Verstecktes «Feature» Apple schickt IP-Adressen nach China

dj

14.10.2019

Damit die Yuans weiter rollen, tut Apple alles.
Damit die Yuans weiter rollen, tut Apple alles.
Getty Images

In seinen Datenschutzbestimmungen nimmt sich Apple das Recht, von Nutzern besuchte Websites und IP-Adressen nach China zu schicken.

Bei Surfen durch das Netz auf iPhones ist es laut den Datenschutzbestimmungen des Browsers Safari möglich, dass Aktivitätsdaten mit dem chinesischen Grosskonzern Tencent geteilt werden, wie der Kryptografieprofessor Matthew Green schreibt. Konkret geht es um das sogenannte Safe Browsing Feature, das von Google sowie seit kurzem auch von Tencent angeboten wird. Damit sollen Nutzer etwa vor Phishing-Seiten geschützt werden, in dem bei deren Aufruf ein Warnhinweis im Browser erscheint.



Doch um festzustellen, ob eine Seite betrügerisch ist, muss dafür natürlich zwangsläufig deren Adresse gegen eine entsprechende Datenbank gecheckt werden. Im Fall von Google Safe Browsing wird dazu ein sogenannter Hash einer URL auf dem Gerät erstellt und an die Google-Server zur Überprüfung geschickt. Google weiss also nicht, welche Websites genau ein Safe-Browsing-Nutzer besucht hat, sondern nur, ob diese in seiner Datenbank als betrügerisch gemeldet sind oder nicht. Wie dieser Prozess bei Tencent Safe Browsing abläuft, ist allerdings unklar.

So lässt sich der Datentransfer unterbinden

«Beim Öffnen einer Website sendet Safari möglicherweise Informationen zu dieser Website an Google Safe Browsing oder Tencent Safe Browsing», heisst es in den Datenschutzbestimmungen von Safari auf iOS. Diese Anbieter könnten auch die IP-Adresse protokollieren, so Apple weiter. Seit wann genau dieser Hinweis dort steht, ist unklar. Apple hat auf die Inklusion von Tencent nicht öffentlich hingewiesen, obwohl es sich zur maximalen Transparenz bei der Verwendung von Nutzerdaten verpflichtet hat.

Apple nimmt sich das Recht, Daten an Tencent zu schicken. Durch Abschalten der «Betrugswarnung» lässt sich das unterbinden. Dann allerdings ist man auch nicht mehr vor Phishing-Seiten geschützt.
Apple nimmt sich das Recht, Daten an Tencent zu schicken. Durch Abschalten der «Betrugswarnung» lässt sich das unterbinden. Dann allerdings ist man auch nicht mehr vor Phishing-Seiten geschützt.
dj

Wahrscheinlich werden in der Praxis nur bei chinesischen Nutzern die Daten an Tencent geschickt. Rein nach dem Wortlaut der Datenschutzbestimmungen nimmt sich Apple aber auch das Recht, die von Schweizer iPhone-Nutzern besuchten Websites und genutzten IP-Adressen mit Tencent zu teilen. Will man das sicher unterbinden, kann man die standardmässig aktivierte «Betrugswarnung» von Safari abschalten. Das geht in den iOS-Einstellungen unter «Safari» —> «Datenschutz & Sicherheit».

Die Entdeckung reiht sich in eine Serie von dubiosem Verhalten Apples gegenüber China. Letzte Woche erst entfernte es mit fadenscheinigen Argumenten eine Hongkonger App. Und am Wochenende wurde bekannt, dass Apple die Produzenten von für Apple TV+ gedachte Serien dazu aufforderte, China nicht in einem schlechten Licht darzustellen.

Update 15. Oktober

Apple hat inzwischen bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit Tencent nur in China registrierte iPhones betrifft. Der Abgleich einer Liste von betrügerischen Websites erfolge dabei auf dem Gerät selbst, Tencent erfahre wie Google nicht, welche Websites ein Nutzer besucht hat.

Galerie: Die versteckten Funktionen von iOS 13

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