Besseres Online-Dating Online-Dating: Wischt Facebook jetzt Tinder an die Wand?

Pascal Landolt

21.9.2018

«Zu zweit ist's schöner» – denkt sich Facebook und lanciert jetzt eine eigene Dating-Funktion.
«Zu zweit ist's schöner» – denkt sich Facebook und lanciert jetzt eine eigene Dating-Funktion.
iStock

Facebook startet in Kolumbien seinen neuen Dating-Dienst. Warum will der Konzern plötzlich seine Nutzer miteinander verkuppeln? Und wie kommt man auf der Plattform jetzt zu einem Flirt-Profil?

Das Phänomen Online-Dating ist nicht wirklich neu, aber genau Facebook ist in einer vorteilhaften Situation, um sich mit einem solchen Dienst abzuheben. Denn Mark Zuckerbergs Social Media-Plattform verfügt bereits über eine Menge Daten ihrer Nutzer: Was sie mögen, wo sie sich oft aufhalten und in welchen Kreisen sie sich bewegen.

Das alles soll Facebook ermöglichen, die über 200 Millionen als «Single» gemeldeten Nutzer zielgerichteter untereinander zu verkuppeln, als es beispielsweise «Tinder» mit dem Wischen eines Bildes tun kann.

Dating-Profil ist separat

Doch keine Angst: Facebook verkuppelt einen nicht ungefragt, der Dienst ist «Opt in» – man muss also selbst aktiv werden, um hier mitzumachen. Und zwar, indem man ein neues Profil innerhalb seines Facebook-Accounts anlegt.

Das Dating-Profil wird dabei separat vom Haupt-Profil geführt. Dafür können dort relevante Angaben wie eine kurze Vorstellung, Infos zu Ausbildung, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung gemacht werden, ebenfalls, ob man vielleicht schon Kinder hat. Diese Angaben sind allerdings alle optional.

Wisch und weg: So oberflächlich wie bei «Tinder» (Bild) soll die Partnersuche bei Facebook nicht sein.
Wisch und weg: So oberflächlich wie bei «Tinder» (Bild) soll die Partnersuche bei Facebook nicht sein.
Match Group / Tinder

Was immer angezeigt wird, sind das Alter, der Vorname und die ungefähre Ortsangabe. Auf bis zu 12 Fotos kann man sich präsentieren und dabei auch 20 Fragen zu seiner Persönlichkeit beantworten – zum Beispiel «Wie sieht für dich ein perfekter Tag aus?».

Die eigenen Kriterien, was für Profile für einen selbst in Frage kommen, setzt man per Filter, wie die Distanz zum eigenen Standort, Alter oder Religion. Anschliessend kann man sich durch die vorgeschlagenen Profile schauen.

So funktioniert die Verkupplung per Facebook

Im Gegensatz zu bekannten Dating-Apps, kann man sich bei der Facebook-Variante allerdings keine Kontakte auf Vorrat anhäufen. Sobald ein passendes Profil angezeigt wird, muss man sich für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden: Entweder man ist «nicht interessiert» oder falls doch, muss man auf ein Foto oder eine Frage des Gegenübers Bezug nehmen und der Person eine Nachricht dazu schicken. Erst dann wird man zum nächsten «Treffer» zugelassen.

Am wichtigsten ist jedoch die Privatsphäre der Nutzer: Nach verschickter Anfrage verschwindet das Profil der oder des Angebeteten. Der Ball liegt nun bei der Gegenpartei, den Kontaktversuch anzunehmen oder zu ignorieren.

Entscheidet sich die andere Person zur Antwort, wird die Konversation in einen eigenen Chat verschoben. Dort können allerdings keine weiteren Bilder geschickt werden – wohl, um anstössige Inhalte zu verhindern – und auch keine Lesebestätigungen angezeigt. Fruchtet die Zuneigung auf diesem Weg, können die Beteiligten ihre frische Liebe dann auf anderen Kanälen weiterführen.

Wann, wie und wo kann ich daten?

Noch ist der neue Facebook-Dienst kostenlos und noch ist er ausschliesslich in Kolumbien verfügbar. Der wahrscheinliche Grund, die Funktion zuerst in dem südamerikanischen Land auszuprobieren liegt darin, dass Kolumbien dem Online-Dating gegenüber aufgeschlossen ist und auch über eine solide Basis von rund 30 Millionen Facebook-Nutzern verfügt.

Facebook testet seine neue Verkupplungs-Funktion jetzt in Kolumbien, weitere Länder sollen folgen. (Archivbild)
Facebook testet seine neue Verkupplungs-Funktion jetzt in Kolumbien, weitere Länder sollen folgen. (Archivbild)
iStock

In nächster Zeit dürfte die Dating-Funktion auch in weiteren Ländern verfügbar werden, zu einer genauen Zeitangabe hat sich Facebook aber noch nicht bewegen lassen.

Neue Chance für Facebook

Dass Facebook diesen neuen Weg beschreitet, ergibt durchaus Sinn. Nachdem die Social Media-Plattform in einem ersten Schritt viele Nutzer weltweit für sich gewinnen konnte, geht es jetzt darum, die Verbindungen seiner User unterereinander zu vertiefen. Der eingangs erwähnte Daten-Vorsprung, den Facebook besitzt, dürfte helfen, den Romantik-Dienst für seine Nutzer tatsächlich nützlich zu machen.

Bleibt zu hoffen, dass Mark Zuckerberg und sein Team mit unseren Daten diesmal extra vorsichtig ist und Privatsphäre und Sicherheit besser gewährleistet als es mit dem «Cambridge Analytica»-Fall getan hatte. Auch hier bekommt Facebook eine weitere Chance, sich neu zu beweisen – und dabei wieder zur Drehscheibe unserer sozialen Kontakte zu werden.

Aufgepasst vor falschen Freunden auf Facebook

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