Klage gegen GoogleAndroid-Smartphone übermittelte Standort 340 Mal am Tag
dpa/pal
22.8.2018
Google sieht sich zunehmend Vorwürfen ausgesetzt, der Internet-Konzern sammle übermässig Daten über Smartphones mit seinem Android-System.
So ergab eine wissenschaftliche Studie unter anderem, dass selbst ein nicht bewegtes Android-Telefon mit im Hintergrund aktiven Chrome-Webbrowser innerhalb von 24 Stunden 340 Mal Ortungsdaten an Google übermittelt habe. Auch habe die Analyse ergeben, dass Google anonymisiert erhobene Informationen mit persönlichen Daten von Nutzern verknüpfen könne, erklärte Professor Douglas Schmidt von der Vanderbilt University.
Ein Google-Sprecher kritisierte beim TV-Sender CNN ohne konkrete Details, die Studie enthalte stark irreführende Informationen. Sie sei von einer Lobbygruppe in Auftrag gegeben und von einem Wissenschaftler geschrieben worden, der im Gerichtsverfahren zwischen Google und Oracle als Zeuge des Geschäftssoftware-Spezialisten aufgetreten sei. Die Untersuchung war von der Verleger-Organisation «Digital Content Next» veröffentlicht worden.
Verwirrende Einstellungen
Google hatte bereits vergangene Woche seine eigenen Angaben zur Sammlung von Ortungsdaten präzisiert. Ursprünglich entstand der Eindruck, dass keine Ortungsdaten mehr gesammelt würden, wenn die Funktion «Standortverlauf» deaktiviert wird. Nun heisst es, dass durch andere Dienste wie Suche oder Karten auch dann noch weiterhin Ortungsdaten bei Google landen könnten. Die Änderung fiel mit einem entsprechenden Bericht der US-Nachrichtenagentur AP zusammen. Die Datenschutz-Organisation EPIC wies die Aufsichtsbehörde FTC deshalb darauf hin, dass Google aus ihrer Sicht Datenschutz-Auflagen aus dem Jahr 2011 verletzt habe und forderte Konsequenzen.
Sammelklage eingereicht
Am Freitag wurde deswegen zudem eine potenzielle Sammelklage gegen Google am Bundesgericht in San Francisco eingereicht. Darin wird dem Unternehmen Irreführung und Verletzung der Privatsphäre von Nutzern vorgeworfen, weil gegen deren Willen Standortdaten ermittelt und abgespeichert werden. Google hat nun 21 Tage Zeit, auf die Anschuldigungen zu reagieren. Hinter der Klage steht die Kanzlei Lieff Cabraser Heimann & Bernstein, die bereits anderen Grosskonzernen wie etwa Volkswagen im «Dieselgate»-Skandal zu schaffen machte.
So lässt sich der Standortverlauf überprüfen
Für viele Nutzer ist die Ortung des Standorts eine praktische Funktion, denn damit können auf dem Smartphone automatisch Informationen wie der Fahrplan ab einem bestimmten Bahnhof angezeigt werden.
Wer genau einstellen möchte, welche Standortdienste auf seinem Google-Konto aktiviert sind, kann das direkt auf der Google-Supportseite zum Standortverlauf vornehmen. «Bluewin» erklärt zudem in der folgenden Bildergalerie, wie Ihr Smartphone Sie verfolgt:
So finden Sie heraus, wie Ihr Smartphone Sie verfolgt
iPhones und Android-Smartphones speichern, wo Sie als Nutzer sich aufgehalten haben. So holen Sie sich die Kontrolle über Ihre Bewegungsdaten zurück:
Bild: iStock
Bei iOS finden sich die Daten versteckt in den Einstellungen unter «Datenschutz» -> «Ortungsdienste» -> «Systemdienste» -> «Wichtige Orte». Nachdem Sie sich per Touch/Face-ID oder Code identifiziert haben, können Sie sehen, an welchen Orten Sie zuletzt waren.
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Die Daten sind in der Regel nach Städten sortiert. Wählen Sie eine aus, wird Ihnen genau angezeigt, wann und wie lange Sie an welchem Ort waren.
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Über den Bearbeiten-Button oben rechts lassen sich einzelne Orte aus dem Verlauf entfernen.
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Den Verlauf können Sie auch gänzlich löschen, im «Wichtige Orte»-Menü ganz unten.
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Und natürlich lässt sich die Funktion auch komplett ausschalten, dazu den Schalter bei «Wichtige Orte» umlegen.
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Auch Android-Smartphones merken sich, wo sie gewesen sind. Hier nennt sich das Feature «Zeitachse».
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Und dies ist synchronisiert über alle Geräte, die Sie mit einem Google-Konto nutzen.
Eine Übersicht über die besuchten Orte bekommen sich am besten im Desktop-Browser auf Google Maps. Hier das Menü oben links öffnen und «Meine Zeitachse» auswählen. Punkte auf einer Weltkarte zeigen nun, wo Sie überall gewesen sind.
Bild: dj
Unter «Standortverlauf verwalten» lässt sich die Funktion zentral für alle mit dem Google-Konto verbundenen Geräte deaktivieren.