Popstar und Paradiesvogel Was macht eigentlich Cindy Lauper?

textlab

3.3.2019

In den 80ern wollte sie Spass haben, danach ging es für sie bergab. Doch Cindy Lauper hat die Kurve gekriegt und zelebriert heute ihren Kult-Status.

Wenn man heute an Pioniere der weiblichen Popmusik denkt, wird Cindy Lauper oft vergessen. Doch die US-Amerikanerin mit Schweizer Wurzeln gehört auch zu jenen Frauen, die neue Wege beschritten haben. Mit ihren bunten Haaren, den knalligen Klamotten und befreienden Gute-Laune-Hymnen wie «Girls Just Wanna Have Fun» war Lauper so etwas wie das erste «Rrriot-Girl» der Popmusik – und das lange, bevor es Begriffe wie «Girlpower» überhaupt gab.

Trotzdem: Mit ihrer Selbstbestimmung und ihrem freien Geist war Lauper so etwas wie die Mutter von Acts wie den Spice Girls oder Lady Gaga. Denn obwohl ihre Songs immer massentauglich waren, scheute sie sich nicht, kontroverse Themen anzugehen. Ihr Hit «She Bop» etwa war eine Ode an die weibliche Selbstbefriedigung, und in Balladen wie «True Colors» oder «Time After Time» zeigte die New Yorkerin ihre ernsthafte Seite.

Misslungener Imagewechsel

Geholfen hat Lauper bei ihrem Aufstieg auch MTV. Als eine der ersten Pop-Frauen setzte sie konsequent auf das neue Format Musikvideo. Ihre Filmchen – oft mit Wrestling-Figur Lou Albano in der Rolle ihres im wahren Leben abwesenden Vaters – prägten die 80er genauso wie die Clips einer anderen starken New Yorkerin: Madonna wurde 1984 als Gegenspielerin von Cindy Lauper lanciert, auch sie mit zerrissenen Klamotten und wilden Frisuren. Manch ein Kritiker setzte sein Geld dazumal auf Lauper, doch heute weiss man: Es kam anders.

Nachdem sich das Album «She’s so Unusual» über 17 Millionen Mal verkauft hatte und Lauper zu einem der grössten Stars der 80er Jahre wurde, wollte sie die Plattenfirma auf das Image des ausgeflippten Pop-Paradiesvogels festnageln. Der eigenwilligen Sängerin war das jedoch zu langweilig. Nach einem einigermassen erfolgreichen Kompromiss-Album («True Colors») versuchte sie 1989 mit «A Night to Remember» einen radikalen Imagewandel. Doch als lasziven Vamp wollte sie ihre Fans nicht sehen, die Karriere des Superstars schien vorbei.

Support aus der LGBT-Szene

Nun drohte die Sängerin das Schicksal vieler anderer 80er-Stars zu teilen, die im folgenden Jahrzehnt komplett abstürzten und in Vergessenheit gerieten. Allerdings hatte Lauper einen Trumpf in der Hinterhand: Dank ihrer schrägen Optik und ihren mutigen Auftritten war die New Yorkerin zur Ikone in der Schwulenszene avanciert, und die LGBT-Community feierte ihre Heldin in den 90ern als gefallene Diva zwischen Tragödie und Glamour.

Zudem fand Lauper in dieser Zeit privat ihr Glück. 1991 heiratete sie den Schauspieler David Thornton, 1997 kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt. Die Sängerin machte dennoch weiter Musik, spielte in TV-Serien mit und trat am Broadway auf. Hier konnte sie 2013 auch den grössten Erfolg ihrer Nach-Popstar-Karriere feiern: Das von ihr komponierte Musical «Kinky Boots» gewann einen Tony Award und lief viele Jahre erfolgreich auch in Europa.

Inzwischen hat die heute 65 Jahre alte Sängerin ihre Memoiren veröffentlicht und sogar ein neues Album veröffentlicht. «Detour» heisst es, und damit hat man sie auch wieder live gesehen. Mit bunten Haaren und ausgefallenen Klamotten wie eh und je, und auch ihre Motivation ist noch die selbe wie in den 80ern: «Ich bin sehr glücklich in meinem Leben», sagte sie gegenüber der Zeitung «The Guardian». Aber: «Auf der Bühne treibt mich meine Wut immer noch so an wie früher. Am Ende möchte ich einfach ernst genommen werden».

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