Digitale Diktatoren Mit welchem Smartphone telefoniert Kim Jong-un?

dj

15.3.2018

Während die Bevölkerung in Nordkorea praktisch keinen Zugriff auf moderne Kommunikationsmittel hat, muss der «geliebte Führer» natürlich immer erreichbar sein. Doch auf welches Handy setzt Kim Jong-un?

In den meisten Ländern ist das Smartphone zum wichtigsten Kommunikationsmittel avanciert: Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt inzwischen ein Smartphone, selbst in Entwicklungsländern verbreiten sich die smarten Telefone mit den vielen Funktionen weiter.

Anders sieht es Nordkorea aus: Hier besitzen gerade mal vier Millionen Menschen ein Smartphone, das entspricht knapp einem Sechstel der Bevölkerung. Und auch damit können sie im totalitären Staat das Internet nicht frei nutzen: Die meisten Nordkoreaner haben nur Zugriff auf ein von der Regierung überwachtes, abgeschottetes Intranet.

Noch immer erfahren die meisten Nordkoreaner die neuesten Nachrichten auf diesem Weg: Öffentliche Zeitungsaushänge in der U-Bahn.
Noch immer erfahren die meisten Nordkoreaner die neuesten Nachrichten auf diesem Weg: Öffentliche Zeitungsaushänge in der U-Bahn.
Keystone

Fotos zeigen Kim mit Smartphone

Auch Diktator Kim Jong-un gehört offenbar zu den Smartphone-Nutzern. Bei einem Treffen mit Vertretern Südkoreas Anfang März war auf dem Tisch vor Kim ein Gerät in Smartphone-Form zu sehen («Bluewin» berichtete). Um was für ein Modell es sich handelt, lässt sich allerdings nicht zweifelsfrei bestimmen, das Gerät scheint in einer dicken Schale versteckt zu sein. Möglicherweise eine Vorsichtsmassnahme, um Spionageangriffe abzuwehren.

Das unbekannte Gerät an Kims Seite aus einem anderen Winkel. Geheim-Smartphone oder doch etwas ganz anderes? Fast wünschte man sich eine Röntgen-Brille, um das Geheimnis aufzudecken.
Das unbekannte Gerät an Kims Seite aus einem anderen Winkel. Geheim-Smartphone oder doch etwas ganz anderes? Fast wünschte man sich eine Röntgen-Brille, um das Geheimnis aufzudecken.
Keystone

Wäre Kim die Sicherheit seiner Daten viel Wert, würde er wohl auf eine massgeschneiderte Lösung von Anbietern von verschlüsselten Smartphones wie dem französischen Thales-Konzern oder einem Modell des Startups «Sirin Labs» aus Israel, das die Verschlüsselung über eine Blockchain verspricht.

2013 war's noch ein HTC

Schon 2013 wurde Kim mit einen Smartphone fotografiert. Damals wurde das Modell allerdings ziemlich schnell als ein handelsübliches Android-Smartphone des taiwanesischen Herstellers HTC identifiziert.

Aufgrund der geringen Auflösung des von staatlichen Nachrichtenagentur veröffentlichen Bildes ist es nur schwer zu erkennen, aber dieses Handy neben Kim in 2013 wurde als Smartphone von HTC identifiziert.
Aufgrund der geringen Auflösung des von staatlichen Nachrichtenagentur veröffentlichen Bildes ist es nur schwer zu erkennen, aber dieses Handy neben Kim in 2013 wurde als Smartphone von HTC identifiziert.
KCNA

Gipfeltreffen zweier Android-Fans

Glaubt man den Berichten der letzten Wochen, könnte Kim bald mit einem weiteren Android-Fan zusammentreffen: Donald Trump. Der US-Präsident ist bekanntlich ein eifriger Twitterer. Auch er hat für seine täglichen Tiraden lange Zeit ein Android-Smartphone, allerdings von Samsung, genutzt.

Sein geliebtes Samsung-Smartphone musste Trump kürzlich gegen ein iPhone austauschen.
Sein geliebtes Samsung-Smartphone musste Trump kürzlich gegen ein iPhone austauschen.
Getty Images

Nach Amtsantritt ist Trump jedoch aus Sicherheitsgründen auf ein iPhone umgestiegen, wie sein ehemaliger Golf-Caddie und heutiger Social Media-Chef Dan Scavino sagt:

Nordkorea preist «eigene» Handys an

Ob Kim auf seinem aktuellen Smartphone auch die Twitter-App installiert hat und damit direkt nachverfolgen konnte, wie ihn Trump als «Little Rocket Man» betitelte, ist nicht bekannt. Möglicherweise nutzt Kim sogar eine nordkoreanische «Eigenproduktion».

In 2013 zeigten Bilder ihn bei der Besichtigung einer Fabrik, in der «Arirang»-Smartphones hergestellt werden sollen. Das als nordkoreanische Erfindung vorgestellte Handys stellte sich aber später als Kopie eines chinesischen Smartphones heraus.

Kim Jong-un 2013 beim Besuch einer Smartphone-Fabrik nahe Pjöngjang. Auf den verschiedenen Aufnahmen des Besuchs sind jeweils nur einige Schachteln zu sehen. Ebenfalls fehlen die Fertigungslinien für die technisch anspruchsvolle Herstellung.
Kim Jong-un 2013 beim Besuch einer Smartphone-Fabrik nahe Pjöngjang. Auf den verschiedenen Aufnahmen des Besuchs sind jeweils nur einige Schachteln zu sehen. Ebenfalls fehlen die Fertigungslinien für die technisch anspruchsvolle Herstellung.
KCNA

2017 gab Nordkorea schliesslich an, erneut ein eigenes Smartphone produziert zu haben. Das «Jindallae 3» kommt im iPhone-Look und hat auch eine von iOS inspirierte Benutzeroberfläche.

Das «Jindallae 3», ein vermeintlich in Nordkorea hergestelltes Smartphone. Wahrscheinlicher ist, dass die Geräte in China hergestellt und in Nordkorea nur neu verpackt werden.
Das «Jindallae 3», ein vermeintlich in Nordkorea hergestelltes Smartphone. Wahrscheinlicher ist, dass die Geräte in China hergestellt und in Nordkorea nur neu verpackt werden.
Mangyongdae
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