Mixed Reality Die HoloLens 2 beseitigt viele Kritikpunkte – bis auf einen

Henning Steier, Barcelona

24.2.2019

Microsoft: Die HoloLens 2 kostet 3500 US-Dollar.
Microsoft: Die HoloLens 2 kostet 3500 US-Dollar.
Screenshot: PD

Microsoft hat die neue Version seiner Mixed-Reality-Brille präsentiert. Unterzeichner einer offenen Briefes an die Konzernleitung dürften die zahlreichen Verbesserungen mit gemischten Gefühlen betrachten.

Microsoft hat am MWC19 in Barcelona die HoloLens 2 vorgestellt. Wie Entwicklungschef Alex Kipman sagte, sei der Tragekomfort um den Faktor 3 verbessert worden. Wie genau Komfort bei Microsoft definiert wird, erklärte Kipman nicht. Das erste Modell, das 2016 auf den Markt kam, ist recht klobig. Die neue Mixed-Reality-Brille, welche virtuelle Objekte ins reale Sichtfeld einblendet, hat ein mehr als doppelt so grosses Sichtfeld.

Die wahrgenommene Auflösung sei immer noch genauso groß wie beim Vorgänger, also 47 Pixel pro Grad, wie Kipman sagte. Laut Microsoft ist der Unterschied vom alten zum neuen Modell mit dem Umstieg von einem 720p-TV auf einen 2k-Fernseher vergleichbar. 

Die HoloLens 2 hat ein doppelt so grosses Sichtfeld wie die erste Version.
Die HoloLens 2 hat ein doppelt so grosses Sichtfeld wie die erste Version.
Bild: PD

Die HoloLens 2 bietet einen Tiefensensor (Time of Flight), unterstützt die Anmeldefunktion Windows Hello und bietet eine Funktion, auf die viele Träger gewartet haben dürften: Die Bewegungen der Hände werden auch ohne Controller verfolgt. Man sah auf der Bühne, wie Microsoft-Entwicklerin Julia Schwartz live gekonnt Klavier spielte. Ob die Akkulaufzeit von nur drei Stunden signifikant verbesser wurde, hat Microsoft bisher nicht verraten.

In der Hololens 2 steckt ein System on Chip vom Typ Snapdragon 850. Dieses wird von einer selbstentwickelten Holographic Processing Unit unterstützt. Auf dem Spezifikationszettel stehen überdies Bluetooth 5.0, 802.11ac-WLAN, und USB-C. Wenn die eigene Leistung der HoloLens 2 nicht genügt, kann man Microsofts Azure-Cloud nutzen und 3D-Grafik aus einem Rechenzentrum auf das Headset streamen.

Für Unternehmenskunden

Wie gehabt, ist die HoloLens in erster Linie ein Produkt für Unternehmenskunden. Beispielsweise unterstützt sie seit Jahren Wartungstechniker des Aufzugsherstellers Thyssenkrupp. Die zweite Version unterstützt aber nun zusätzlich die Unreal Engine. Sie könnte also auch für Spieleentwickler interessant sein. Dazu hat man heute in Barcelona aber nichts vernommen. Auch noch unbekannt ist, ob Partner auf Microsofts neue Offenheit eingehen werden: Wie Kipman sagte, werden Partner eigene Apps Stores für die HoloLens einrichten können.

In jedem Fall Potenzial sieht Mozilla: Denn die Browser-Macher haben Firefox Reality, ihren Browser für die virtuelle und erweiterte Realität, für den Sommer als Hololens-2-Version angekündigt. Es gibt diese seit Dezember für das Mixed-Reality-Headset Magic Leap One. 

Ab Sommer zu haben

Der Marktstart des Microsoft-Headsets erfolgt im im Laufe des Jahres, konkreter wurde der Hersteller nicht. In der Enterprise Edition ist die HoloLens 2 für umgerechnet 3'500 Franken zu haben. Zu mieten ist sie für umgerechnet 125 Franken monatlich. 

Die Sensoreinheit der Hololens 2 wird von Microsoft als eigenes Produkt namens Azure Kinect verkauft. Das Entwicklerkit kann man bereits für umgerechnet 400 Franken vorbestellten, derzeit allerdings nur, wenn man in den USA oder China lebt. 

Protestierende Mitarbeiter

Überschattet wurde Microsofts Präsentation in Barcelona von einem offenen Brief auf Twitter, mit dem 94 Mitarbeiter des Unternehmens gegen die Zusammenarbeit mit dem US-Militär protestieren. Die Angestellten verlangen von CEO Satya Nadella und Chefjurist Brad Smith, den Vertrag, der ein Volumen von 480 Millionen US-Dollar hat, zu kündigen. In einer Petition wird gefordert, die Entwicklung sämtlicher Waffentechnologie zu beenden.

Im Herbst hatten Mitarbeiter von Microsoft bereits gegen die Zusammenarbeit mit dem Militär protestiert. Hier wie da hiess es, Microsoft habe zwar schon mit dem Militär zusammengearbeitet, nun werde aber eine Grenze überschritten, unter anderem weil das Töten etwas Videospielhaftes bekomme. 

Microsoft hatte im November den Auftrag erhalten, US-Soldaten mit knapp 2500 Prototypen der Hololens auszurüsten. Das Projekt trägt den Namen Integrated Visual Augmentation System (IVAS). Nach Regierungsangaben sollen die Brillen nicht nur in der Ausbildung, sondern auch auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Man verspricht sich davon unter anderem bessere Trefferquoten und erhöhte Aufmerksamkeit der Soldaten. 

Microsoft verwies in einer Stellungnahme zunächst auf eine frühere. Man werde die Zusammenarbeit mit dem Militär nicht einstellen, sich aber weiterhin um Gesetze bemühen, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Technologie festschreiben. Am MWC19 legte Satya Nadella nach: Man werde keinem demokratischen Land den Zugang zu Microsofts Technologie verwehren.

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Bildergalerie: Highlights vom MWC19 Barcelona

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