Nach Facebook Auch Google verletzte mit Spionage-App Apples Bestimmungen

dj

31.1.2019

Auch eine Google-App verletzte die Apple-Bestimmungen
Auch eine Google-App verletzte die Apple-Bestimmungen
Keystone

Facebook und Google nutzten iOS-Apps, um umfangreiche Nutzerdaten zu sammeln — und verstiessen damit gegen Apples Bestimmungen. Doch der iPhone-Konzern greift nur gegen einen der beiden durch.

Nach Facebook wurde nun auch Google dabei erwischt, wie es im grossen Stile eine iOS-App ausserhalb des offiziellen App Stores verteilte, um mit dieser umfangreiche Daten zum Nutzungsverhalten auf Smartphones zu sammeln.

Die App namens Screenwise Meter nutzte VPN, über das Google nachvollziehen konnten, welche Websites oder welche App ein Nutzer wie lange nutzt. Das Ziel war hierbei offensichtlich, Marktforschungsdaten etwa über die Nutzung von Konkurrenzprodukten zu sammeln, anhand derer man Entscheidungen über zukünftige eigene Dienste treffen können. Doch die Art und Weise wie diese App verteilt wurden war nicht ganz kosher. Screenwise Meter fand seinen Weg auf iPhones auf die gleiche Art und Weise wie die Facebook Research App.

App Store umgangen

Deren Existenz wurde gestern enthüllt. Die Facebook Research App wurde unter anderem über Anzeigen auf Instagram beworben und suchte freiwillige Teilnehmer ab 13 Jahren, also auch Minderjährige. Gegen eine Zahlung von 20 Dollar im Monat sollten Nutzer die VPN-App installieren — die der im August aus dem App Store verbannten Onavo-App sehr ähnlich war — mit derer Facebook den gesamten Internetverkehr auf dem Smartphone überwachen konnte.

Doch installiert wurde diese App nicht über den iOS App Store, sondern mittels so genannter Enterprise Certificates. Hierbei ist nach Installation eines Zertifikats auf dem iPhone möglich, Apps direkt vom Hersteller zu laden. Sinn dieses Programm ist es eigentlich, Mitarbeitern eines Unternehmen zu erlauben, Vorabversionen einer neuen App zuerst intern zu testen. Denn Apple verbietet es explizit, über diese Art Apps an Nicht-Mitarbeitern zu verteilen, so wie es Facebook in diesem Fall tat.

Facebook-typisch versuchte das Unternehmen, die Berichte zunächst herrunterzuspielen. Wichtige Fakten über das Programm würden ignoriert. So seien «nur» 5 Prozent der überwachten Nutzer minderjährig. Über die Tatsache, dass man mit der Nutzung der Enterprise Certificates recht eindeutig gegen Apples Bestimmungen verstossen hatte, verlor Facebook kein Wort.

Bildergalerie: Schnüffler aussperren: So funktionieren App-Berechtigungen

Google zeigt sich reumütig

Kurze nach dem Bericht über die Facebook Research App wurde dann auch Googles Screenwise Meter bekannt. Hier wurden Nutzern Geschenkgutscheine als Belohnung für die Installation angeboten. Als Teils eines Familienaccounts wurde auch hier die Smartphone-Nutzung von Kindern ab 13 Jahren überwacht. Und auch Google nutzte für die Installation die Enterprise Certificates.

Im Gegensatz zu Facebook zeigte sich Google in einer ersten Reaktion ziemlich reumütig. Die App hätte nicht nicht auf diese Art verteilt werden dürfen. «Das war ein Fehler und wir bitten um Entschuldigung», so Google zu techcrunch.com. Man habe die App nun selbst deaktiviert.

Apple greift durch

Die unterschiedlichen Reaktionen der beiden Tech-Giganten könnte erklären, warum Apple auf eine praktisch identische Verletzung seiner Bestimmungen derzeit noch unterschiedlich reagiert. Gegenüber Facebook wurde hart durchgegriffen. Apple machte sämtliche Enterprise Certificates von Facebook ungültig, nicht nur jene, die für die Facebook Research App genutzt wurden.

Das hatte drastische Auswirkungen auf die Arbeit bei Facebook. Denn nun kann Facebook etwa keine Vorabversionen der Facebook- oder Instagram-App mehr testen. Selbst eine interne App, mit der Mitarbeiter das aktuelle Menü der Facebook-Kantine sehen können, lässt sich einfach nicht mehr öffnen.

Bei Google ist Apple noch nicht so weit gegangen. Hier wären die Auswirkungen wohl noch dramatischer, da Google ja dutzende verschiedene iOS-Apps betreibt, deren Entwicklung dann völlig zum Stillstand kommen würde. Möglicherweise hat auch die vergiftete Beziehung zwischen Facebook und Apple hier eine Rolle gespielt. Die Chefs Mark Zuckerberg und Tim Cook tauschten in 2018 immer wieder böse Kommentare über das Geschäftsmodell des Gegenübers aus.

Bildergalerie: Warum Google nicht viel besser als Facebook ist

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