Gedankenverbrechen iOS 13 zensuriert Schimpfwörter

dj

15.8.2019

In Beta-Versionen der Betriebssysteme für iPhones und iPads zensuriert Apple auch handgeschriebene Schimpfwörter. 
In Beta-Versionen der Betriebssysteme für iPhones und iPads zensuriert Apple auch handgeschriebene Schimpfwörter. 
Apple

In einer Beta-Version von iOS 13 und iPadOS wurde ein «Feature» entdeckt, bei dem Schimpfwörter vaporisiert werden.

Apple ist notorisch prüde. Apps mit nur einem Hauch an sexuellen Inhalten werden aus dem App Store verbannt. Bei den in Produktion steckenden Serien für Videostreamingdienst Apple TV+ sollen Apple-Manager regelmässig Anmerkungen zu Drehbüchern an die Filmstudios weitergeleitet haben, mit dem Ziel, die Serien «familienfreundlicher» zu machen. Selbst Steve Jobs sagte einmal, wer Pornos angucken wolle, solle sich doch ein Android-Handy kaufen.

So sollte es also eigentlich nicht überraschen, dass die Zensur inzwischen auch gegen Apple-Nutzer selbst gerichtet wird. In der Beta-Version von iOS 13 sowie iPadOS wurde von einem Reddit-Nutzer ein entsprechendes Beispiel in der Texterkennung-Funktion der Notizen-App entdeckt. Schreibt ein Nutzer dort eine handschriftliche Notiz, schlägt die App anhand des geschriebenen einen Titel für die Notiz vor. Doch verwendet man ein Wort wie «fuck» oder «shit», wird dieses im transkribierten Text einfach durch Unterstriche ersetzt.

Inspiriert von «1984»?

Die Notizen-App erkennt das handgeschriebene Wort also eindeutig, entscheidet sich aber dafür, es nicht anzuzeigen. Deutsche Schimpfwörter werden übrigens nicht so behandelt, es ist unklar, ob sich das bis zu finalen Version von iOS 13 noch ändert. Bei der Autokorrektur von iOS ist Apples Aversion gegen Vulgarität schon länger ersichtlich. Schimpfwörter werden häufig als vermeintliche Rechtschreibfehler erkannt und iOS schlägt Alternativen wie etwa «ducking» oder «Dicken» vor.

Das Apple mit der Notizen-App nun buchstäblich die Sprache seiner Nutzer kontrolliert und verändert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schliesslich wurde im berühmtesten Werbespot der Firmengeschichte dramatisch der Orwellsche Grosse Bruder zerstört. Inzwischen scheint man bei Apple aber selbst von den Methoden des Ozeaniens aus «1984» inspiriert zu sein.

Galerie: Das kann iOS 13

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