Analyse Sollte Apple den Prozess um die Zukunft des App Stores gewinnen?

Henning Steier

26.11.2018

Treibt Apples App Store die Preise für Anwendungen in die Höhe?
Treibt Apples App Store die Preise für Anwendungen in die Höhe?
Symbolbild: PD

Seit sieben Jahren werfen Kläger Apple vor, die Preise für Apps in die Höhe zu treiben. Nun muss das höchste US-Gericht entscheiden, ob eine Klage zulässig ist. Das Geschäft mit den Anwendungen könnte umgekrempelt werden. 

Heute beginnt eine Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof der USA, in der es nicht weniger als um die Zukunft des App Stores geht. Bis Juni 2019 wird der Supreme Court entscheiden, ob eine Klage zugelassen wird, laut der Apple ein Monopol für den Vertrieb von iOS-Anwendungen errichtet hat. Das werfen Konsumenten dem iPhone-Konzern seit 2011 vor (Apple vs. Pepper et al., US Supreme Court, No. 17-204). In der Tat: Die Anwendungen können ausschliesslich über den App Store vertrieben werden.

Apples Umsatzanteil beim Verkauf von Apps in Höhe von 30 Prozent führe zu höheren Preisen. Und: Der iPhone-Hersteller habe es unterbunden, dass Wettbewerber App Stores für iOS-Geräte, also iPhone, iPod und iPad, eröffnen können, so lauten die Vorwürfe.

Apple betonte in diesem Kontext stets, der App Store habe eine neue Branche erschaffen, die es so vorher nicht gegeben habe. In den ersten zehn Jahren, also bis Sommer dieses Jahres, wurden 100 Milliarden US-Dollar an Entwickler ausgeschüttet. Die Sparte Services, zu welcher der App Store gehört, wird in Zeiten harzender iPhone-Verkäufe immer wichtiger. Im abgelaufenen Quartal erzielte Apple mit Services einen Umsatz von zehn Milliarden US-Dollar – Tendenz stark steigend.

Apples Provision umgehen

Aus Nutzersicht erscheint es logisch, dass mehrere Apps Stores die Preise sinken lassen würden. Manche Unternehmen, etwa Google und Spotify, die ihre Kunden auf eigene Websites umleiten, um Apples Provision zu entgehen, würden Konkurrenz sicherlich ebenfalls begrüssen.

Aber ganz so einfach ist es nicht, wie das Beispiel Google zeigt: Android, das dominierende Mobilbetriebssystem, hat immer wieder mit grossangelegten Sicherheitsproblemen zu kämpfen, die durch den Google Play, das Pendant zum App Store, nicht gelöst werden. Denn Googles Kontrollmechanismen für Apps sind deutlich lascher. So wies Lukas Stefanko vom IT-Sicherheitsanbieter Eset vergangene Woche auf den jüngsten Fall hin, von dem über 500'000 Nutzer betroffen waren:

Pikant: Zwei der Apps wurden für kurze Zeit im Play Store im Bereich Trends angepriesen. Dadurch wurden wohl viele Android-Nutzer erst auf die Malware-Schleudern aufmerksam.

Randnotiz: Es gibt diverse Alternativen zu Google Play – und Nutzer können Apps von jeder Website herunterladen, wenn sie entsprechende Einstellungen ändern. Doch Sicherheitsexperten raten seit jeher davon ab. Abgesehen davon erleichtert Googles Offenheit auch Piraterie. Selbst ungeübte Anwender benötigen nur ein paar Minuten, um in einschlägigen Foren illegale Kopien kostenpflichtiger Apps zu finden. 

Priorität Jugendschutz 

Bekanntlich schränkt Apple die Freiheit seiner Nutzer auch inhaltlich ein: Pornografische Anwendungen sind nicht zugelassen, gewaltverherrlichende auch nicht. Das führt seit je zu Zensur-Diskussionen, aber es ist Apples Plattform und damit obliegt eine solche Entscheidung dem Unternehmen. 

Nutzer können dem Ausgang des Verfahrens also relativ gelassen entgegen sehen. Verliert Apple, dürften die Preise sinken und der App Store, der vereinzelt auch schon mit Schadsoftware zu kämpfen hatte, noch sicherer werden, um sich abzugrenzen. Gewinnt Apple, ändert sich nichts – und freiheitsliebende oder risikobewusste Nutzer können weiterhin problemlos zu Android wechseln. Zumal es mittlerweile fast keine App gibt, die es für Googles Betriebssystem nicht gibt. 

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