Kommentar Zwei Schlussfolgerungen aus Apples TV-Deal mit Samsung

Henning Steier

6.1.2019

Samsung-Fernseher mit iTunes-App
Samsung-Fernseher mit iTunes-App
Symbolbild: PD

Dass Fernseher der Südkoreaner bald iTunes und AirPlay 2 unterstützen werden, überrascht nur auf den ersten Blick. Und es sagt einiges über Apples Zukunft aus – ein Kommentar.

Unmittelbar vor dem Start der Messe CES in Las Vegas hat Samsung bekanntgegeben, dass Fernseher des Modelljahres 2019 Apples iTunes Store und AirPlay 2 unterstützen werden. Für 2018er-Modelle von Samsung wird die Funktion per Softwareupdate nachgereicht. Wann, verriet das Unternehmen in seiner Medienmitteilung nicht.  

Somit werden die jüngsten TV-Geräte der Südkoreaner Filme und Serien per iTunes-App direkt auf den Bildschirm bringen. Und mittels AirPlay 2 lassen sich Videos direkt von iOS-Geräten und Macs auf den grössten Screen des Zuhauses streamen. Im Klartext: Man wird, wenn man ein neueres Samsung-Gerät mit dem Betriebssystem Tizen hat, beide Funktionen nutzen können, ohne ein Apple TV kaufen zu müssen.

Bixby wird unterstützt

Die iTunes-App für Samsungs Fernseher wird deren Universalsuche, Universal Guide, ebenso unterstützen wie deren Sprachassistent Bixby. Zuschauer werden folglich iTunes-Inhalte über Samsungs Sprachassistenten aufrufen können.

Samsung und Apple sind im Smartphone-Geschäft erbitterte Rivalen. Man denke etwa an die jahrelangen Patent-Streitigkeiten. Gleichzeitig ist Samsung seit jeher ein wichtiger Zulieferer der Kalifornier, etwa für Smartphone-Bildschirme. Dass die Rivalen nun im TV-Geschäft zusammenspannen, überrascht aufmerksame Branchenbeobachter also nicht: Samsung ist der grösste TV-Hersteller und Apple hat mit iTunes einen wichtigen Shop für Filme und Serien.

Der Deal lässt zwei wesentliche Schlussfolgerungen zu:

– Apps auf Fernsehern sind samt den Betriebssystemen mittlerweile komfortabel nutzbar. Also verkauft sich Apple TV wohl nicht so gut wie es sollte. Man fragt sich, es sich für das Unternehmen lohnt, die Set-Top-Box weiterzuentwickeln. Auch auf Schweizer Anbieter eigener Boxen, etwa Sunrise und Swisscom, dürfte der Druck steigen. Randnotiz: Salt setzt seit 2018 auf Apple TV.

– Apple arbeitet seit längerem an einem eigenen Streamingdienst als Alternative zu Netflix und Amazon Prime Video. Durch den Deal mit dem Weltmarktführern bei Fernsehern vergrössert man die Kundenbasis vorab schon einmal immens. Und Apple verstärkt seine Bemühungen, dank Services unabhängiger vom immer schwierigeren iPhone-Geschäft zu werden. 

Nicht zuletzt hat sich Apple Konkurrenten in den vergangenen Jahren immer weiter geöffnet. Ende 2018 wurde etwa bekanntgegeben, dass Apple Music Amazons Lautsprecher Echo unterstützt. Den Musicstreamingdienst gibt es seit 2015 auch für Mobilgeräte mit Googles Betriebssystem Android.

Bereits 2003 wurde der iTunes Music Store für Microsofts Betriebssystem Windows lanciert. Apple hat also früh erkannt, dass fremde Hard- und Software grosses Wachstumspotenzial bieten. Insofern wäre natürlich Android TV, auf das unter anderem Sony bei seinen Fernsehern setzt, ein nächster Kandidat für Apples Öffnung. Es ist aber davon auszugehen, dass Samsung sich für einen gewissen Zeitraum iTunes exklusiv gesichert hat. Folglich dürfte Sony anfänglich nur AirPlay 2 unterstützen. 

Update 7. Januar 2019: Sony hat angekündigt, dass ausgewählte 4K- und 8K-Fernseher künftig AirPlay 2 und HomeKit, Apples Schnittstelle für die Hausautomation, unterstützen werden. Die gleiche Ankündigung hat Vizio an der Messe CES geliefert – für Geräte mit SmartCast.

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