Volltreffer oder Rohrkrepierer? Russlands «Elektrisches Superauto»: Kalaschnikow schiesst gegen Tesla

Pascal Landolt

24.8.2018

Die russische Firma Kalaschnikow, bekannt für ihre Gewehre, will mit dem «CV-1» in den Elektroauto-Markt vorstossen – und bläst dabei ohne Zurückhaltung zum Angriff auf Tesla.

Kalaschnikow: Der Name hallt nach wie der Knall einer 7,62mm-Patrone. So berühmt-berüchtigt und tödlich effizient sind die Sturmgewehre der Marke, dass ihr Erfinder, der Russe Mikhail Kalaschnikow, später gesagt hat, er hätte stattdessen wohl lieber einen Rasenmäher gebaut.

Schliesslich ist die AK-47 die Waffe der Wahl für viele Soldaten, Terroristen und Freiheitskämpfer weltweit und gilt als tödlichste Massenvernichtungswaffe der Menschheit. Auf rund eine Viertelmillion Schusswaffenopfer alleine durch Kalaschnikow-Gewehre wird der jährliche «Kill Count» geschätzt. Zum Vergleich: Von 1945 bis heute wurden rund 110'000 Menschen durch Atombomben getötet.

Auf Gewehr folgt Elektroauto

Und obwohl das Waffenbusiness weltweit weiter floriert, wurde aus der Firma hinter den Gewehren, der «Kalaschnikow Group», ein moderner, weltweit operierender Konzern mit ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern.

Einen dieser neuen Geschäftsbereiche hat Kalaschnikow nun auf der Rüstungmesse «Army-2018» in Moskau vorgestellt: Es geht um nichts weniger als den «Elektrischen Superwagen», den der russische Konzern aus Ischewsk in Zukunft bauen will.

Dazu gehen die Russen in den Frontalangriff über: «Diese Technologie wird es uns ermöglichen, zu einem weltweit führenden Hersteller von Elektroautos zu werden und zum Beispiel mit Tesla zu konkurrieren», zeigt sich der Konzern selbstbewusst gegenüber der russischen Zeitung «Sputnik».

Damit will Kalaschnikow Tesla herausfordern

Das Design des Elektroautos gefällt nicht allen. In Russland mokiert sich die Internet-Gemeinde bereits auf Social Media über den «Ish-Zombie».
Das Design des Elektroautos gefällt nicht allen. In Russland mokiert sich die Internet-Gemeinde bereits auf Social Media über den «Ish-Zombie».
kalashnikov.media

Obwohl das vorgestellte erste Modell «CV-1» noch ein Prototyp und Einzelstück ist, gibt Kalaschnikow bereits erste Details zur Technik bekannt: Das Chassis-Design basiert auf einem russischen Autoklassiker, dem «Izh-Kombi» aus den 1970er Jahren.

Dank eines «revolutionären Inverters» und einem verbauten Akku mit 90 Kilowattstunden (kWh) Kapazität sollen Fahrten von rund 350 Kilometern möglich sein. Das erscheint dann doch relativ bescheiden. Zum Vergleich: Ein Tesla Model S mit 90 kWh-Akku fährt über 450 Kilometer weit (550 km NEFZ).

So reagiert das Internet auf den Wagen

Doch der Retro-Style des angeblich so modernen Autos sorgt im Internet für viel Nasenrümpfen: Dem «babyblauen» Lack, den Retro-Türgriffen (oben in der Galerie), und dem kantigen Äusseren trauen nicht mal die Russischen Social-Media-Nutzer.

«Eure Panzer sind super, aber es wäre besser, wenn ihr die Finger von Autos lässt», soll ein Nutzer auf der offiziellen Facebook-Seite des Herstellers kommentiert haben. Andere Begriffe, die herumgereicht wurden, sollen «Cyberpunk» oder «Izh-Zombie» gewesen sein.

«Eure Panzer sind super, aber es wäre besser, wenn ihr die Finger von Autos lässt»: Ein Mech-Panzer von Kalaschnikow, der ebenfalls an der Rüstungsmesse «Army-2018» ausgestellt wurde.
«Eure Panzer sind super, aber es wäre besser, wenn ihr die Finger von Autos lässt»: Ein Mech-Panzer von Kalaschnikow, der ebenfalls an der Rüstungsmesse «Army-2018» ausgestellt wurde.
kalashnikov.media

Noch viele Fragen offen

Nun ist es ja bei Elektroautos nicht damit getan, dass man ein Chassis auf eine Batterie klatscht. Fragen sind beispielsweise bei der Aufladung offen, und wie Kalaschnikow gedenkt, mit der angekündigten Reichweite die riesigen Distanzen in Russland zu überbrücken. Hier wird Matchentscheidend sein, wie schnell sich der Akku laden lässt, wie wir bereits in unserem Artikel «Schaffen Tesla & Co. die Fahrt ans Mittelmeer?» analysiert haben.

Bleibt zu hoffen, dass Kalaschnikow wenigstens mit seinem geplanten Elektroauto die Kollateralschäden tief hält und dem Wagen die selben Sicherheitsmerkmale spendiert wie Tesla, dessen Autos zu den sichersten Modellen auf den Strassen gelten. Ein Produktionstermin des «CV-1» wurde noch nicht bekannt gegeben.

Das traditionelle Geschäft von Kalaschnikow: Waffen. Hier die Auslage an einer Messe für Waffensysteme in Moskau, Russland. Nun soll ein Elektroauto des Rüstungskonzerns folgen.
Das traditionelle Geschäft von Kalaschnikow: Waffen. Hier die Auslage an einer Messe für Waffensysteme in Moskau, Russland. Nun soll ein Elektroauto des Rüstungskonzerns folgen.
Zurück zur Startseite