Nach Lucien Favres Entlassung mussten die Vereinsbosse von Borussia Dortmund nicht lange nach einer kurzfristigen Lösung suchen. Der Nachfolger stand offenbar längst bereit.
Am Sonntagnachmittag lässt der BVB die Bombe platzen: Lucien Favre wird mit sofortiger Wirkung entlassen. Und sein Nachfolger wird auch gleich vorgestellt. Der bisherige Co-Trainer Edin Terzic übernimmt die Mannschaft mindestens bis zum Saisonende.
Terzic wurde 2018 gemeinsam mit Favre verpflichtet. Wie Klubboss Hans-Joachim Watzke nun verrät, war es schon damals der Plan, dass der Kroate einspringen könnte, sollte es mit dem Schweizer schiefgehen. «Wir wussten schon 2018, dass Edin unser Mann ist, wenn es irgendwann mal brennt», sagt Watzke der «Bild».
Deshalb habe man Terzic, der bereits zwischen 2010 und 2013 im Scouting- und Nachwuchsbereich der Borussen tätig war, auch zurückgeholt. Zwischenzeitig war der heute 38-Jährige als Co-Trainer von Slaven Bilic bei Besiktas Istanbul und West Ham United tätig.
Allerdings sei es nicht der Plan, dass Edin Terzic langfristig an der Seitenlinie steht. Wie «Sport 1» berichtet, soll der Interimstrainer nur bis zum 30. Juni als Haupttrainer arbeiten und danach wieder ins zweite Glied rücken. Die BVB-Bosse streben offenbar nach der Verpflichtung eines grossen Namens. Aktuell werden Gladbach-Coach Marco Rose und Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann als mögliche Nachfolger gehandelt.
Doch jeder weiss: Macht Terzic seinen Job gut, dürfte es alles andere als ausgeschlossen sein, dass er weitermachen darf. Hansi Flick wurde vor einem Jahr bei Bayern München auch vom Co-Trainer zum Interimscoach, holte danach das Triple und wurde mit einem langfristigen Vertrag bis 2023 belohnt.
«Der Vertrag geht zunächst bis zum Sommer», stellt BVB-Sportdirektor Michael Zorc am Montag nochmals klar, lässt damit aber auch die Option offen, bei entsprechendem Erfolg durchaus mit Terzic weiterzumachen. «Der Sommer ist weit weg, das werden wir noch besprechen.» Watzke bezeichnet es bei der «Bild» als «dynamischen» Prozess, was im Sommer geschehe. «Von daher ist gar nichts klar. Wir werden irgendwann schauen, was wir machen.»
«Dass Lucien enttäuscht ist, ist völlig normal»
Zur Trennung von Favre sagt Watzke: «Wenn du das Gefühl hast, dass die Geschichte nach zweieinhalb guten Jahren zu Ende ist, dann musst du auch handeln. Das ist uns schwergefallen, aber wir haben Notwendigkeit gesehen.» Mit dem Schweizer habe er sich bislang noch gar nicht unterhalten. «Ich habe ihn noch nicht erreicht. Dass Lucien enttäuscht ist, ist völlig normal und kann ich nachvollziehen», so Watzke.
Der BVB-Boss berichtet, dass die Entscheidungsträger alle einer Meinung waren, als sie am Samstag nach der 1:5-Klatsche gegen Stuttgart über Favres Zukunft diskutierten. Die kritischen Aussagen der Spieler hätten dabei keine Rolle gespielt. «Wir sind keine Mannschaft, die gut verteidigen kann. Das muss man ganz klar so sagen», hatte Captain Marco Reus gesagt. Abwehrboss Mats Hummels sprach von «Schnicksereien» im Spielaufbau, «die wenig Ertrag bringen».
Terzic feiert Einstand bereits am Dienstag
Für den neuen Chefcoach Edin Terzic geht es nun Schlag auf Schlag weiter: Bereits am Dienstag schwingt er beim Gastspiel in Bremen erstmals das Zepter an der BVB-Seitenlinie. «Für Nervosität fehlt die Zeit», sagt er. Trotzdem sei er natürlich sehr stolz, diese Aufgabe nun angehen zu dürfen. «Das ist eine unglaubliche Situation. Ich bin ja auch ein Produkt dieses Vereins. Ich war als Neunjähriger das erste Mal hier im Stadion. Danach war klar, für wen das Herz schlägt. Ich habe niemals gewagt zu träumen, hier mal Cheftrainer zu sein», so Terzic.
Indes scheint er schon voll fokussiert auf seine neue Rolle und seine vielleicht einmalige Chance zu sein. «Mit der Emotionalität ist das natürlich so eine Sache. Man muss als Trainer verschiedene Rollen bedienen», sagt er so entschlossen wie reflektiert. Schliesslich sei er auch mitverantwortlich für die Blamage vom vergangenen Wochenende. «Es bietet sich jetzt aber die Chance, das wieder geradezurücken», meint der Interimstrainer. Als Co-Trainer war er wie ein Kumpel für die Spieler. Jetzt kündigt Terzic an: «Es muss jetzt auch mal eine harte Entscheidung geben – aus meinem Mund.»