Offener Brief an Thomas Gottschalk Klappe halten, lieber Thommy

Von Bruno Bötschi

23.11.2022

«Wetten, dass..?» mit glanzvolle Momenten und verrückten Tricks

«Wetten, dass..?» mit glanzvolle Momenten und verrückten Tricks

Thomas Gottschalk führte im Leoparden-Look durch die «Wetten, dass..?»-Sendung. Er packte weniger flotte Sprüche aus als sonst. Michelle Hunziker glänzte in einem opulenten rosafarbenen Designer-Ballkleid und kümmerte sich um die Kandidat*innen.

21.11.2022

Nach der neusten «Wetten, dass..?»-Show schiesst Moderator Thomas Gottschalk in einem offenen Brief scharf gegen seine Kritiker*innen. Eine Antwort von blue News Redaktor Bruno Bötschi.

Von Bruno Bötschi

Lieber Thomas Gottschalk

Allein in Deutschland sahen am vergangenen Samstagabend sage und schreibe über 10 Millionen Zuschauer*innen die zweite Ausgabe des «Wetten, dass..?»-Revivals.

Eine televisionäre Traumquote.

Sie hätten am Sonntagmorgen also gut gelaunt Ihre Freundin Karina Mross küssen und dabei denken können: «Na sowas! Meine Supernase ist immer noch total beliebt beim Fernsehpublikum.»

Seit gestern Dienstag wissen wir jedoch: Sie nerven sich und sind ziemlich hässig.

Und statt sich über ein weiteres Revival von Ihnen zu freuen, schossen Sie in der Zeitung «Bild» in einem offenen Brief gegen Ihre Kritiker*innen:

«Es gibt keinen Grund, sich zu rechtfertigen. Bei ‹Wetten, dass..?› läuft es immer nach dem gleichen Muster: Es freuen sich viele Leute darüber und die Quote ist höher als woanders. Ein paar misslaunige Journalisten sitzen mit einem Stift in der Hand auf ihren Sofas, machen sich Notizen (‹... Vorname falsch›) und googeln meine Klamotten.»

Fakt ist, die zweite Neuauflage, der 2014 in den Mottenschrank gesteckten Samstagabend-Kiste «Wetten, dass..?» hat nicht alle restlos überzeugt.

Schlecht gefärbte blonde Locken, ein unförmiger knallroter Leoparden-Anzug der Luxus-Marke Dolce & Gabbana und peinliche Spitzen gegen das Liebesleben von Co-Moderatorin Michelle Hunziker: Nur logisch, dass das manch eine*r nicht lustig findet.

Schlecht gefärbte blonde Locken und ein unförmiger knallroter Leoparden-Anzug: Thomas Gottschalk in der Show «Wetten, dass..?».
Schlecht gefärbte blonde Locken und ein unförmiger knallroter Leoparden-Anzug: Thomas Gottschalk in der Show «Wetten, dass..?».
Bild: Philipp von Ditfurth/dpa

Trotzdem hätten Sie sich Ihre rechtfertigenden Zeilen in der «Bild»-Zeitung sparen können, lieber Herr Gottschalk.

Ja gut, Sie hätten die Worte schon auf ein Blatt schreiben können. Danach hätten Sie das Stück Papier aber besser wutentbrannt zerknüllt und in einem Cheminée verbrannt – sozusagen als Reinigungsritual.

Ach, Herr Gottschalk, Sie wissen doch: Ein Gentleman schweigt und geniesst, dass er mit 72 Jahren immer noch so viele Menschen vor die Flimmerkisten holt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil dem Medium Fernsehen doch schon seit Jahren der Tod vorausgesagt wird. Dabei sind Sie das beste Beispiel, dass es auch heute noch funktionieren kann.

Umso schlimmer finde ich jetzt Ihre weinerliche Reaktion in der «Bild»:

«Wenn es nach denen ginge, hätte ich mich schon vor 30 Jahren weinend von meinem Job verabschiedet. In den sozialen Medien rauscht es andauernd und die paar erschreckten Twitterer, die sich Sorgen gemacht haben, dass ich plötzlich lisple, kann ich beruhigen: Das war ein technisches Problem mit dem Ton.»

Ja, der Ton macht die Musik.

Aber mal ehrlich, lieber Herr Gottschalk, nach so vielen erfolgreichen Jahren im Fernsehgeschäft hätte ich wirklich mehr Contenance und Gelassenheit von Ihnen erwartet.

Was ist deine Sorge?

Sie begeistern seit Jahrzehnten ein Millionenpublikum am Fernseher und auch im Kino und lassen sie sich nun auf ein derartiges Niveau herunter, weil irgendein User auf Twitter schreibt: «Thommy hat Weihnachten vorverlegt und aus Geschenkpapier einen Anzug gebastelt.»

Momoll, diese Kritik könnte Ihnen ganz einfach am A… vorbei gehen. Es heisst doch im Volksmund, mit dem Alter komme die Weisheit. Schade, dass Sie die engstirnige Ausnahme sind, die diese Regel bestätigt.

Und darum ein letzter, aber gut gemeinter Tipp, lieber Herr Gottschalk. Oder besser: lieber Thommy. Denn das Du hilft vielleicht beim Lockerbleiben.

Klappe halten, zurücklehnen und den Erfolg geniessen.

Herzlich Grüsse aus der Schweiz

Bruno Bötschi


Wie fandest du den Auftritt von Thomas Gottschalk? Sag uns bitte deine Meinung.