Drogenschmuggel Eigenbau-U-Boote voller Kokain überqueren den Atlantik

smi

23.4.2023

Das erste von bislang zwei Drogen-U-Booten, die in Europa entdeckt worden sind. Zwischen Nord- und Südamerika verkehren sie zu Tausenden.
Das erste von bislang zwei Drogen-U-Booten, die in Europa entdeckt worden sind. Zwischen Nord- und Südamerika verkehren sie zu Tausenden.
imago images/Agencia EFE

Zwischen Süd- und Nordamerika sind knapp unter der Wasseroberfläche fahrende Semi-U-Boote seit Jahrzehnten unterwegs. Vor Kurzem hat die spanische Polizei das zweite «Narco-Sub» mit Ziel Europa entdeckt. 

smi

23.4.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mit selbstgebauten U-Booten lassen Drogenkartelle Kokain über den Atlantik nach Europa bringen.
  • Erst zwei solcher Gefährte sind an der spanischen Küste abgefangen worden.
  • Der Hauptkommandant der spanischen Drogenfahndung vermutet, dass sie die meisten U-Boote nicht entdecken.
  • Das erste, 2019 gesicherte U-Boot hatte Kokain im Wert von weit über 100 Millionen Franken an Bord.

Von aussen erinnert das Schiff an ein Schnellboot. Gebaut ist es aber für die Fahrt knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Hergestellt in Handarbeit aus Carbonfasern. 

Damit sind drei Südamerikaner über den Atlantik gefahren. Oder genauer: durch den Ozean, vermutlich von Guyana nach Spanien. Im Gepäck: 3 Tonnen Kokain. Verkaufswert: weit über 100 Millionen Franken. 

Die Besatzung bestand aus zwei Cousins aus Ecuador und einem spanischen Boxer. 27 Tage lang waren sie unterwegs, ernährten sich von Büchsensardinen und Energieriegeln, ihre Notdurft verrichteten sie in Plastiksäcke und mussten den Motorenlärm ertragen. Das berichtet die britische BBC. Wie die Männer mit der Gefahr einer Havarie umgegangen sind, ist nicht bekannt.

Tatsächlich sind sie am Ende ihrer Fahrt vor der Küste Galiziens (Spanien) in Schwierigkeiten geraten und haben ihr U-Boot aufgegeben. Weil die Polizei schon vorher auf sie aufmerksam geworden war, wurden sie dabei verhaftet.

Zwei Boote entdeckt in 20 Jahren

Die Atlantik-Überfahrt hat 2019 stattgefunden und die Fachwelt staunen lassen. Jetzt steht das U-Boot auf dem Parkplatz der Polizei im zentralspanischen Avila. Ein Journalist des «Forbes»-Magazins schreibt: «Ich habe seit 1993 über 160 Drogen-U-Boot-Ereignisse analysiert. Praktisch alle waren zwischen Kolumbien und Mexiko unterwegs, meist im Pazifik. Aber eine Atlantik-Überquerung in einem so kleinen Schiff ist schwer vorstellbar.»

Technisch gesehen sind es Semi-U-Boote, da sie nicht tauchen können, aber zum grössten Teil unter der Wasseroberfläche liegen. Das 2019 abgefangene Exemplar ist nur die Spitze des Eisbergs, vermutet der Hauptkommissar der spanischen Drogenfahndung. Er ist sicher, dass Drogenschmuggler diese Transportmethode seit 20 Jahren benutzten, um ihre Waren aus Südamerika nach Europa zu bringen.

Nur gerade zwei von ihnen hat die Polizei bislang sichergestellt, das zweite im März 2023. Dieses aber ohne Ladung, weil die Schmuggler diese schon vorher von Bord gebracht haben müssen, wie «Die Süddeutsche Zeitung» schreibt.

Das Semi-U-Boot haben die Drogenkuriere bereits versenkt, die Ladung vermutlich weitergegeben: Am 14. März hat die spanische Polizei das zweite in Europa entdeckte «Narco-Submarine» gehoben.
Das Semi-U-Boot haben die Drogenkuriere bereits versenkt, die Ladung vermutlich weitergegeben: Am 14. März hat die spanische Polizei das zweite in Europa entdeckte «Narco-Submarine» gehoben.
KEYSTONE

Einweg-U-Boote

Gebaut werden die U-Boote in der Regel in versteckten Werften im Dschungel Guayanas und Ecuadors. Jene für den Transport nach Nordamerika seinen nur halb so gross zu sein, beschreibt der «Forbes»-Journalist. 

Dennoch sind «Narco-Submarines» von dieser Grösse keine Neuheit. Schon mehrere sind an der südamerikanischen Küste entdeckt worden. 2015 beispielsweise seien die Drogenfahnder bei einem Fund davon ausgegangen, dass es für einen Transatlantik-Transport gebaut worden sei. Erst die zwei in Europa abgefangenen Boote haben den Beweis dafür erbracht.

Die Erfahrung in Amerika zeigt, dass die Boote nur für eine Fahrt gebaut und danach versenkt werden. Ihre Konstruktion kann mehr als zwei Millionen Franken verschlingen. Der Einweg-Gebrauch lohnt sich für die Kartelle dennoch, wenn sie die Ladung im Wert von mehreren hundert Millionen Franken verkaufen können.