«Ein schwarzer Tag»Bericht über zensurierte Google-Suche für China löst scharfe Kritik aus
dpa/pal
2.8.2018
Google ist in China geblockt, weil es sich zumindest bisher nicht selbst zensieren will. Eine neue Suchmaschine könnte das ändern. Macht der Internetriese bald gemeinsame Sache mit Chinas Zensurbehörden? Das Internet reagiert heftig auf die unbestätigten Gerüchte.
Aktivisten und Menschenrechtler reagierten am Donnerstag empört und sprachen von einem «schwarzen Tag für die Internetfreiheit». Nach den Enthüllungen im US-Portal «The Intercept» bestätigten nicht näher genannte Quellen auch der «New York Times» die Pläne.
Menschenrechtler sind alarmiert
Die zensurierte Suchmaschine mit dem Namen «Dragonfly» (Libelle) würde in China gesperrte Webseiten und Suchanfragen etwa nach Menschenrechten, Demokratie, Religion oder friedlichen Protesten aussortieren, wie die beiden US-Medien berichteten. Damit entspreche sie den strikten Zensurvorschriften der kommunistischen Führung in Peking. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem «schweren Angriff auf die Informationsfreiheit».
Google bisher kompromisslos
Google ist in China gesperrt, weil es sich der Zensur zumindest bisher nicht beugen wollte. Der Konzern sucht aber nach einem Zugang zu dem weltgrössten Internetmarkt mit 730 Millionen Internetnutzern.
Ein Google-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Unternehmen biete eine Reihe von mobilen Apps in China an, unterstütze chinesische Entwickler und investiere in dortige Unternehmen. «Zu Spekulationen äussern wir uns nicht», fügte er hinzu.
Eine offizielles Bekenntnis respektive Dementi steht von Google-Seite also noch aus, ebenfalls berichtet «CNBC», chinesische Staatsmedien dementierten die Zusammenarbeit, es sei kein Projekt mit Google geplant.
In sechs bis neun Monaten so weit?
Die Suchmaschine für das mobile Betriebssystem Android sei bereits chinesischen Regierungsstellen vorgeführt worden. Innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate könnte Google die App für chinesische Nutzer herausbringen, sobald Peking die Genehmigung erteile, hiess es weiter. Die «New York Times» berichtet auch von internem Widerstand bei Google gegen das Vorhaben.
Die Berichte lösten heftige Proteste aus. Amnesty-Forscher Patrick Poon in Hongkong sah «einen Sieg für die chinesische Regierung». «Es sendet ein Signal, dass sich niemand mehr die Mühe macht, die Zensur herauszufordern.» Er fragte auch, wie Google dann die Privatsphäre seiner Nutzer schützen werde: «Wird Google auch einknicken und persönliche Daten herausrücken, sollten die chinesischen Behörden das verlangen?»
«Google lässt sich benutzen»
Auch die Electronic Frontier Foundation (EFF), die sich für Grundrechte im Internetzeitalter einsetzt, übte Kritik. «Das ist äusserst enttäuschend», sagte Eva Galperin von EFF der Tech-Zeitschrift «Wired». Die chinesische Regierung benutze Google dann «letztendlich als Propagandawerkzeug - und Google lässt sich benutzen».
Eine zensierte Suchmaschine würde eine Wende in Googles Chinapolitik darstellen: Das Unternehmen hatte sich 2010 aus dem grossen Markt zurückgezogen, um sich nicht weiter selbst zensieren zu müssen. Auch war Google kurz zuvor Opfer eines schweren Hackerangriffs geworden, dessen Ursprung in China vermutet worden war.
China sperrt nicht nur Google und seine Dienste wie die Suchmaschine oder den E-Mail-Dienst Gmail. Auch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube und WhatsApp sind geblockt - ebenso Nachrichtenseiten der «New York Times», des «Wall Street Journals» und politisch heikle oder chinakritische Webseiten.
Google-Mitarbeiter verlangen Austritt aus Kriegstechnologie
Google-Mitarbeiter verlangen Austritt aus Kriegs-Technologie
Der US-Internetkonzern Google ist an einem Projekt des Pentagon beteiligt. Beim «Project Maven» wird Google-Software verwendet, um automatisch Drohnen-Bilder zu analysieren.
Bild: Getty Images
Dagegen regt sich nun Widerstand in den eigenen Reihen: Tausende Google-Mitarbeiter haben einen offenen Brief unterzeichnet, der verlangt, dass ihre Firma Abstand nimmt von militärischen Projekten.
Bild: Getty Images
Getreu dem originalen Leitsatz von Google «Don't be Evil» soll nur friedliche Technologie gefördert werden, fordern die «Googler». Für viele eine Horror-Vorstellung: Selbständig agierende Killerdrohnen, wie hier in einem Screenshot aus dem populären Kurzfilm «Slaughterbots» auf Youtube.
Bild: Screenshot Youtube
Tech-Firmen weltweit investieren Milliarden Dollar in Künstliche Intelligenz (KI) und automatische Bilderkennung: Eine Voraussetzung für selbständig agierende Drohnen. Hier im Bild ein Roboterhund der Firma «Boston Dynamics». Klar ist das Militär auch an den Forschungsergebnissen interessiert.
Bild: US Marine Corps
Der Aufruf der Google-Mitarbeiter an CEO Sundar Pichai: Ein sofortiger Austritt aus dem Rüstungsprogramm und eine grundsätzliche Erklärung, dass die Firma in Zukunft keine militärischen Projekte unterstützen werde. Eine konkrete Antwort des Chefs steht noch aus.