Friedhof der Kryptocoins Was ist mit den Kryptowährungen der Promis passiert?

dj/pal

27.7.2018

Kryptowährungen gibt es wie Sand am Meer, nur eine kleine Minderheit kann sich jedoch durchsetzen. Ein Promi-Werbeträger ist dabei noch kein Garant auf Erfolg.
Kryptowährungen gibt es wie Sand am Meer, nur eine kleine Minderheit kann sich jedoch durchsetzen. Ein Promi-Werbeträger ist dabei noch kein Garant auf Erfolg.
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Im Sog des Bitcoin-Hypes entstanden Tausende neuer Kryptowährungen, einige davon suchten sich prominente Fürsprecher. Doch was einst Paris Hilton «shillte», findet sich heute auf dem Friedhof der Coins wieder.

Kryptowährungen und Promis: Das passt wie die Faust aufs Auge. Beide leben von medialer Aufmerksamkeit, um an Relevanz zu gewinnen. Im Englischen heissen solche Lockvogel-Ambassardoren «shills». Doch die – vermutlich – monetär motivierte Kooperation ging in den wenigsten Fällen gut.Wir zeigen die bekanntesten Fehlschläge bei den Promi/Coin-Paarungen:

Steven Seagal und Bitcoiin

Der ehemalige Filmstar Steven Seagal macht heute vor allem als enger Freund von Wladimir Putin von sich reden. Doch für kurze Zeit war er auf den sozialen Medien auch Fürsprecher von «Bitcoiin» (richtig, die Macher haben einfach ein zweites «i» hinzugefügt).

Zwei integre Personen: Wladimir Putin (l.) und Steven Seagal (r.)
Zwei integre Personen: Wladimir Putin (l.) und Steven Seagal (r.)
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Die Währung mit diesem vertrauenserweckenden Namen hatte Anfang des Jahres ihr «Initial Coin Offering» (ICO). Bei ICOs können Investoren vorab Coins einer neu geschaffenen Währung erwerben, im Austausch gegen eine etabliere Kryprowährung wie Bitcoin (mit einem «i») oder noch besser harte Dollasr, Franken oder Euros.

Doch schon im März gab es Ärger mit den Behörden des US-Bundesstaat New Jersey, weil sich die Macher von «Bitcoiin» nicht gesetzsgemäss registriert haben. Dies wurde einfach ignoriert und «Bitcoiin» hat inzwischen 99,98% seines Wertes verloren. Seagal hat derweil alle seine Social Media-Posts zu der Währung gelöscht.

Paris Hilton und LydianCoin

Die Ältereren unter uns erinnern sich, Paris Hilton war einmal die beste Freundin von Kim Kardashian. Doch letztere hat sie was Ruhm, finanziellen Erfolg und Instagram-Follower angeht, inzwischen meilenweit überholt. Also machte Hilton Werbung für Kryptowährung, genau genommen «LydianCoin».

Paris Hilton war mal die Königin der Reality-Welt. Heute macht sie Werbung für Kryptocoins.
Paris Hilton war mal die Königin der Reality-Welt. Heute macht sie Werbung für Kryptocoins.
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Zugegeben, ihren inzwischen gelöschten Post auf Twitter hatte Hilton zwar mit dem Hashtag #ThisIsNotAnAd versehen, aber ihre plötzliche Begeisterung für Kryptowährungen scheint sonst schwer erklärbar. Der Macher von «LydianCoin» entpuppte sich dann jedoch übrigens als verurteilter Gewalttäter und die Währung hat inzwischen 98,43% ihres Höchstwertes verloren

Hiltons Engangement bei «LydianCoin» hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC zudem dazu veranlasst, generell vor von Promis unterstützen Kryptowährungen zu warnen. «Prominente, die eine Investition empfehlen, haben oftmals nicht die nötige Expertise um sicherstellen, dass eine Investition angemessen ist und in Übereinklang mit den Bundesfinanzgesetzen steht», so die SEC sehr diplomatisch.

Floyd Mayweather und gleich zwei Coins

Floyd Mayweather scheint eher nicht prädestiniert für Kryptowährung-Promotion. Schliesslich lässt sich der Boxer gerne mit Geldkoffern ablichten, aber Kryptocoins lassen sich nunmal schlecht im Privatjet ausbreiten.

Dennoch hat Mayweather gleich zwei Kryptocoins unterstützt. Zu einem «Centra». Dessen Gründer wurden von der SEC wegen Betrug angeklagt, die Währung brach ein. Zum anderen «Hubii». Dieses hat gar nicht erst das Ziel seines ICOs erreicht.

Bei Kryptowährungen traf Floyd Mayweather (r.)  nicht das Ziel.
Bei Kryptowährungen traf Floyd Mayweather (r.)  nicht das Ziel.
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Durch Kryptos zur Prominenz

Es gibt auch Menschen, die es erst durch Kryptowährungen zu (zweifelhafter) Bekanntheit gebracht haben. Für Carlos Matos hätte es so gut aufgehen können: Der charismatische Mittvierziger aus New York führte 2017 durch die «Bitconnect»-Konferenz – einem Treffen in Thailand, bei dem Menschen mit etwas Erspartem und wenig Ahnung über Investments das schnelle Geld durch Kryptowährungen versprochen wurde.

Doch das Projekt entpuppte sich als Schneeballsystem und erlitt Schiffbruch, als der Bitcoin-Kurs Anfang 2018 erstmals wieder rückgängig war. Hunderte Menschen sahen sich in der Folge um ihre Investitionen geprellt. Carlos Matos, und mit ihm die ganze Bitconnect-Gang, zogen sich unvermittelt aus der Öffentlichkeit zurück und versuchten all ihre Verbindungen zu Bitconnect zu verwischen. Doch das Internet vergisst nie – und so wurde Matos dank seinem energetischen Auftritt in der Krypto-Gemeinde zum Symbol für die Gutgläubigkeit und Gier, die den Krypto-Boom von Ende 2017 begleiteten.

Carlos Matos: Der Staubsaugervertreter des 21. Jahrhunderts.
Carlos Matos: Der Staubsaugervertreter des 21. Jahrhunderts.
Screenshot YouTube

Die meisten Kryptowährungen sind Betrug

Zum Sterben brauchen Kryptowährungen aber wahrlich nicht die Hilfe von Promis. Denn die überragende Mehrheit von ihnen kriegt das ganz von alleine hin — in der Tat sind sie meistens sogar gar dafür konzipiert, schnell das Zeitliche zu segnen.

Nach einer Schätzung der Beratungsfirma Satis Group sind über 80 % der neu erschaffenen Kryptowährungen Betrügereien — die Macher waren also nie ernsthaft am Aufbau einer Währung interessiert, sondern wollten in einem Schnellballsystem nur möglichst viel Geld in kurzer Zeit ergaunern.

Die übrigen Kryptowährungen scheiterten an Technikproblemen oder Inkompetenz der Macher, nur 3,8% der Währungen können als erfolgreich bezeichnet werden. Selbst im sehr risikobehafteten Feld der digitalen Start-Ups ist das eine miserable Erfolgsrate.

In der Tat könnte man mit toten Kryptowährungen inzwischen manche mittelgrossse Friedhöfe füllen. Die Seite «Dead Coins» etwa listet über 800 dahingeschiedene Währungen auf. Die Dunkelziffer, gerade was betrügerische Coins angeht, dürfte noch einiges höher liegen.

So wollen Krypto-Kriminelle an Ihr Geld

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