Nur der Erste war besser Nur der Erste war besser: «Mission: Impossible - Fallout» ist ein Knaller

dpa

27.7.2018

In seinem sechsten Einsatz als Geheimagent Ethan Hunt jagt Tom Cruise durch Berlin, Paris und London. In Kaschmir fliegt der Schauspieler sogar selbst einen Hubschrauber. Das Ergebnis ist der beste «Mission: Impossible»-Film seit dem Auftakt der Reihe vor 22 Jahren.

Wer sich in Paris einmal mit dem Auto auf den Place Charles-de-Gaulle gewagt hat und um den Triumphbogen gefahren ist, der weiss, wie chaotisch es in diesem Kreisverkehr ohne eindeutige Fahrspuren zugeht. Trotzdem rast Geheimagent Ethan Hunt (Tom Cruise) auf dem Motorrad in halsbrecherischem Tempo und als Geisterfahrer durch dieses Chaos. Denn es geht mal wieder um Leben und Tod. In «Mission: Impossible - Fallout» legt er sich mit einer mysteriösen Terrororganisation an. Die Motorrad-Raserei ist nur eine von zahlreichen spektakulären Szenen im US-Actionthriller.

Im mittlerweile sechsten Teil der Filmreihe, die 1996 auf Basis der gleichnamigen TV-Serie gestartet wurde (hiess auf Deutsch «Kobra, übernehmen Sie»), nimmt Tom Cruise (56) als Agent Hunt wieder einen gefährlichen Geheimauftrag an. Mit seinen aus den Vorgängerfilmen vertrauten Kollegen Luther (Ving Rhames) und Benji (Simon Pegg) soll er in Berlin drei gestohlene Plutonium-Sprengköpfe sichern, auf die es eine Terrororganisation namens «Die Apostel» abgesehen hat. Doch der Einsatz geht schief, weil Hunt ein Leben rettet.

Mieser Deal

Nun hat der mysteriöse Gangster John Lark das Plutonium. Lark, der für das IMF ein Phantom ist, macht gemeinsame Sache mit Solomon Lane (Sean Harris, «Harry Brown»), dem in Haft sitzenden Bösewicht aus «Mission: Impossible - Rogue Nation» (2015). Über eine Vermittlerin (Vanessa Kirby, «The Crown»), die sich Weisse Witwe nennt, soll Hunt die Sprengköpfe bekommen. Dafür bedarf es allerdings einer brisanten Gegenleistung: Hunt soll dem diabolischen Lane zur Fluch verhelfen.

Weil seine Vorgesetzten ihm nicht trauen, bekommt er den knallharten und zwielichtigen CIA-Agenten August Walker («Superman» Henry Cavill) zur Seite gestellt. Zu allem Überfluss taucht auch noch Ex-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson, «The Greatest Showman») auf. Zwischen Hunt und Faust knisterte es im letzten Film gehörig.

Tom Cruise ist nicht nur innerhalb, sondern auch ausserhalb des Helis anzutreffen.
Tom Cruise ist nicht nur innerhalb, sondern auch ausserhalb des Helis anzutreffen.
Paramount Pictures

Temporeich und unterhaltsam

«Mission: Impossible - Fallout» fesselt von Anfang bis Ende mit einem spannenden und komplexen Spionage-Plot voller überraschender Wendungen. Trotz der zweieinhalb Stunden Laufzeit ist der Actionthriller von US-Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie rasant und kurzweilig. McQuarrie, der schon den gelungenen fünften Teil inszenierte, kennt sich mit raffinierten Drehbüchern aus. Für sein Skript zum Kultthriller «Die üblichen Verdächtigen» (1995) erhielt er den Oscar.

Darüber glänzt sein Film mit reihenweise hervorragend inszenierten Actionszenen. So viele Stunts habe es bisher in keinem anderen «Mission: Impossible»-Teil gegeben, betonen McQuarrie und Cruise. Hunt rast mit Auto und Motorrad durch Paris, springt in Gewitterwolken aus dem Flugzeug, muss auf einer französischen Herrentoilette im Nahkampf ordentlich einstecken, läuft über Londoner Hochhausdächer, klettert Felsklippen und Fahrstuhlschächte hoch. Der grosse Showdown gipfelt in einer spektakulären Helikopter-Verfolgungsjagd über der malerischen Gebirgslandschaft von Kaschmir.

«Mission: Impossible - Fallout»: Die Bilder

Tom Cruise als Stuntman

Besonders beeindruckend: Cruise machte die meisten Stunts selbst (in London brach er sich einen Knöchel). Er fuhr Motorrad, sprang mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug und flog sogar selbst den Hubschrauber. In drei Monaten mit intensivem Unterricht lernte er das Fliegen. Der Filmverleih Paramount veröffentlichte dazu ein Video auf Youtube. Was bei vielen Filmen aus Gründen der Versicherung nicht möglich ist - Cruise macht es mit 56 Jahren einfach. Und das sieht man. «Mission: Impossible - Fallout» sieht, besonders im Gegensatz zum digital überladenen, albernen «M:I III» (2006), richtig echt aus.

Einige Actionszenen erinnern übrigens verdächtig an ähnliche Momente aus den James-Bond-Filmen, darunter «Moonraker - Streng geheim» (1979), «Lizenz zum Töten» (1989) und «Casino Royale» (2006). Absicht oder nicht? Wurden McQuarrie und Produzent Cruise vom britischen Geheimagenten inspiriert? Selbst wenn, fast jedes Mal legen sie noch eine Schippe drauf und lassen es gehörig krachen. Dank der bildgewaltigen Nonstop-Action lässt Hunt den Kollegen 007 mitunter fast alt aussehen. Bond-Regisseur Danny Boyle sollte genau hinschauen.

Gut gecastet

Ein weiterer Pluspunkt ist die hochkarätige Besetzung des Films. Neben dem unerhört jugendlichen Cruise sticht Sean Harris heraus. Wie der Brite mit dem markanten Gesicht den Oberschurken Lane spielt, ist fast furchteinflössend. Vanessa Kirby, die «The Crown»-Fans als Prinzessin Margaret kennen, überzeugt als dubiose, kühle Weisse Witwe und Tochter der Waffenhändlerin Max (Vanessa Redgrave im ersten Film). Rhames und Pegg sind für den gut getimten Humor zuständig. In weiteren Nebenrollen sind Alec Baldwin («Jagd auf Roter Oktober») als IMF-Boss und Angela Bassett («Strange Days») als CIA-Chefin zu sehen.

Die intelligente, spannende Story und die mitreissende Action machen «Mission: Impossible - Fallout» zu einem grossen Kinovergnügen, das man - wenn möglich - am besten in einem IMAX-Kino und in 3D geniesst. Dank der opulenten Optik des Actionthrillers kommt die Technik dabei nämlich voll zur Geltung.

Brian De Palmas kluger Agentenkrimi «Mission: Impossible», in dem Ethan Hunt vor 22 Jahren erstmals auf der Leinwand zu sehen war, ist Kult. Direkt dahinter folgt «Mission: Impossible - Fallout» als zweitbester Film der Reihe. Mission erfüllt.

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