GC-Präsidentin Johns über 14-Millionen-Defizit «Geld in den Verein zu pumpen, wird das Problem nicht lösen»

Sandro Zappella

20.4.2024

GC-Präsidentin Stacy Johns.
GC-Präsidentin Stacy Johns.
KEYSTONE

GCZ-Präsidentin Stacy Johns verrät im exklusiven Interview mit blue Sport, worüber sie mit den Fans spricht, wie man das Defizit von 14 Millionen pro Jahr verkleinern will und was der Abstieg für den Klub bedeuten würde.

Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • GCZ-Präsidentin Stacy Johns hat im exklusiven Interview mit blue Sport über ihre Beziehung zu den Fans, Sportchef Stephan Schwarz und die finanziellen Probleme des Vereins gesprochen. 
  • Die Amerikanerin erzählt, dass GC vor allem ein Einnahmen-Problem hat und erklärt, wie man dieses beheben will.
  • Ein allfälliger Abstieg wäre für GC ein Rückschlag, aber Johns sagt auch: «Ich denke, wir können bei einem Abstieg nicht noch mehr Geld verlieren, als wir es in der Vergangenheit getan haben.»

Sie haben sich am Samstag, nach der Niederlage gegen Lugano, mit den GC-Fans unterhalten. Worum ging es da?

Stacy Johns: Wir sind schon am Freitagabend, nachdem ich gelandet bin, mit einigen Fans aus den Fanklubs Nachtessen gegangen. Am Samstag gingen wir zusammen an ein Barbecue vor dem Spiel. Nach der Niederlage zeigten sie sich enttäuscht wegen der Resultate. Aber es geht den Fans nicht primär um die sportlichen Resultate, sondern um den Verein und darum, dass die Mannschaft alles tut, um Spiele zu gewinnen.

Was ist Ihre Absicht im Dialog mit den Fans?

Wir verbinden uns mit den Fans und versuchen zu verstehen, was sie wollen. So versuchen wir, die Lücke zu dem, was wir wollen, zu schliessen. Wir müssen uns die Fragen stellen, wofür GC stehen soll und wer wir in Zukunft sein wollen.

Warum soll ein Spieler überhaupt zu den Grasshoppers wechseln? Es gibt derzeit wohl attraktivere Alternativen in der Schweiz.

Die Philosophie und den Spielstil des Teams wird der neue Sportchef Stephan Schwarz in Zukunft klar definieren. Das ist auch wichtig bei der Verpflichtung von Spielern. Da werden wir sicher einige Änderungen sehen. Wir werden auch einen starken Fokus auf die Entwicklung eigener Talente legen, um sie in die erste Mannschaft zu bringen. Unser Netzwerk ist ebenfalls ein Pluspunkt. Wenn du bei GC spielst, spielst du in einem Netzwerk-Klub. Hier kann es auch die Möglichkeit auf Transfers innerhalb dieses Netzwerkes geben.

Hat Sportchef Stephan Schwarz die Vollmacht, Transfers zu tätigen?

Es ist seine Haupt-Verantwortung. Schwarz übernimmt alle sportlichen Entscheidungen. Er hat den Vorteil, dass er die Unterstützung unseres LAFC-Netzwerks bekommt und kann diese Quellen nutzen. Wenn es aber darum geht, wer die finale Entscheidung trifft, dann ist das Schwarz.

GC-Sportchef Stephan Schwarz.
GC-Sportchef Stephan Schwarz.
KEYSTONE

Fehlt da nicht jemand mit spezifischem Wissen im Schweizer Fussball?

Schwarz kennt den Schweizer Fussball. Wir schauen derzeit gerade auf das Scouting, da könnte es einige Änderungen geben mit jemandem, der den Schweizer Fussball ebenfalls gut kennt.

Was ist die Rolle von Fredy Bickel? Wird er über den Sommer hinaus eine Funktion einnehmen?

Fredy Bickel ist ein Berater mit einem befristeten Mandat und arbeitet spezifisch mit der Jugend. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine weiterführenden Pläne.

GC ist derzeit nicht nur sportlich in der Krise, sondern auch finanziell. Haben Sie einen konkreten Plan, wie man das strukturelle Defizit von 14 Millionen jährlich schliessen will?

Vertrauen und das Bilden einer Community sind die Grundlagen für mehr Sponsoren, mehr Fans, mehr Ticket-Einnahmen. Wir haben die Kosten analysiert und wir können festhalten: Die Ausgaben sind grundsätzlich nicht das Problem. Im Vergleich zu anderen Klubs geben wir nicht zu viel aus. Wir haben ein Einnahmen-Problem.

Wie wollen Sie das beheben?

Wir müssen zu den Grundlagen des Sports zurückkehren, Verkauf, Ticketing und Promotion strategisch optimieren. Wir haben auch ein starkes Data Analytics Team in LA, das uns auch hier zur Verfügung steht, um zusätzliche Analysen in den Vertrieb zu bringen und datengeführt zu agieren. Ausserdem müssen wir die Jugend-Akademie aufbauen. Wir wollen auch mit Transfers Gewinne erzielen. Wir hoffen, dass wir in Zukunft international spielen. Wenn es darum geht, wie du hier Geld machen willst: Mit internationalem Fussball machst du wirklich Geld.

Sie werden viel Geduld brauchen.

Es ist ein Plan, der Zeit braucht. Wir werden nicht in einem Jahr von 14 Millionen Defizit auf null kommen, da sind wir realistisch. Wir brauchen eine Menge Geduld, das ist uns bewusst. Es ist nicht so, dass die Besitzer denken: ‹Oh nächstes Jahr verlieren wir nur vier Millionen.› Es wäre eher realistisch auf 10 Millionen Defizit zu kommen. Schwarze Zahlen zu schreiben, wird nicht über Nacht geschehen. Damit sind wir wieder beim Vertrauen. Schon oft wurde angezweifelt, ob wir aus den richtigen Gründen hier sind und auf lange Sicht.

Und das sind Sie?

Definitiv. Wir sind geduldig, das ist die Wahrheit. Wir wissen, das ist kein Kurz-Projekt, sonst würden wir scheitern. Das hat man in der Vergangenheit oft versucht: Geld reinzupumpen und ein Problem zu fixen. Aber Geld wird das Problem nicht lösen. Wir müssen mit fundamentalen Prinzipien beginnen. Wir müssen schauen, was in der Vergangenheit falsch lief. Und daraus müssen wir lernen und für die Zukunft die richtigen Schlüsse ziehen.

Der sportliche Worst Case wäre der Abstieg in die Challenge League. Ist das ein Thema in der Führung?

Ich würde meinen Job nicht richtig machen, wenn ich mich nicht mit einem allfälligen Abstieg auseinandersetzen würde und nicht wüsste, was das finanziell bedeutet. Wir sind auf alles vorbereitet. Aber derzeit verwenden wir jede Sekunde damit, den Abstieg zu verhindern.

Was würde denn der Abstieg für den Klub bedeuten?

Wenn wir auf unsere Einnahmen schauen, wäre es nicht so ein grosser Rückschlag, weil wir nicht top sind bei den Einnahmen. Aber es würde uns definitiv weh tun. Unsere Pläne, die Verluste zu verkleinern, wären bei einem Abstieg schwieriger umzusetzen. Aber ich denke, wir können bei einem Abstieg nicht noch mehr Geld verlieren, als wir es in der Vergangenheit getan haben.

Was sind die nächsten Schritte bei GC?

Wir arbeiten an einer umfassenden Strategie für den Verein, die wir bald vorstellen werden. Unser Plan auf dem Platz ändert sich bei einem allfälligen Abstieg kaum. Wir würden sofort wieder aufsteigen wollen. Das heisst, wir stellen kein Team zusammen für die Challenge League. Wir stellen ein Team zusammen für die Super League, in welcher Liga es dann auch immer spielt.

Hier geht es zu Teil 1 des Interviews: