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Vanessa Mai «Ich bin froh, dass ich mit einem blauen Auge davongekommen bin»
tsch
3.8.2018
Der Aufstieg auf der Karriereleiter ging schnell für Vanessa Mai: Mit gerade einmal 26 Jahren hat die Schlagersängerin schon Erfolge gefeiert, von denen andere nur träumen können. Allerdings erlebte sie auch einen Schockmoment ...
Das ist mal eine Bilanz für eine so junge Künstlerin: Vanessa Mai nahm fünf Alben in fünf Jahren auf und schaffte 2017 mit «Regenbogen» ein Platz-eins-Album, das sich wochenlang in den Charts hielt. Sie war Jurorin bei «Deutschland sucht den Superstar», Teilnehmerin bei «Let's Dance» und das Gesicht der Ariola-Kampagne «Mein Herz schlägt Schlager». Die Schlagersängerin schwimmt auf der Erfolgswelle ganz oben - und es sieht derzeit nicht danach aus, als würde die Welle in Kürze brechen.
Nun hat sie mit «Schlager» ein neues Album aufgenommen, dessen Single-Auskopplung «Wir 2 immer 1» noch erfolgreicher einschlug als die vormaligen Hits «Wolke 7» und «Ich sterb für dich». Vanessa Mai lebt für die Musik, das wird schnell deutlich. «Wenn ich mal frei habe oder mal nichts auf dem Schirm habe, bin ich trotzdem wieder bei der Musik, weil ich einfach nicht ohne kann», stellt die Sängerin fest.
Für die Bühne geboren
Vanessa Mandekic erblickte am 2. Mai 1992 in Aspach das Licht der Welt. Als Kind kam sie durch ihren Vater Marino, der bis heute Schlager-Coversongs mit seiner Band Musik-Express spielt, viel mit Musik in Berührung und wusste daher schon früh, welchen Weg sie wählen würde. «Ich stand schon mit fünf, sechs Jahren bei meinem Papa auf der Bühne, da wächst man natürlich rein. Ich habe zwar eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht, aber ich wollte schon immer Musik machen. Ich bin geboren, um auf der Bühne zu stehen.»
Sehr bald bot sich auch die passende Gelegenheit, aus dem Traum Wirklichkeit werden zu lassen. An der Seite von Stefan Kinski und Marc Fischer startete Vanessa Mais Karriere im Jahr 2012 mit der Band Wolkenfrei. Mit Songs wie «Jeans, T-Shirt und Freiheit» (2013) feierte die Gruppe erste Erfolge. Nach dem Ausstieg von Kinski und Fischer im Jahr 2015 machte Vanessa Mai zunächst alleine weiter, bis sich die Band 2016 offiziell auflöste. Trotzdem denkt die Sängerin positiv an die Zeit mit Wolkenfrei zurück. «Ich singe die Songs wahnsinnig gerne und immer noch, weil es einfach ein Teil von mir ist. So hat alles angefangen und die Zeit vergesse ich nie. Ich vergesse auch den Jungs nie, was wir gemeinsam erlebt haben.»
Raus aus der Schublade
Nach Wolkenfrei begann ihre Solo-Karriere. Seit 2014 hat sie bereits vier Alben veröffentlicht, ihr letztes Album «Regenbogen» (2017) kletterte auf Platz eins der deutschen Charts. Besonders erfolgreich waren ihre Schlager-Hits «Wolke 7» oder «Ich sterb für dich». Vanessa Mai ist beim Schlager zu Hause, arbeitet auf ihrem fünften Album aber auch mit Rap-, Electro- und Pop-Elementen und öffnet sich damit anderen Genres.
«Ich möchte mit diesem Album mit Vorurteilen aufräumen und das Schubladendenken aushebeln. Mit Schlager verknüpft man Sachen, die mal waren, und ich will deutlich machen, dass das nicht mehr so ist. Schlager von heute klingt anders als vor 30 Jahren», erklärt Vanessa Mai ihre Experimentierfreudigkeit. «Der Schlager ist jünger geworden. Viele Jüngere hören Schlager und finden es cool, weil die Musik sich entwickelt hat.»
Durch diese Offenheit gegenüber anderen Genres hat sich Mais Musik zu einem modernen Schlager entwickelt, der so ist wie die Musik, die sie auch selbst gerne hört. «Ich bin ohne Schubladen aufgewachsen. Wenn mich jemand fragt 'Was hören Sie denn privat?', dann finde ich es sehr schwer, darauf zu antworten. Wenn ich etwas höre, höre ich einen Song, egal, woher der kommt. Wenn er mir gefällt, finde ich ihn gut, dann ist es Musik», erklärt Vanessa Mai, die sich und ihre Musik nicht auf ein einzelnes Genre beschränken will. Sie steht für den neuen, frischen Schlager, der das verstaubte Image früherer Zeiten abgeklopft hat.
Beruf? Berufung!
Aber nicht nur auf der Bühne sieht und hört man die Süddeutsche inzwischen, auch den Weg ins Fernsehen hat die Aspacherin längst gefunden. Bei der Casting-Show «Deutschland sucht den Superstar» sass sie 2016 in der Jury, in der Tanz-Live-Show «Let's Dance» belegte sie 2017 den zweiten Platz, in der RTL-Serie «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» spielte sie für zwei Folgen sich selbst, und der MDR strahlte 2016 eine Dokumentation über die Sängerin mit dem Titel «Mein Herz schlägt Schlager» aus.
Neben den Fernsehauftritten geht die Sängerin auf Tourneen und produziert ein Album nach dem anderen. Keine Frage: Vanessa Mais Terminplan ist voll. Stellt sich die Frage, ob das nicht zu viel Stress für die zierliche Sängerin ist. Doch sie ist zufrieden, so wie es ist: «Für mich ist die Musik eigentlich kein Beruf, es ist meine Leidenschaft, meine Berufung, meine Passion. Natürlich ist es viel, aber es ist schön. Ich möchte es nicht anders. Ich bin ein sehr bodenständiger Mensch, und meine Family bringt mich da immer sehr gut runter.»
Andrea Berg ist ihre Schwiegermama
Besonders ihr Ehemann Andreas Ferber, der gleichzeitig auch ihr Manager ist, steht ihr immer zur Seite. Seit 2013 sind die beiden ein Paar, 2017 läuteten die Hochzeitsglocken. Damit gehört sie nun auch zur Familie von Kollegin Andrea Berg, die mit Andreas Ferbers Vater Uli Ferber verheiratet ist.
Die Familie ist das Wichtigste, keine Frage. Doch auch der Kontakt zu ihren Fans nimmt für die Mittzwanzigerin einen ganz besonderen Stellenwert ein. «Die Fans sind der Grund dafür, dass ich das machen darf, was ich mache, und mein 'Mai Team', so nenne ich meine Fans, ist alles für mich. Das sind Menschen, die ich sehr respektiere, und ich sehe auch nicht die Masse bei den Konzerten, sondern ich habe da Individuen vor mir und schätze diese Menschen sehr. Ich versuche mir auch immer klarzumachen, was ich ihnen bedeute und wie viel Kraft ich ihnen gebe. Das klingt sehr kitschig, aber es ist so. Ich bin wirklich ein Anker für sie. Es ist schön, den Leuten mit kleinen Dingen Halt geben zu können», erklärt die Sängerin ihre Verbundenheit zu ihren Anhängern.
Schwerer Bühnenunfall
Zuletzt überschattete jedoch ein Zwischenfall den Erfolg der Aspacherin. Im April hatte Vanessa Mai während ihrer «Regenbogen»-Tour bei einer Bühnenprobe einen Unfall: Sie verlor das Bewusstsein, musste in eine Klinik gebracht und künstlich beatmet werden. Grund für den Zusammenbruch war ein extremer Druck der Wirbel auf die Bandscheiben. Die Belastung war wohl zu gross, ihre aufwendige Bühnenshow zu viel für ihren Körper. Heute geht es ihr wieder gut. «Ich muss die Sache wahrscheinlich bis zur Tour im nächsten Jahr beobachten lassen, aber ich bin froh, dass ich mit einem blauen Auge davongekommen bin.» Die Sängerin hat aus dieser Erfahrung gelernt: «Ich gebe nicht weniger Gas, aber ich mache es anders und bewusster.»
Wer weiss: Vielleicht schafft die «Wolke 7»-Sängerin es, irgendwann zum Königin der deutschen Schlagerszene aufzuschliessen, zu Helene Fischer. Ein Traum wäre es, das gibt die «Kronzprinzessin» unumwunden zu. «Auf jeden Fall habe ich super viel Respekt und wünsche mir, auch so lange auf der Bühne stehen zu dürfen. Ich möchte auch mal so riesige Stadien füllen», schwärmt sie. Nein, Ambitionslosigkeit kann man Vanessa Mai wirklich nicht vorhalten.