«Psychisch vergewaltigt» Wie eine Sektenführerin Michelle Hunziker alles nahm

tsch

26.9.2018

Sie ist wunderschön, erfolgreich und glücklich verheiratet. Doch fünf Jahre lang ging Michelle Hunziker in einer Sekte durch die Hölle. Nun spricht sie offen wie nie über ihre schwerste Zeit.

Mit ihrem Lächeln erhellt Michelle Hunziker jeden Raum, den sie betritt. Doch für fünf Jahre war es vollständig erloschen: Mit 23 geriet die Moderatorin in die Fänge einer Sekte. Eine schmerzhafte Erfahrung, die sie sich nun in ihrem Buch «Ein scheinbar perfektes Leben» von der Seele redet – um andere zu warnen. Denn niemand weiss besser als die 41-Jährige, dass selbsternannte Life-Coaches Menschen in ihren schwächsten Momenten skrupellos manipulieren.

«Ich begann damals, Probleme zu haben, obwohl ich glücklich hätte sein müssen», erinnert sich Hunziker in «Bild», wie sie an Giulia Berghella und ihre «Krieger des Lichts» geriet. «Ich war mit Eros Ramazzotti verheiratet, wir hatten ein Baby, aber wir durchlebten eine kleine Krise. Und hinzu kam, dass ich seit sechs Jahren keinen Kontakt mit meinem Vater hatte, der Alkoholiker war. Heute würde ich zum Psychologen gehen, aber damals war ich naiv und hätte das schrecklich gefunden».

Michelle Hunziker durchlebte mit Anfang 20 die schwerste Zeit ihres Lebens: Sie war einer Sektenführerin auf den Leim gegangen.
Michelle Hunziker durchlebte mit Anfang 20 die schwerste Zeit ihres Lebens: Sie war einer Sektenführerin auf den Leim gegangen.
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Sogar ihr Sexleben wurde kontrolliert

Stattdessen suchte sie Hilfe bei Giulia Berghella, die sie im Buch Clelia nennt. Bald schon hatte die Sektenführerin ihren prominenten Neuzugang genauso unter Kontrolle wie ihre anderen Opfer: «Wir mussten uns Reinigungsritualen unterziehen und eine extrem strenge vegane Diät halten. Meine Wohnung war so sauber wie ein Operationssaal. Wir trugen alle Weiss oder helle Farben. Wir durften bei Zusammenkünften keine Schuhe tragen und unsere Hände mussten mehrmals gewaschen sein. Und in den besten Jahren meines Lebens von 23 bis 27 musste ich enthaltsam leben», erinnert sich die gebürtige Tessinerin. Heute weiss sie: «Clelia hat mich und uns alle psychisch vergewaltigt».

Die selbst ernannte «Meisterin» nahm Hunziker alles – allen voran ihr Geld: «Zu Beginn hat sie 50 Euro pro Therapie genommen. Am Ende lebten fast alle von mir. Sie haben mein Management und meine Verträge gemacht. Ich kann es nur schätzen: eine oder zwei Millionen Euro, vielleicht auch mehr?» Im Zuge ihrer Gehirnwäsche brach Michelle Hunziker den Kontakt zu ihrer Mutter ab, auch ihre Ehe mit Eros Ramazotti zerbrach.

Für ihre Tochter gab sie die Sekte auf

Erst ihre damals achtjährige Tochter Aurora (21) liess sie erkennen, wie sehr sie sich von sich selbst und ihren Lieben entfernt hatte: «Sie sagte mir damals: ‹Ich will meine blonde lachende Mama wieder zurück.› Das war wie ein Stich tief in mein Herz. Und der Beginn, mich zu lösen», erinnert sich die dreifache Mutter.

Obwohl es viel Zeit kostete, sie psychologisch wieder aufzubauen, empfindet Michelle Hunziker heute keinen Hass für ihre Peinigerin: «Sie hat mir vieles genommen und mir sehr wehgetan. Aber nein, ich hasse sie nicht», sagt die Blondine über Giulia Berghella. «Ich bin selbst für all das, was mir widerfahren ist, verantwortlich. Ich hätte Nein sagen können».

Inzwischen ist Michelle Hunziker wieder glücklich. Als Moderatorin ist sie sowohl in der Schweiz, Italien als auch Deutschland sehr gefragt, hat sich wieder mit ihrer Mutter versöhnt und mit Tomaso Trussardi (35) ihre grosse Liebe gefunden. Das hilft, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten: «Ich glaube, dass alles im Leben seinen Sinn hat und mein Leben heute wunderbar ist.»

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