Am Dienstag steigt in der Nations League der Klassiker zwischen Deutschland und England. Vor dem Prestigeduell gerät ein Supertalent in den Fokus, dem England-Coach Gareth Southgate bis heute noch nachtrauert.
Die Statistik
Vor dem 38. Aufeinandertreffen hat England die Nase im Direktvergleich mit Deutschland mit 17:13 Siegen vorne. Das letzte Duell im vergangenen Jahr im EM-Achtelfinal entschieden die Three Lions mit 2:0 für sich und beendeten so die lange Ära von Joachim Löw als deutscher Nationaltrainer. Unter dessen Nachfolger Hansi Flick ist die DFB-Elf seither unbesiegt. Der letzte deutsche Pflichtspielsieg über England stammt allerdings aus dem Jahr 2010 und einem 4:1 im WM-Achtelfinal.
Gegenseitige Hochachtung
Der Respekt für die Gegenseite ist im Vorfeld der Partie spürbar. «Ich erwarte einen extrem starken Gegner, der gespickt ist mit sehr, sehr hoher individueller Qualität, die vielleicht auch im Moment ihresgleichen sucht», sagt etwa Ilkay Gündogan, der Englands Fussball als Spieler von Manchester City bestens kennt. «Gefühlt» könnten die Briten «drei Nationalmannschaften aufstellen».
Auch England-Coach Gareth Southgate spart vor der Begegnung nicht mit Komplimenten für den Rivalen. Deutschland sei gemeinsam mit Brasilien «der Massstab», wenn es darum geht, bei Turnieren zu gewinnen. «Das ist genau die Art von Test, die wir brauchen.» Zudem zeigt sich der 51-Jährige von Berufskollege Hansi Flick beeindruckt. «Man sieht viele Elemente von dem, was er mit Bayern geleistet hat.»
Sorgen um die Fans
Am Samstag kassierte England nach schwacher Leistung die erste Pleite gegen Ungarn seit 60 Jahren. Mehr Sorgen als der Auftritt in Budapest machen Southgate aber die eigenen Fans, deren Fehlverhalten sich auch auf die Leistung seiner Mannschaft auswirke. «Du schämst dich, wenn du davon hörst», sagt Southgate und fürchtet, die Anhänger könnten «uns blamieren». Er hoffe aber, dass sich «die Leute benehmen».
Die Sicherheitsvorkehrungen in München sind entsprechend gross. Seit Montagnachmittag gilt ein Verbot von Glasflaschen in der Innenstadt, das bis am Dienstag um Mitternacht Bestand hat. Zudem mussten 880 englische Krawallmacher ihre Pässe bei der Polizei abgeben. Abgesehen davon ist die Vorfreude auf die Partie bei allen Beteiligten gross. «Es ist ein grossartiges Spiel für die Fans und wir hoffen, dass jeder das auch so annimmt», betont Southgate.
Di 07.06. 20:10 - 23:05 ∙ SRF zwei ∙ 175 Min
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Englands verlorenes Supertalent
Im Alter von sieben Jahren zieht der gebürtige Stuttgarter Jamal Musiala nach England, weil seine Mutter ein Stipendium in Southampton absolviert. In London durchläuft Musiala dann weite Teile seiner fussballerischen Ausbildung und hinterlässt bei Englands Nationaltrainer Southgate bereits als Zehnjähriger bei einem Schulturnier einen bleibenden Eindruck. Trotz mehrerer persönlicher Gespräche kann Southgate das Supertalent aber nicht für die englische Nati begeistern.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag entscheidet sich der Bayern-Spieler im Februar 2021 für den DFB. Das schmerzt Fussball-England, wo Musiala über fast neun Jahre in Nachwuchsmannschaften Unterschlupf findet, bis heute. «Wenn man jeden Tag beim FC Bayern trainiert und von München und deutschen Spielern umgeben ist, dann ist das schon etwas anspruchsvoller. Und natürlich hat seine Familie diese starken Bindungen», zeigt Southgate Verständnis. Nichtsdestotrotz bedauert er den Verlust: «Wir wussten, dass er ein guter Spieler wird. Also hätten wir ihn auf jeden Fall gerne behalten.»
Das gelingt nicht. Stattdessen kann nun Hansi Flick auf Musiala setzen – und macht davon womöglich Gebrauch. Es kämen «mehrere Spieler infrage», um nach dem Italien-Spiel neuen Schwung zu bringen, kündigt der deutsche Nationaltrainer an. Ob Southgate dem 19-Jährigen nach dem heutigen Direktduell noch mehr nachtrauert?