Interview Julius Weckauf – grosser Auftritt als kleiner Hape Kerkeling

dpa

25.12.2018

Am 27. Dezember wird er elf – als Geburtstagsgeschenk startet mit «Der Junge muss an die frische Luft» sein erster Film im Kino: In der autobiographischen Verfilmung verkörpert Julius Weckauf den jungen Hape Kerkeling. Viele prophezeien ihm schon jetzt eine ebenso grosse Karriere.

Es ist nicht unbedingt der Ort, an dem man Kinder erwarten würde. Wir sind im Nobelhotel «Atlantic» in Essen (D) mit Julius Weckauf zum Interview verabredet. Überall stehen Plakate, auf denen gross das Gesicht von Julius prangt. Sein Vater Bernd Weckauf sitzt neben ihm, sichtlich stolz auf seinen begabten Sohn. Julius selbst wirkt zurückhaltend. Man merkt, dass die Interview-Situation neu für ihn ist. «Ich kann das alles kaum glauben», sagt er. «Manchmal denke ich: Hoffentlich wache ich nicht auf und merke, dass alles nur ein schöner Traum war.»

Sein Debüt gab Julius Weckauf an der Seite von renommierten Schauspielergrössen wie Joachim Król, Sönke Möhring und Ursula Werner. Erzählt wird die Kindheit von Hape Kerkeling. Der Zuschauer erlebt den Umzug der Familie vom Land zur Oma mit, die in Recklinghausen einen Krämerladen hatte und erfährt, wie der pummelige Hape in der Schule wegen seines Übergewichts gehänselt wird und wie er die Mitschüler, die Kunden im Laden und seine feierfreudige Familie mit Parodien von bekannten Sängern und Schauspielern zum Lachen bringt. Oder wie die Mutter nach einer Operation ihren Lebenswillen verliert und depressiv wird – Hape tut alles, um sie mit irgendwelchem Schabernack aufzuheitern. Und wie sieht es mit dem Darsteller des jungen Kerkelings aus – was beschäftigt einen Elfjährigen, der schon jetzt im Rampenlicht steht? Wir haben bei Julius Weckauf nachgefragt.

Du spielst im Kinofilm «Der Junge muss an die frische Luft» den jungen Hape Kerkeling. Den berühmten Komiker kanntest du vor dem Dreh überhaupt nicht, wohl aber seine Paraderolle Horst Schlämmer. Was magst du an dieser Figur?

Ich dachte eigentlich, der sieht immer so aus. Der ist derb und trocken und hat sich alles erlaubt, deswegen fand ich den schon immer super.

Hast du, als du wusstest, dass du die Rolle bekommen würdest, Filme, Videos von Hape Kerkeling gesehen oder seine Bücher wie die Filmvorlage «Der Junge muss an die frische Luft: Meine Kindheit und ich» gelesen?

Das habe ich erst nach dem Dreh gemacht, und auch dann habe ich nur Horst-Schlämmer-Videos gesehen. Meine Lieblingsszenen: Horst Schlämmer will sich ein Auto kaufen, das ist mega lustig. Oder Horst Schlämmer im McDrive.

Sicher beneiden dich deine Klassenkameraden, weil du Hape Kerkeling aus nächster Nähe erleben durftest. Er hat euch während der Dreharbeiten am Set besucht und in einer Drehpause mit dir aus Spass ein Tänzchen aufs Parkett gelegt. Er soll über dich gesagt haben, dass du witzig, charmant, clever, diszipliniert und sehr begabt bist. Jetzt darfst du dich für die Komplimente bei ihm revanchieren: Mit welchen fünf Adjektiven würdest du den privaten Hape Kerkeling beschreiben?

Er ist nett, sympathisch, bodenständig, zurückhaltend – und offen zu jedem.

Wo siehst du Parallelen oder Unterschiede zwischen dir und Hape?

Ich sehe eigentlich nicht so viele Unterschiede zwischen uns, ich finde, wir sind uns ziemlich ähnlich. Er hatte natürlich nicht so eine schöne Kindheit, weil seine Mutter gestorben ist.

Du siehst Hape ähnlich und isst genauso gern wie er Streuselkuchen. Eine weitere Gemeinsamkeit: Hapes Oma Änne hatte einen Tante-Emma-Laden, deine Eltern haben ebenfalls ein Geschäft. Sie betreiben einen Schreibwarenladen in eurem Dorf. Hape Kerkeling hat im Laden immer die Menschen beobachtet und nachgeahmt. Machst du das auch?

Klar. Ich ahme sie zwar nicht nach, aber ich rede gern mit den Kunden, und ich höre ihnen gerne zu. Aber es gibt schon ein paar, bei denen ich mir so denke: «Hört doch mal auf zu reden!» Wir leben halt auf dem Dorf, und da gibt es einige Leute, die sehr gerne sehr viel weitererzählen.

Kunden deiner Eltern haben, als sie im Radio vom Casting hörten, sofort an dich gedacht. Und zum Glück hast du die Rolle, für die sich 5'000 Jungen beworben haben, auch wirklich ergattert. Hast du es bereut, dass du für die 45 Drehtage deine Sommerferien geopfert hast?

Nicht eine Sekunde, denn ich hatte viel Spass. Wir haben eigentlich dauernd gelacht beim Dreh.

Würdest du dich selbst als Klassenclown beschreiben? Wie bringst du die Leute zum Lachen?

Keine Ahnung. Irgendwie lacht man bei mir immer über Sachen, die gar nicht so lustig sind. Ich sage manchmal Sachen, bei denen ich denke: «Komm, einen Lacher bekomme ich jetzt damit!», und dann lacht plötzlich wieder die ganze Klasse. Manchmal zum Beispiel über Lehrerwitze – leicht kindische Witze, über die ich selbst gar nicht lachen kann. Das ist wie bei Büchern: Ich lese mittlerweile überhaupt keine Kinderbücher mehr, sondern immer die von meiner grossen Schwester. Sonst ist keine Spannung für mich da drin.

Wie sieht ein ganz normaler Tag von Julius Weckauf aus?

Ich stehe meistens schon um sechs Uhr auf, dann ziehe ich mich an, frühstücke. Um sieben Uhr gehe ich zur Bushaltestelle, nachdem ich Papa und Mama Tschüss gesagt habe. Dann fahre ich mit dem Bus in die Schule. Im Bus darf ich an mein Handy, nach der Schule aber nicht mehr. Wenn ich mittags wieder zu Hause bin, mache ich Hausaufgaben, vorher esse ich zu Mittag. Danach gucke ich, ob ich mich verabreden kann, fahre mit meinem Hund und mit dem Longboard eine Runde durchs Feld oder spiele was mit meinen Freunden. Ich gucke meistens noch so ungefähr eine Stunde Fernsehen, bevor Mama und Papa aus dem Laden hochkommen. Wir essen zusammen zu Abend, Toast oder so was, und gucken dabei die Wissenssendung «Galileo». Und dann gehe ich auch schon ins Bett.

Du bist inzwischen schon ein kleiner Filmstar und hast nach dem Hape-Kerkeling-Film bereits einen weiteren Kinofilm abgedreht: «Lindenberg! Mach dein Ding!» Darin geht es um das Leben des Rockmusikers Udo Lindenberg. Wofür haust du deine Gagen auf den Kopf? Für Süssigkeiten?

Auf keinen Fall für Süssigkeiten! Von meiner ersten Gage habe ich mir ein Gewächshaus gekauft. Das steht jetzt bei uns oben auf der Dachterrasse. Und da pflanze ich häufig was an, im Sommer zum Beispiel Bananen. Ich freue mich schon auf den Frühling, jetzt im Winter kann man da ja nicht so viel pflanzen. Der Rest der Gagen ist auf meinem Konto. Da darf ich aber erst dran, wenn ich 18 oder so bin. Oder mir irgendwann mal etwas sehr wünsche.

Apropos Wünsche: Es ist Weihnachten. Wie feierst du?

Erstmal ist es ein ganz normaler Tag, wenn ich morgens aufstehe. Aber mittags kann ich die Spannung kaum noch aushalten. Gegen vier, fünf Uhr gehen wir zur Oma, die in der Nähe wohnt. Da sind immer viele Geschenke. Die packen wir aus. Wir essen danach fast mit der ganzen Familie. Abends gehen wir zurück zu uns nach Hause. Da liegen auch nochmal Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Die packen wir auch alle aus und dürfen damit noch eine Stunde spielen – alles mal durchtesten. Anschliessend gehen wir ins Bett. Und am ersten Feiertag fahren wir zu Oma und Opa, die ein bisschen weiter weg wohnen. Dort packen wir noch mehr Geschenke aus. Und am Tag drauf kommen sogar noch mal Leute und bringen Weihnachtsgeschenke vorbei.

Du geniesst sicher deine Weihnachtsferien. Warst du schon einmal in der Schweiz im Urlaub?

Nein, da war ich noch nicht.

Aber sicher hast du schon mal was darüber gehört, gesehen oder gelesen. Was verbindest du mit deinem Nachbarland?

Dicke Villen. Keine Ahnung, aber mit der Schweiz verbinde ich irgendwie Leute, die mehr Geld haben.

«Der Junge muss an die frische Luft» startet am Dienstag, 25. Dezember, in unseren Kinos.

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