Importierte Verspätungen SBB-Chef ist besorgt um Priorität des Schweizer Bahnverkehrs

clsi, sda

24.4.2024 - 05:29

SBB nach drei Jahren wieder in den schwarzen Zahlen

SBB nach drei Jahren wieder in den schwarzen Zahlen

Erstmals seit drei Jahren haben die SBB 2023 wieder einen Gewinn eingefahren. Dank einer hohen Passagierzahl resultierte ein Gewinn von 267 Millionen Franken. Das reicht aber nicht, um die Schulden massgeblich zu reduzieren.

11.03.2024

SBB-Chef Vincent Ducrot hat in einem Interview Bedenken gegenüber den Verhandlungen mit der Europäischen Union geäussert. Er befürchtet, dass der internationale Verkehr dem Schweizer Bahnverkehr den Rang ablaufen könnte.

24.4.2024 - 05:29

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • SBB-Chef Vincent Ducrot hat in einem Interview Bedenken gegenüber den Verhandlungen mit der Europäischen Union geäussert.
  • Er befürchtet, dass der internationale Verkehr dem Schweizer Bahnverkehr den Rang ablaufen könnte.
  • Das grundsätzliche Problem sei, dass hierzulande alle Trassen bereits belegt seien, sagte Ducrot.
  • Die EU fordert Ducrot zufolge von der Schweiz, dass der internationale Bahnverkehr teilweise liberalisiert wird.
  • Zudem werde auf EU-Ebene darüber nachgedacht, den internationalen Verkehr zu priorisieren.
  • Derzeit hat der nationale Taktverkehr in der Schweiz Priorität – der internationale Verkehr komme an letzter Stelle.

Das grundsätzliche Problem sei, dass hierzulande alle Trassen bereits belegt seien, sagte SBB-Chef Ducrot in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit «Le Temps». Die Europäische Union (EU) forderte von der Schweiz, dass der internationale Bahnverkehr teilweise liberalisiert wird.

Mehrere europäische Bahnunternehmen würden beispielsweise gerne Angebote für die Strecke zwischen Genf und Paris machen, sagte der SBB-Chef. Um einen zusätzlichen Zug durchzulassen, müsse aber ein Zug gestrichen werden.

Zudem werde auf EU-Ebene darüber nachgedacht, den internationalen Verkehr zu priorisieren, sagte Ducrot. Die Schweiz müsste das respektieren. Derzeit habe der nationale Taktverkehr in der Schweiz Priorität. Der internationale Verkehr komme an letzter Stelle, sagte Ducrot.

Importierte Verspätungen

Eine zusätzliche grosse Sorge sei das international unterschiedliche Pünktlichkeitsniveau, sagte der SBB-Chef. Es bestehe insbesondere die Gefahr, dass Verspätungen in die Schweiz importiert würden.

SBB-Chef Vincent Ducrot befürchtet, dass aus den Verhandlungen der Schweiz mit der EU Nachteile für den hiesigen Bahnverkehr entstehen. (Archivbild)
SBB-Chef Vincent Ducrot befürchtet, dass aus den Verhandlungen der Schweiz mit der EU Nachteile für den hiesigen Bahnverkehr entstehen. (Archivbild)
Bild: Keystone/Ennio Leanza

Wenn heute etwa ein deutscher Zug in Basel zu spät ankomme, fahre ein SBB-Reservezug ab. Sollte das künftig nicht mehr möglich sein, bedeute es nicht nur, dass sich der betreffende Zug verspäte. Das gesamte nationale System würde in Verzug gebracht.

Schweiz soll Hoheit über Trassen behalten

Im Rahmen der Gespräche über die künftigen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU wird über die Aktualisierung des bestehenden Landverkehrsabkommen verhandelt. Betroffen vom Landverkehrsabkommen ist sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr, wie aus einem am Montag veröffentlichten Faktenblatt des Bundesrats hervorging. Das aktualisierte Abkommen soll unter anderem die dynamische Rechtsübernahme regeln.

Neu würden ausländische Bahnunternehmen die Möglichkeit erhalten, internationale Verbindungen in die Schweiz anzubieten. Zudem soll die Schweiz die Hoheit über die Vergabe der Trassen behalten, forderte der Bundesrat. Umgekehrt sollen schweizerische Bahnen auch Züge ins Ausland anbieten dürfen.

clsi, sda