Kritik von MenschenrechtlernApple und Google bieten saudische Unterdrückungs-App an
dj
12.2.2019
In den offiziellen App Stores von Apple und Google findet sich eine App, mit der die Bewegungen von saudischen Frauen verfolgt und beschränkt werden können.
Die Bewegungsfreiheit von Frauen in Saudi-Arabien ist stark eingeschränkt. Ohne Erlaubnis ihres «Vormundes», üblicherweise der Vater oder Ehemann, dürfte sie nicht das Land verlassen. Rebellion gegen dieses System ist immer weiter verbreitet, wie jüngst der Fall der 18-jährigen Rahaf Mohammed al-Kunun zeigte. Doch saudische Männer können auf modernste Technik bei der Kontrolle über Frauen zurückgreifen.
Etwa mit dem vom saudischen Innenministerium betriebenen Dienst Absher. Dieser ermöglicht es allerlei staatliche Dienstleistungen online in Anspruch zu nehmen — etwa um einen Termin für einen Reisepassantrag vereinbaren oder eine Parkbusse zu bezahlen. Doch ein «Feature» von Absher ist auch die Kontrolle über die Bewegung von «abhängigen Personen», also Kinder und Frauen.
Ausreise per App verhindern
In Absher kann ein Haushaltvorstand die Reisepassnummern seiner «Abhängigen» eintragen und bestimmen, ob und wie oft sie ausreisen dürfen und welche Flughäfen sie besuchen dürfen. Dazu kann der Mann Ausreisegenehmigungen erteilen und sie auch jederzeit widerrufen. Taucht nun eine saudische Frau ohne Ausreisegenehmigung an der Grenzkontrolle auf, kann sie das Land nicht verlassen und ihr «Vormund» bekommt zusätzlich eine Benachrichtigung auf sein Smartphone.
Absher gibt es Version für Desktop-Browser und auch als mobile App, und hier kommen Apple und Google ins Spiel. Die Absher-App ist in beiden App Stores vertreten — und übrigens auch in der Schweiz erhältlich. Damit würden die Tech-Firmen die Unterdrückung saudischer Frauen unterstützen, so die Kritik von Menschenrechtlern.
Rothna Begum von Human Rights Watch sagte zu thisisinsider.com, dass solche Apps Menschenrechtsverletzungen ermöglichen. App Store-Anbieter sollten bei Apps von Regierungen besonders sensibel sein und gründlich prüfen, ob sie Missbrauch fördern, so Begum. Apple und Google haben sich bislang nicht zu Absher geäussert.
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