Regie: Bradley Cooper«War immer mein Traum»: Lady Gagas Filmdebüt verzaubert Venedig
dpa/phi
3.9.2018
Premiere im Quadrat: Sängerin Lady Gaga gibt ihr Debüt als Schauspielerin. Im Film von Schauspieler Bradley Cooper, der erstmals Regie führt, spielt sie eine Sängerin.
Junge Frauen hyperventilieren und kreischen aufgeregt - der Besuch des Musikidols Lady Gaga versetzt das Festival in Aufruhr. Die Sängerin stellt ihr Schauspieldebüt vor. Gemeinsam mit Regisseur Bradley Cooper schrieb sie dafür sogar einige Songs.
Ihr Auftritt ist filmreif. Ein enges, weisses Kleid, die platinblonden Haare reichen bis zu den Schultern. Schon bei ihrer Ankunft auf dem venezianischen Lido wird Lady Gaga am Freitag mit hysterischen Kreischkonzerten ihrer Fans begrüsst. Immerhin ist sie eine der erfolgreichsten Künstlerinnen unserer Zeit, ihre Songs wie «Poker Face» landeten an der Spitze der Musikcharts.
Nun aber betritt Lady Gaga Neuland: mit ihrer ersten Rolle als Schauspielerin - daher auch der glamouröse Auftritt beim Filmfest Venedig. In «A Star is Born» spielt Lady Gaga, das ist wohl kaum verwunderlich, eine junge Musikerin. Diese Ally singt aber nur in einer kleinen Bar und hält sich mit einem Job in einem Restaurant über Wasser.
«Hatte meine eigene Vision»
Durch Zufall hört der Sänger und Superstar Jackson Maine sie singen, entdeckt ihr Talent und bringt sie auf die Bühne – schon bald beginnt Ally ihre eigene Musikkarriere. Jackson Maine hingegen scheint in einem Strudel von Alkoholsucht gefangen, aus dem er sich nur schwer befreien kann.
Der Trailer von «A Star Is Born»
«Ich wollte immer eine Schauspielerin sein», erzählte Lady Gaga beim Filmfest, wo «A Star is Born» ausser Konkurrenz läuft. «Das war immer mein Traum». Die Rolle als Schauspielerin sei nun zwar sehr ungewohnt gewesen. Doch dabei konnte sie auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. «Als ich in der Musikindustrie angefangen habe, so mit 19 Jahren, bin ich auf den Boden geknallt», erinnerte sich die 32-Jährige.
Sie habe in vielen Bars gespielt und viele Klinken putzen müssen, sei aber stark geblieben. «Am Anfang meiner Karriere habe ich oft Nein gesagt.» Beim Vorsingen «war ich nicht das hübscheste Mädchen im Raum». Produzenten hätten versucht, die von ihr geschriebenen Lieder anderen Sängerinnen zu geben. «Aber ich habe an meinen Songs festgehalten.» Sie habe lieber Umwege als den einfachen Weg genommen. «Ich hatte meine eigene Vision.»
Coen-Brüder mit «The Ballad of Buster Scruggs»
Ihre Ally im Film ist anfangs zwar noch deutlich unsicherer, wächst dann aber schnell in ihre neue Rolle hinein. Gagas Spiel wirkt dabei natürlich und nuanciert, sie verkörpert glaubwürdig die junge Musikerin, die zudem mit der Sucht ihres Partners zu kämpfen hat.
Besonders bemerkenswert ist ihre Chemie mit Bradley Cooper, der nicht nur den Musiker Jackson Maine spielt, sondern mit «A Star is Born» auch sein Debüt als Regisseur gibt. Bislang war der 43-Jährige als Schauspieler mit Filmen wie «Hangover» und «Silver Linings» bekannt, er betritt mit diesem Film also ebenfalls ungewohntes Terrain.
Die Brüder Ethan und Joel Coen hingegen sind bereits erfahrene und mehrfach Oscar-prämierte Regieveteranen – überraschten das Publikum in Venedig aber dennoch: Ihr Wettbewerbsbeitrag «The Ballad of Buster Scruggs» ist ein episodisch erzähltes Werk über unterschiedliche Menschen zur Pionierzeit in Amerika.
Schräge, exzentrische Figuren
Wie schon in ihren früheren Werken «The Big Lebowski» oder «No Country for Old Men» rücken sie auch hier wieder schräge, etwas exzentrische Figuren in den Mittelpunkt. «The Ballad of Buster Scruggs» aber ist eine ungewöhnliche Mischung aus Western, Musical, Komödie und Drama, voller Cowboys und knallender Colts, Saloons, weiter Wüstenlandschaften und Siedlertrecks.
Mit Spannung war auch das letzte Werk von Orson Welles erwartet worden: «The Other Side of the Wind» hatte der 1985 gestorbene Regisseur bereits in den 70er Jahren gedreht, aber nie vollendet. Nun kaufte der Streamingdienst Netflix die Rechte, schnitt den Film fertig und stellte ihn in Venedig vor.
«The Other Side of the Wind» reflektiert ein bisschen die Geschichte von Welles selbst, handelt das Werk doch von einem älteren Regisseur, der mit seinem jüngsten Film ein Comeback plant. Legenden wie John Huston und Peter Bogdanovich sind zu sehen, doch letztendlich wirkt die Geschichte vom Film im Film zu wirr und unzusammenhängend, als dass sie wirklich als eines von Welles Meisterwerken wie «Citizen Kane» in Erinnerung bleiben wird.
Die Bildergalerie: Die schönsten Küsse der Filmgeschichte
Liebe lebt von zärtlichen Worten und Taten: Die Galerie präsentiert die schönsten Lippenbekenntnisse aus Kinoklassikern - passend zum Weltkusstag am 6. Juli.
Bild: Keystone, , Fox
Platz 20: Küssen muss nicht zwingend eine todernste Angelegenheit sein - es geht auch mit Humor. Vor allem, wenn Komödienspezialist Billy Wilder im Spiel ist. Dolores Rosedales und Tom Ewells passionierter Nahkampf im Sand in «Das verflixte 7. Jahr» (1955) ist eine Parodie auf eine andere berühmte Kussszene der Filmgeschichte: die aus dem Militärdrama «Verdammt in alle Ewigkeit» (1953).
Bild: Getty Images
Platz 19: Das US-Remake des Nouvelle-Vague-Klassikers «Ausser Atem» (1960) wäre wahrscheinlich längst in Vergessenheit geraten, hätten Richard Gere und Valerie Kaprisky in «Breathless» (1983) nicht diese ebenso akrobatische wie anmutige Kussszene gedreht.
Bild: Keystone/Getty Images
Platz 18: Alfred Hitchcock verstand sich nicht nur auf Hochspannungsszenen, sondern auch auf die perfekte Inszenierung romantischer Zweisamkeit. In «Berüchtigt» (1946) fiel ihm das besonders leicht: Mit Cary Grant und Ingrid Bergman standen zwei der schönsten Leinwandstars ihrer Zeit vor seiner Kamera.
Bild: Hulton Archive/Getty Images
Platz 17: Spuckefäden und feuchte Zungenspiele in Nahaufnahme sind vielleicht nicht jedermanns Sache. Skandalregisseur Gaspar Noé wollte die Liebe aber eben unverkitscht und körperlich in Szene setzen. Das ist ihm in seinem Kunstporno «Love» (2015) auf beachtliche Weise gelungen.
Bild: Alamode
Platz 16: Im französischen Kritikerliebling des Jahres 2012, «Blau ist eine warme Farbe», stürzen sich Adèle Exarchopoulos (links) und Léa Seydoux in eine Affäre ohne Hoffnung. Zärtlich, anrührend, leidenschaftlich und tragisch.
Bild: Alamode
Platz 15: Das letzte Rätsel der Menschheit ist seit Martin Brests Fantasy-Schmachtdrama «Rendezvous mit Joe Black» (1998) gelöst. Der Tod ist ein charmanter Mann mit blendend weissen Zähnen und den Gesichtszügen von Brad Pitt. Ungezählte Stossseufzer hallten durch die Kinos, als Claire Forlani die Lippen des verliebten Sensenmanns berührte.
Bild: Liaison
Platz 14: Zwei wunderschöne Menschen, selbstvergessen vor lauter Leidenschaft im Platzregen der Liebe: Natürlich wurden Hugh Jackman und Nicole Kidman am Ende von Baz Luhrmans Monumentalromanze «Australia» (2008) ein Paar. Und wie!
Bild: Fox
Platz 13: Im sonnendurchfluteten Thriller «Der Swimmingpool» (1969) spielten die Ex-Partner Alain Delon und Romy Schneider Szenen ihres vergangenen Liebesglücks nach. Knisternde Erotik in patschnassen Badetextilien. L'amour!
Bild: Concorde
Platz 12: Mystery mit Mundkontakt: Laura Harring (links) verführt in «Mulholland Drive» (2001) als rätselhafte Fremde erst Naomi Watts und knutscht später wild enthemmt mit Melissa George (rechts). Die Inszenierung ist wie immer bei David Lynch hochgradig voyeuristisch. Und hochgradig wirkungsvoll.
Bild: Concorde
Platz 11: Nanu, wer küsst denn da Charlton Heston? Es ist Kim Hunter, die im Schimpansenfell als Dr. Zira in «Planet der Affen» (1968) zarte Bande zur menschlichen Spezies knüpft. Affig? Nein, episch!
Bild: teleschau / Archiv
Platz 10: Wenn die Liebe kopfsteht ... Tobey Maguire und Kirsten Dunst liessen die Romantikfans im ersten «Spider-Man»-Film von Sam Raimi (2002) nicht hängen. Hinreissend schön anzuschauen, eine Tortur beim Dreh: Hauptdarsteller Maguire lief fortwährend der Regen in die Nase.
Bild: Sony
Platz 9: Küss mich, Cowboy! Jake Gyllenhaal (links) und Heath Ledger zeigten in Ang Lees Oscarerfolg «Brokeback Mountain» (2005), was Männerliebe wörtlich bedeutet. Ein grosser Tabubruch und ein grosses, ergreifendes Drama.
Bild: Tobis
Platz 8: Cary Grant bezeichnete Grace Kelly einst als seine Lieblingsdarstellerin. «Sie verfügte über Gelassenheit», sagte er über seine Drehpartnerin aus Hitchcocks «Über den Dächern von Nizza» (1955). Das wirkte sich offenbar sehr vorteilhaft auf einen der schönsten Filmküsse aller Zeiten aus.
Bild: Paramount
Platz 7: Fraglos einer der intimsten bilabialen Filmmomente und gewiss kein gefakter Kuss. Als Nicole Kidman und Tom Cruise in «Eyes Wide Shut» (1999) den Körperkontakt suchten, waren die beiden miteinander verheiratet. Und einzig Regisseur Stanley Kubrick befand sich beim Dreh mit ihnen im Raum.
Bild: Getty Images
Platz 6: «Ich schau' Dir in die Augen, Kleines» - selten waren Liebende so cool wie Humphrey Bogart als Rick und Ingrid Bergman als Ilsa in «Casablanca» (1942). Die berühmte Kussszene ist trotzdem - oder gerade deswegen - zum Dahinschmelzen.
Bild: ARD / Degeto
Platz 5: Am Ende des turbulenten Klassikers «Frühstück bei Tiffany» (1961) liegen sich George Peppard und Audrey Hepburn doch noch in den Armen. Dazu auch hier ein sehr beliebtes Knutschambiente: prasselnder Regen.
Bild: ARD / Degeto
Platz 4: Es gibt nie eine zweite Chance für die erste Liebe ... Millionen zumeist erwachsener Kinobesucher brach diese Erkenntnis das Herz. Anna Chlumsky und «Kevin allein zu Haus»-Darsteller Macaulay Culkin transportierten sie in «My Girl» (1991) auch einfach zu herzig.
Bild: Sony
Platz 3: Wollte man den idealen Filmkuss in Bronze giessen, so sähe er wahrscheinlich aus. Clark Gable und Vivien Leigh in «Vom Winde verweht» (1939) gelten eben nicht von ungefähr als Leinwandtraumpaar schlechthin.
Bild: Metro-Goldwyn-Mayer
Platz 2: Ein Wunder, dass der Eisberg, welcher der «Titanic» zum Verhängnis wurde, nicht geschmolzen ist im Angesicht dieser Liebenden ... Kate Winslet und Leonardo DiCaprio knutschten sich 1997 wechselseitig in eine Weltkarriere.
Bild: Fox
Platz 1: Zum Ende ein Abschiedskuss! Als der knuffige Ausserirdische «E.T.» (1982) in die Heimat zurück will, drückt Drew Barrymore ihm einen Schmatzer auf die Aliennase - und jedem, der kein Herz aus Stein hat, kräftig auf die Tränendrüse. Für uns der schönste Filmkuss aller Zeiten.
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