Geheimes Projekt Steht die zensurierte Google-Suche für China kurz vor dem Start?

dj

10.10.2018

In Festland-China ist Google derzeit nicht benutzbar. Das will der Konzern offenbar ändern.
In Festland-China ist Google derzeit nicht benutzbar. Das will der Konzern offenbar ändern.
Getty Images

Trotz anderslautenden öffentlicher Äusserungen arbeitet Google offenbar weiterhin intensiv an seiner zensurierte Suche, mit denen der Tech-Gigant in den chinesischen Markt zurückkehren könnte.

Im August wurden erstmals Bestrebungen von Google bekannt, wieder in China aktiv zu werden, nachdem man sich dort 2010 zurückgezogen hatte. Konkret soll das mit einen zensurierten Suche passieren, die unter dem Decknamen «Dragonfly» entwickelt werde.  

Damals verweigerte Google jeglichen Kommentar, obwohl es Kritik von allen Seiten hagelte, von den eigenen Mitarbeitern bis hin zu US-Vizepräsident Mike Pence. Später erzählte Google-CEO Sundar Pichai seinen Mitarbeitern, die China-Pläne seien in einer «frühen Phase». Am 23. September schliesslich sagte Ben Gomes, der bei Google für die Suchmaschinenfunktion verantwortlich ist, zur «BBC» man habe keine Pläne, irgendetwas in China zu lancieren. Doch privat klingt Gomes etwas anders, wie «The Intercept» berichtet.

In wenigen Monaten Launch in China?

Der Nachrichtenseite wurde die Niederschrift einer Ansprache zugespielt, die Gomes am 18. Juli vor Google-Mitarbeitern hielt. Dort nennt er China den «interessanten Markt der Welt» und will in sechs bis neun Monaten ein Produkt haben, das Google lancieren könne. Gomes gibt zu, dass bei dem Projekt eine gewissen Unsicherheit bestehe, aber sobald die Möglichkeit bestehe in China in den Markt einzusteigen, solle Google bereit sein.

Klingt privat anders als öffentlich: Ben Gomes.
Klingt privat anders als öffentlich: Ben Gomes.
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Auch drei Monate nach diesen Äusserungen haben sich Google Absichten offenbar nicht grundlegend geändert. Die öffentliche Kritik seit Bekanntwerden von Googles China-Plänen habe die Führungsmannschaft des Tech-Giganten zwar verunsichert, so «The Intercept». Dennoch würden Google-Programmierer weiterhin an Dragonfly arbeiten, auf direkte Anweisung der Konzernspitze.

So soll Dragonfly funktionieren

Im September zitierte «The Intercept» aus einem internen Memo, das unter Google-Mitarbeitern zirkulierte. Dort wurde Details zur Funktionsweise von Dragonfly offengelegt. Zum einen muss sich Dragonfly natürlich an die Zensurvorschriften Chinas halten, Suchanfragen zu Begriffen wie «Menschenrechte» oder «Nobelpreis» würden also blockiert.

Zum anderen müssten sich Nutzer zur Google-Suche in China einloggen und mit ihrer Telefonnummer identifizieren. Google selbst würde die Daten der Nutzer zwar in Taiwan speichern, einer chinesischen Firma aber Zugriff auf diese gewähren. Das würde es dann auch der chinesischen Regierung ermöglichen zu überwachen, welche Nutzer nach welchen Begriffen sucht.

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