Kilde, Shiffrin, Suter und Co. Über 200 Weltcup-Siege vereint – das Ski-Lazarett wird immer grösser

Von Luca Betschart

30.1.2024

Petra Vlhova gehört zu den zahlreichen Verletzungsopfern im Ski-Weltcup.
Petra Vlhova gehört zu den zahlreichen Verletzungsopfern im Ski-Weltcup.
Keystone

Die zahlreichen Stürze und Verletzungen überschatten den Weltcup-Winter. Dabei bleiben auch erfahrene und sehr erfolgreiche Fahrerinnen und Fahrer nicht verschont – insbesondere am vergangenen Wochenende in Cortina.

Von Luca Betschart

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Ski-Weltcup verliert in den letzten Wochen viele Fahrerinnen und Fahrer, die sich schwere Verletzungen zuziehen und die Saison vorzeitig beenden müssen. 
  • Auch grosse Namen und routinierte Athleten werden nicht verschont. Derzeit müssen mehrere Stars aussetzen, die gemeinsam über 200 Weltcup-Siege eingefahren haben.
  • Bei Swiss-Ski schlägt die Verletzungshexe vor allem bei den Frauen zu, nach den Rennen in Cortina müssen gleich drei Athletinnen aussetzen.

In den vergangenen Wochen verliert der Ski-Weltcup ein Aushängeschild nach dem anderen. Bei den Frauen werden vor allem die Rennen in Cortina d'Ampezzo von etlichen schweren Stürzen überschattet, viele Athletinnen verletzen sich in den drei ausgetragenen Speed-Rennen schwer. Bei den Männern fordern die Speed-Rennen am Lauberhorn mehrere Verletzte.

Die Verletzungshexe macht dabei auch keinen Halt vor den routinierten und erfolgreichen Ski-Stars. Für zahlreiche grosse Namen ist die Saison bereits gelaufen oder die Rückkehr in den Weltcup ungewiss. Eine Übersicht:

Wendy Holdener, 5 Weltcup-Siege

Im Dezember stürzt das Schweizer Slalom-Ass im Training in Pozza di Fassa und muss sich einer Operation am linken Sprunggelenk unterziehen. Holdener hat sich das Syndesmoseband gerissen, ausserdem ist der untere Teil ihres Wadenbeins durch eine Platte und einige Schrauben fixiert. Ob sie in der laufenden Saison noch zurückkehren wird, ist unklar. «Zuerst muss ich wieder laufen lernen», sagt die 30-Jährige vor gut einer Woche.

Corinne Suter, 5 Weltcup-Siege

Traurige Gewissheit herrscht bei Corinne Suter, für die die Saison seit der Abfahrt von Cortina d'Ampezzo gelaufen ist. Die Schwyzerin zieht sich am vergangenen Freitag einen Riss des vorderen Kreuzbandes und eine Meniskusverletzung am linken Knie zu. «Bei planmässigem Heilungsverlauf wird sie nächsten Winter wieder ganz normal ins Renngeschehen einsteigen können», sagt Team-Arzt Walter O. Frey.

Joana Hählen, 5 Weltcup-Podestplätze

Nur einen Tag nach Suter erwischt es mit Joana Hählen die nächste Schweizerin. Nach einem Schlag auf das Knie reisst sich die 32-Jährige in der zweiten Abfahrt in Cortina das vordere Kreuzband im rechten Knie. Für Hählen ist es bereits der vierte Kreuzbandriss, zum zweiten Mal ist das rechte Knie betroffen. Nach dem letzten Zwischenfall 2018 verzichtete sie auf eine Operation und fuhr seither ohne Kreuzband im linken Knie.

Michelle Gisin, 1 Weltcup-Sieg

Die 30-Jährige zieht sich ebenfalls in Cortina bei einem Sturz eine Schuhrandprellung zu und fällt vorerst aus. «Der Aufprall in die Netze war durch die hohe Geschwindigkeit sehr stark und ich hatte grosses Glück, dass alle Schutzsysteme sehr gut funktionierten», lässt Gisin verlauten. Die Lage soll nun von Woche zu Woche neu beurteilt werden.

Mikaela Shiffrin, 95 Weltcup-Siege

Auch die Ausnahmekönnerin schafft es in Cortina nicht ins Ziel, landet in den Fangnetzen und bleibt nach dem heftigen Aufprall lange liegen. Shiffrin hat aber Glück im Unglück und kommt zumindest ohne schlimme Bänderverletzung davon. Dennoch lässt die US-Amerikanerin offen, wann sie in den Weltcup zurückkehren wird und schreibt in einem Instagram-Post: «Ich nehme Tag für Tag. Ich bin sehr dankbar, dass es nicht schlimmer geworden ist.»

Valérie Grenier, 2 Weltcup-Siege

Die Kanadierin fliegt beim Super-G in Cortina heftig ab, kommt aber vergleichsweise glimpflich davon. Allerdings droht aufgrund einer Schulterverletzung eine Operation. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, wie es bei Grenier weitergeht. 

Petra Vlhova, 31 Weltcup-Siege

Die Slowakin stürzt ausgerechnet beim Heim-Riesenslalom in Jasna schwer. Vlhova reisst sich sowohl das rechte Kreuzband als auch das Innenband. Die Saison ist für sie damit gelaufen. 

Nina Ortlieb, 2 Weltcup-Siege

Die österreichische Speed-Spezialistin Nina Ortlieb bricht sich bei einem Sturz beim Einfahren vor dem Super-G in St. Moritz im Dezember das Schien- und Wadenbein im rechten Unterschenkel und muss unters Messer. Die Österreicherin musste insgesamt bereits 19 Operationen über sich ergehen lassen.

Aleksander Kilde, 21 Weltcup-Siege

Der beste Abfahrer der vergangenen Jahre stürzt in Wengen kurz vor dem Ziel und kracht in den Sicherheitszaun. Dabei verletzt sich Kilde schwer am Unterschenkel und verliert noch auf der Strecke viel Blut. Zwei Wochen später zeigt der Norwerger verstörende Bilder von seiner Schnittwunde an der Wade. Immerhin werden keine wichtigen Nerven durchtrennt, womit eine vollständige Genesung möglich ist. An die Weltcup-Rückkehr ist für Kilde derzeit aber gar nicht zu denken.

Alexis Pinturault, 34 Weltcup-Siege

Ebenfalls im Berner Oberland erwischt es Alexis Pinturault. Der Franzose zieht sich bei seinem Sturz im Super-G einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu. Die Saison ist für den 32-jährigen Gesamtweltcupsieger von 2021 beendet.

Marco Schwarz, 6 Weltcup-Siege

Der Österreicher wird nach seinem Sturz auf der Stelvio in Bormio Ende Dezember vom Hubschrauber abtransportiert. Später folgt die bittere Diagnose: Kreuzband- und Innenmeniskusriss sowie einen Knorpelschaden im rechten Knie. Das vorzeitige Saisonende für Marco Odermatts Herausforderer im Kampf um den Gesamtweltcup ist Tatsache.

Elena Curtoni, 3 Weltcup-Siege

Die Italienerin zieht sich im Dezember bei ihrem Sturz in St. Moritz eine Fraktur des Kreuzbeins und eine Aufprallverletzung des Semitendinosus zu. Immerhin: Curtoni steht mittlerweile wieder auf den Ski und dürfte in den nächsten Wochen in den Weltcup zurückkehren.

Maria Therese Tviberg, 1 Weltcup-Sieg

Bereits im November verletzt sich die 29-Jährige bei ihrem Sturz im Riesenslalom von Killington schwer. Von einem Totalschaden im Knie ist die Rede. Zwei Knochenbrüche – einer im Knie und einer im Schienbein – sowie zwei grössere Prellungen zieht sie sich zu. Auch der Meniskus ist betroffen und muss repositioniert werden. Bereits zum fünften Mal muss sich Tviberg einer Kreuzbandoperation unterziehen.