Interview Jude Law: «Grindelwald kommt nun auf jede Pilger-Karte der Potter-Fans»

Marlène von Arx, Hollywood-Kolumnistin

14.11.2018

Seine fünf Kinder sind zwar schon fast erwachsen, aber sie freuen sich trotzdem sehr, dass Jude Law es mit «Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald» in die Welt von J.K. Rowling geschafft hat.
Seine fünf Kinder sind zwar schon fast erwachsen, aber sie freuen sich trotzdem sehr, dass Jude Law es mit «Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald» in die Welt von J.K. Rowling geschafft hat.
Bild: Keystone

In «Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald» spielt Jude Law den jungen Albus Dumbledore. Im «Bluewin»-Interview spricht er über seine Rolle, das Berner Oberland und das Älterwerden.

Sie spielen den jungen Albus Dumbledore in «Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald», zu Deutsch «Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen». Haben Sie sich von Ihren Vorgängern Michael Gambon und Richard Harris aus den Harry-Potter-Filmen inspirieren lassen oder wollten Sie Ihre eigene Figur kreieren?

Ein bisschen von beidem. Ich kenne die Filme ziemlich gut, aber ich habe Dumbledore darin nun nicht extra noch einmal studiert. Da J.K. Rowling nicht nur die Potter-Bücher, sondern auch hier das Drehbuch geschrieben hat, hatte ich ja ein ganz reichhaltiges Quellenverzeichnis zur Verfügung. Ich habe mir Professor Dumbledore immer ein bisschen wie Robin Williams in «Der Club der toten Dichter» vorgestellt, in dem ein bisschen Anarchie schlummert und der den Schülern rät, Seiten aus den Büchern zu reissen und aus dem Fenster zu springen, um sich selber zu finden.

Er schlüpft in die Rolle des jungen Albus Dumbledore: Jude Law (rechts).
Er schlüpft in die Rolle des jungen Albus Dumbledore: Jude Law (rechts).
Bild: Keystone

Macht das einen guten Lehrer aus?

Ja. Und Geduld. Meine Eltern waren beide Lehrer. Ich ging nie zu ihnen zur Schule, aber sie waren tolle, lebensbezogene, geduldige Lehrer zu Hause und grosszügig mit ihrer Zeit und Liebe. Meine Schwester und ich haben beide Berufe gewählt, in denen es schwierig ist, Fuss zu fassen und erfolgreich zu sein. Aber es läuft uns beiden recht gut: ihr als Malerin, mir als Schauspieler. Meine Eltern haben es also schon richtig gemacht, uns in unseren Leidenschaften und Träumen zu unterstützen.

Ist Ihnen ein Rat besonders geblieben?

Meine Mutter hat mir mal gesagt, das Leben sei eine Reise vom Anfang zum Ende und wenn man den Weg direkt gehe, sei er sehr kurz und langweilig. Wenn es abwechselnd auf und ab geht, ist es spannender und – wenn man die so zurückgelegte Strecke misst – auch länger. Ich bereue also nichts und würde in meinem Leben nichts ändern, denn das Leben ist dazu da, um zu lernen. Gelernt habe ich auch viel aus den Büchern von Ex-Pastor und Philosoph Richard Holloway. «On Forgiveness» ist ein brillantes Buch.

Zurück zu «Grindelwalds Verbrechen»: Im Film ist Grindelwald ja Ihr Gegenspieler, gespielt von Johnny Depp, mit dem Sie jedoch keine Szene haben. Bei uns Schweizern ist Grindelwald vor allem als Ferienort im Berner Oberland bekannt. Waren Sie schon mal da?

Nein, ich wusste gar nicht, dass es so einen Ort gibt! Die Leute dort freuen sich sicher sehr: Grindelwald kommt nun auf jede Pilger-Karte der Potter-Fans! Aber ich war schon Skifahren in Österreich, in Bad Gastein. Ich bin zwar kein guter Skifahrer, aber mein Sohn wollte unbedingt Snowboarden und es musste ja jemand mit ihm mit. Ich war der Idiot, der sich freiwillig meldete. Während er es tipptopp gemacht hat, hat es mich ein paar Mal überstellt und es gab blaue Flecken, wo ich blaue Flecken gar nicht für möglich hielt.

Sie hatten sehr jung Kinder. Ihr ältester Sohn ist bereits 22. Wie fühlt sich das an?

Es ist lustig: Mein ältester Sohn und seine Freunde haben das Gefühl, sie wissen schon alles – wie ich damals. Sie haben eine Band, die «Outer Stella Overdrive» heisst und deren Song «State Your Name» auf Spotify rausgekommen ist. Wenn man Kinder hat, kann einem der Erfolg nicht zu sehr in den Kopf steigen. Bei mir kamen die grossen Jobs und die Kinder zur gleichen Zeit, als ich um die 24, 25 Jahre alt war. Die Kinder stellten immer einen Anker für mich dar, eine Realität, zu der ich nach Hause kommen konnte. Kids wollen nichts weiter, als dass man der Vater ist. Und das schulde ich ihnen auch.

Ist der junge Dumbledore die coolste Rolle, die Sie in den Augen Ihrer Kinder je gespielt haben?

Dafür habe ich schon ein paar Pluspunkte bei ihnen geerntet. Die Harry-Potter-Bücher waren in unserem Haushalt sehr wichtig. Ich habe sie als Gutenachtgeschichten vorgelesen. Und wenn wir in Urlaub gefahren sind, hörten wir die Bücher auf Kassette im Auto.

Könnten Sie sich weitere Kinder vorstellen?

Vielleicht. Ja – statt einer Fünfer-Mannschaft eine Siebener-Mannschaft wäre nicht schlecht. So könnten wir bei mehr Team-Sportarten mitmachen (lacht).

Sie spielen jetzt den jungen Dumbledore, demnächst drehen Sie dann eine weitere Staffel von «The Young Pope». Was haben Sie für ein Verhältnis zum Jungsein und Alter?

Ich verlange nun bei allen Rollen, dass davor «jung» steht (lacht). Das Lustige ist ja, ich spiele den jungen Dumbledore, dabei ist er einer der ältesten Figuren im Film! Ich war jedenfalls einer der ältesten Schauspieler bei diesen Dreharbeiten. Für Frauen in diesem Beruf ist es anders, aber bei mir waren die Zwanziger ein Minenfeld. Mit 30 fragte ich mich, ob ich das alles überstehe. Mit 40 gibt's dann die Rollen mit mehr Fleisch am Knochen und es wird nicht mehr erwartet, dass man der junge, hübsche Sonnyboy ist. Ich fühle mich mit 45 Jahren nun also ganz wohl in meiner Haut.

Bald sind es 20 Jahre her seit Ihrem Durchbruch mit «Der talentierte Mr. Ripley». Welche Erinnerungen werden da bei Ihnen wach?

Ach, wir waren diese jungen Schauspieler Mitte 20 und hielten uns für unglaublich erfahren, dabei waren wir ja noch Kids. Wir waren in Ischia und haben jeden Abend im gleichen Restaurant am Strand gegessen – man hätte einen Fisch von Hand fangen können und der Koch hätte ihn für einen gekocht. Nur Matt Damon durfte nichts essen, weil er wie ein kleiner Wicht aussehen sollte. Ich verbrachte Zeit auf meiner Yacht – ich hatte gerade segeln gelernt, was ein Albtraum war. Und abends übte ich Saxophon. Ich hatte nie mehr Spass bei einem Dreh als damals. Es war eine goldige Zeit. Heute macht mich die Erinnerung auch etwas melancholisch und traurig, denn der Regisseur Anthony Minghella und Philip Seymour Hoffman, der immer alle zum Lachen brachte, sind nicht mehr unter uns … Im Gegensatz zu Gwyneth Paltrow habe ich mit Matt seit Jahren keinen Kontakt mehr. Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen.

Sie haben unlängst auch einen Film mit Woody Allen gedreht. Ihr Co-Star Timothée Chalamet distanziert sich inzwischen von der Zusammenarbeit, weil Allen auch unter die Räder von #MeToo kam. Was ist Ihr Standpunkt?

Ich sage dazu nur: Ich möchte, dass der Film eines Tages gesehen wird.

Der Film «Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen» mit Jude Law als junger Albus Dumbledore läuft am Donnerstag, 15. November, in den Schweizer Kinos an.

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