?

Klar. Sie war ja die meist fotografierte Frau der Welt. Aber natürlich haben die Paparazzi immer auf Momente gewartet, in denen sie nicht so toll aussah. Sie hat das amüsiert, sie hat dann zu mir gesagt: «Hast du das Foto gesehen? Wir müssen diese Stelle unbedingt härter trainieren!»

Hatte sie Problemzonen?

Gibts Frauen, die keine haben? Sie hatte eine ganz andere Garderobe als die Durchschnittsfrau, viel Schulterfreies etc., und musste darin gut aussehen. Und sie hat zwei Kinder geboren sowie die Bulimie durchgemacht. Sie hat körperlich sehr gute Voraussetzungen gehabt. Aber sie war nicht perfekt. Auch, weil es die Zeit nicht erlaubt hat, daran ausreichend zu arbeiten.

Stimmt es, dass Diana mal forderte, Sie müssten mit ihr mehr an Po und Oberschenkeln arbeiten wegen Cellulite?

Ja, das passierte, als sie mal im Leoparden-Badeanzug fotografiert worden war, sie war in einem ungünstigen Moment abgelichtet worden. Sie hat das mit Humor genommen. Wir haben aber generell den ganzen Körper trainiert.

Gab es Übungen, die sie weniger mochte?

Alles, was etwas intensiver war und ein bisschen schmerzt, fand sie nicht so toll, aber das ist normal. Auf dem Laufband war sie sehr gerne, weil sie ja nicht im Park laufen konnte. Am Anfang hatten wir ein Zielsetzungs-Gespräch, aber wir haben im Grunde nichts Spezielles gemacht. Für die perfekten Ergebnisse hätte ich 24 Stunden angestellt sein müssen und ihr gesagt, das darfst du nicht essen, jetzt musst du ins Bett etc. Aber wenn man nur eine Stunde mit jemanden zusammen ist, der so ein dichtgedrängtes Programm und so einen unregelmässigen Rhythmus hat, ist es sehr schwer.

Haben die Royals denn so einen Stress?

Momentan steht das Königshaus in der Kritik, weil die Mitglieder zu wenig arbeiten. Aber Diana hatte sehr viele Termine, weil sie für so viele Charity-Organisationen tätig war. Am liebsten hätte sie jeden Tag trainiert, aber in manchen Wochen konnte sie kaum zwei Mal kommen.

Vor ihrem Tod war sie mit Dodi al Fayed zusammen. Haben Sie sie glücklich erlebt?

Auf jeden Fall. Es gab damals viele Gerüchte über eine mögliche Schwangerschaft oder einen Heiratsantrag. Darüber haben wir nicht gesprochen, aber ich weiss, dass sie sehr glücklich war.

Bewahren Sie Erinnerungsstücke auf?

Ja, ich besitze noch die Einladung zur Beerdigung und eine Rechnung. Was ich nicht habe, ist ein Foto von uns beiden. Wie hätte ich das machen sollen? Handys gab es ja noch nicht. Wir haben im geschlossenen Raum gearbeitet, wir wurden nie fotografiert. Ich hätte natürlich nie gedacht, dass das Ganze so schnell ein Ende findet.

Dieses Jahr jährt sich Dianas Todestag zum zwanzigsten Mal. Wie häufig denken Sie noch an sie?

Ich bin sicher einmal im Monat in London und in der Gegend, in der wir zusammen trainiert haben. Wenn ich am Kensington Palast vorbei laufe, kommt mir immer die Szene in den Sinn, als die vielen Blumen vor dem Tor lagen. Die Erinnerungen sind noch so klar. Für mich ist dieses Jahr sehr speziell, weil ich auch etwas beitragen möchte. Ich möchte Dianas Wohltätigkeits-Organisationen etwas zurückgeben, als Dankeschön.

Was planen Sie?

Ich plane, im Kensington- oder Hyde-Park ein Bootcamp für alle zu organisieren, am liebsten zusammen mit Soho Gyms, dem Fitnesscenter, in dem ich mit ihr trainiert habe. Die Eintrittsgelder dafür spende ich an eine von Dianas Wohltätigkeitsstiftungen.

Wenn Sie an Diana denken, was kommt Ihnen als erstes in den Sinn?

Sie war so ein positiver Mensch, in allen Belangen. Sie war immer gut gelaunt, selbst, wenn sie schlechte Presse hatte. Sie hat weiter gelächelt und war sehr fokussiert, das hat mich beeindruckt. Selten trifft man einen Menschen, der so viel durchmacht und trotzdem jeden Tag das Gute sieht.

Und ihre Essstörung?

Davon war nichts zu merken, als wir trainierten. Sie hatte vor meiner Zeit Bulimie. Ich wusste das, aber wenn man mit einer Person nicht 24 Stunden zusammen ist, sind solche Sachen schwer kontrollierbar. Als wir uns trafen, hatte sie eine glückliche Phase. Sie hat einen extremen Druck gehabt in vielen Bereichen, aber die negativen Sachen hat sie bei mir nie gezeigt, sie hat sich nie beschwert. Höchstens mal um Rat gefragt. Das war für mich anfangs komisch. Wenn sie auf dem Laufband war und es kam ein Beitrag über sie im TV, wollte sie wissen, wie ich das machen würde oder damit umgehen würde. Ich dachte immer: Was soll ich nur sagen? Ich bin ja kein royaler Ratgeber. Aber für sie war es wichtig, mit Leuten, die normal leben, in Kontakt zu stehen. Es wäre viel mehr zu solchen Gesprächen gekommen, wenn wir weiter trainiert hätten. Für sie wäre es sicher schön gewesen, wenn wir mal im Pub gemütlich einen gespritzten Weissen getrunken hätten. Solche Sachen haben ihr gefehlt und hätten ihr sicher gut getan.

Wie erinnern Sie sich an ihren Todestag?

Mich hat das total überrumpelt. Ich habe an dem Tag keine Nachrichten gehört, bin das Fitnessstudio aufschliessen gegangen - da lagen schon Blumen vor der Tür. Ich dachte zuerst, es sei jemand auf der stark befahrenen Strasse davor überfahren worden. Dann läutete das Telefon nonstop. Als ich das erste Mal abnahm, habe ich die schlimme Nachricht erfahren. Es hat mich wie ein Schlag getroffen. Ich konnte nicht weiterarbeiten, es war, als ob jemand aus der Familie oder ein Freund gestorben wäre. Ich bin heim und habe an dem Tag nichts mehr gemacht. Auch die Beerdigung war sehr emotional.

Sie waren zur Beerdigung eingeladen?

Ja. Speziell war, dass man sitzen konnte, wo man wollte. Die ersten Reihen waren für die Familie reserviert. Da ich sehr früh dort war, konnte ich ganz vorne Platz nehmen. Und so habe ich das sehr intensiv erlebt. Das habe ich noch ganz stark in Erinnerung. Es war das erste und letzte Mal, dass ich in Westminster Abbey war. Ich hatte sehr guten Blick auf Harry und William und auch auf Dianas Bruder Charles Spencer, als er seine Rede hielt. Das ist mir eingefahren.

Wie leben Sie heute?

2005 bin ich in die Schweiz zurück gekehrt. Heute lebe ich mit meiner Frau und zwei Töchtern im Aargau und arbeite teils als selbständiger Personal Trainer, teils in einem Fitnessstudio in Aarau.

Kommen Leute zu Ihnen ins Training, weil sie wissen, dass Sie für Lady Di gearbeitet haben?

Ja, das gibts.

Sie haben auch andere Promis trainiert. Was unterscheidet Diana von ihnen?

In England habe ich auch mit Claudia Schiffer und Joan Collins gearbeitet. Was sie unterscheidet? Ganz sicher die positive Ausstrahlung und Fröhlichkeit. Die haben andere nicht in dem Ausmass, wie Diana. Mit ihr habe ich ganz seriös trainiert, aber wir hatten auch viel Spass.

Zur Person: Jason Steele hat einen englischen Vater und eine österreichische Mutter. Er kam 1968 in Grossbritannien zur Welt, zog nach der Trennung seiner Eltern im Alter von zwölf Jahren mit der Mutter in die Schweiz. Mit 19 Jahren ging zurück nach London, wo er als Personal Trainer arbeitete. Mit 37 Jahren kam er wieder in den Aargau. Er ist mit einer Schweizer Personal Trainerin verheiratet, das Paar hat zwei Mädchen (3 und 1 Jahre alt). Steele ist selbständiger Personal Trainer, bietet auf www.steele-fit.com Bootcamps und Webcam-Lektionen an und arbeitet in einem Fitnesscenter in Aarau.

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