Analyse Warum Facebook auf Privatsphäre setzt

Henning Steier

7.3.2019

Facebook-Boss Mark Zuckerberg will neue Geschäftsfelder betreten.
Facebook-Boss Mark Zuckerberg will neue Geschäftsfelder betreten.
Symbolbild: Keystone

Das grösste Social Network stellt sich strategisch neu auf. Dafür gibt es mindestens vier Gründe – eine Analyse.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat angekündigt, das Social Network stärker auf den Schutz der Privatsphäre seiner Mitglieder auszurichten. Seine Aussagen dazu scheinen wolkig, doch ist heute schon einigermassen klar, was das Ganze für die Strategie des Unternehmens heisst.  Schliesslich hat Zuckerberg in einigen Sätzen seines Facebook-Beitrags durchaus beschrieben, wie es weitergehen soll.

Demnach sollen mehr Facebook-Dienste eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bekommen. Bei dieser können die Inhalte einer Unterhaltung nur von Absender und Empfänger eingesehen werden. Weitere Dienste wie Videochats, E-Commerce-Angebote, Bezahl-Services sollen auf dieser abgesicherten Basis aufbauen, schreibt Zuckerberg.

Seit Ende 2018 ist publik, dass Facebook an einer eigenen Krypto-Währung für WhatsApp arbeitet. Das deutet ebenso auf E-Commerce hin wie die Entwicklung einer eigenen Shopping-App für Instagram. Dass man daran arbeitet, ist seit September bekannt. Schliesslich ist Instagram bei Themen wie Mode, Reisen und Körperpflege schon heute eine Macht und dient Unternehmen als immer grösser werdendes Schaufenster ihrer Online-Shops.

Werbung erschwert

Warum das alles? Die Nutzung dürfte sich weiter vom Facebook News Feed wegbewegen, dieser zeigt bekanntlich Werbung und hat Facebook neben Google zum erfolgreichsten Onlinewerbeanbieter gemacht. In verschlüsselten Chats auf WhatsApp und im Messenger wird das Nachvollziehen von Nutzeraktivitäten, das eine Voraussetzung für zielgerichtete Werbung ist, schwierig. Deshalb das Setzen auf neue Geschäftsfelder.

Die Verlagerung von Kommunikation in verschlüsselte Messenger hat aber noch eine weitere Konsequenz: Das Verfolgen und Anprangern von Propaganda und Fake News, wie 2018 im brasilanischen Wahlkampf, ist deutlich schwieriger als bei Kampagnen, die im News Feed laufen. Insofern nutzt Facebook die neue Strategie auch imagemässig. Denn das Social Network dürfte künftig weniger Negativschlagzeilen produzieren.

Marktwächter im Blick

Das diensteübergreifende Setzen auf Verschlüsselung hat aber wohl auch kartellrechtliche Gründe. Denn gegenüber den Marktwächtern kann Facebook nun argumentieren, dass die angekündigte Zusammenführung von Diensten wie WhatsApp, Instagram und Facebook nötig ist, um die Nutzerprivatsphäre übergreifend zu schützen. 

Und was heisst die Ankündigung für den Markteintritt in demokratiefeindlichen Staaten wie China? Setzt Facebook die Pläne um, dürfte es im Reich der Mitte weiterhin keine Rolle spielen – bekanntlich verlangt Peking nicht nur Zugriffsmöglichkeiten auf Nutzerdaten, sondern auch ihr Speichern im eigenen Land. Das gilt auch für Russland. Auch dessen Begehren will sich Facebook gemäss Zuckerberg widersetzen. Andere Technologieunternehmen wie Apple sind da schmerzfrei

Nicht zu vergessen: Facebook hat immer wieder Versprechungen gemacht, die bis heute nicht eingelöst wurden. So wurde 2014 anonymisiertes Einloggen in Aussicht gestellt. 2018 wurde ein Button angekündigt, mit dem man die über einen gesammelten Werbedaten löschen können sollte. Dieser ist bisher ebenso wenig Realität geworden wie die Möglichkeit,  versandte Messages zurückzuholen.

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