Kommentar Von der CES verbannter Vibrator erregt zu Recht die Gemüter

Henning Steier

9.1.2019

Der Vibrator Osé ist nicht mehr an der CES zu sehen.
Der Vibrator Osé ist nicht mehr an der CES zu sehen.
Bild: PD

An der grössten Messe für Unterhaltungselektronik wird ein innovatives Sexspielzeug nicht mehr gezeigt. Die Begründungen sind zweifelhaft – ein Kommentar.

Das Start-up Lora DiCarlo darf seinen Vibrator Osé nicht mehr an der CES in Las Vegas zeigen. Denn die Veranstalterin der Messe, die Consumer Technology Association (CTA), hat das Sexspielzeug verbannt. Zuvor wurde das Gadget allerdings von der CTA selbst als CES Innovation Award Honoree in der Kategorie Robotik und Drohnen geehrt. Das Innovative: Der Vibrator schmiegt sich so an den Körper, dass Frau ihn nicht festhalten muss. 

Zunächst hatte die CTA die Verbannung damit begründet, «unmoralische, obszöne, unanständige oder frevelhafte Beiträge» nicht zu gestatten. Ein paar Stunden später liess man am Dienstag dann verlauten, dass Produkt passe in keine der bestehenden Produktkategorien und hätte nicht für den Wettbewerb akzeptiert werden dürfen.

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DiCarlo-CEO Lora Haddock wirft dem Branchenverband in einem offenen Brief berechtigterweise Doppelmoral vor. Nicht nur Branchenbeobachter Jacob Kastrenakes von der Tech-Newssite «The Verge» spricht von einem «absurden Streit».

Das Vorgehen der CTA ist in der Tat widersprüchlich: Die Messemacher haben in der Vergangenheit wiederholt bewiesen, dass sie beim Thema Erotik kaum Berührungsängste haben: So war etwa 2016 das Stimulationstool Fiera Arouser for her dort zu sehen. Das Unternehmen OhMiBod hat in die Wüste von Nevada wiederholt Sextoys wie Lovelife Krush mitgebracht.

Nicht zuletzt hat die Porno-Produktionsfirma Naughty America in Las Vegas Nutzer in die Freuden der Virtual-Reality-Filme eingeführt. In diesem Jahr zeigt das Unternehmen übrigens Stripperinnen in der erweiterten Realität. Die Augmented-Reality-Tänzerinnen sind allerdings nicht an einem Messestand, sondern in einem Hotelzimmer zu sehen.

Geht es ihnen wirklich um den Kampf gegen Sexismus, dann sollten sich die Organisatoren der Messe wohl eher fragen lassen, warum es nach wie vor laszive Messehostessen gibt und weshalb der Anteil an Keynote-Speakerinnen so gering ist.

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