Diphtherie-Ausbruch in AsylzentrumAlle Bewohner*innen sind jetzt geimpft
SDA/amo
3.8.2022
Nachdem am Dienstag im Berner Bundesasylzentrum zwei Diphtherie-Fälle bestätigt wurden, sind alle Bewohner*innen geimpft worden. Für die Bevölkerung besteht kein erhöhtes Risiko.
SDA/amo
03.08.2022, 13:41
03.08.2022, 14:01
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Nach zwei bestätigten Diphtherie-Fällen im Bundesasylzentrum (BAZ) in Bern sind bei allen Bewohnenden Rachenabstriche genommen worden. Dabei kamen vier weitere Infizierte zum Vorschein. Für die Bevölkerung besteht dank hoher Durchimpfungsquote kein erhöhtes Risiko.
Alle sechs Infizierten befinden sich in Isolation, wie die bernische Gesundheitsdirektion mitteilte. Bei keiner der betroffenen Personen sind Atemwegs-Symptome der Rachendiphtherie aufgetreten. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Bundesasylzentrums im ehemaligen Zieglerspital in Bern wurden gegen Diphtherie geimpft, wie es beim Kanton weiter heisst.
In den beiden betroffenen Stockwerken wurde eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Diese Massnahmen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesasylzentrum, dem Kantonsärztlichen Dienst und der Infektiologie des Inselspitals ergriffen.
Zwei Stockwerke sind betroffen
Am Dienstag waren zwei bestätigte Rachendiphtherie-Fälle im Bundesasylzentrum bekannt geworden. Bei den Abstrichen wurden vier weitere Personen als Verdachtsfälle erkannt. Bei einer von ihnen liess sich am Mittwochmorgen die toxische Form der Diphtherie nachweisen.
Die sechs Infizierten wohnten auf zwei Stockwerken: Auf einem leben 92 unbegleitete minderjährige Asylsuchende, auf dem «anderen» 83 andere Asylsuchende.
Neben der Isolation der sechs Personen besteht «ein Aufnahme- und Verlegungsstopp und eine Ausgangssperre für das gesamte BAZ», wie es in der Mitteilung der Gesundheitsdirektion heisst. Im ganzen Gebäude herrscht Maskentragepflicht.
Keine Gefahr für Bevölkerung
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schrieb am Mittwoch, die entsprechenden Massnahmen seien eingeleitet. Gegen die Krankheit schütze eine äusserst wirksame Impfung.
Wie in anderen Industrieländern ist die Diphtherie in der «Schweiz» dank der hohen Durchimpfung praktisch ausgemerzt. Den letzten Fall von Rachendiphtherie gab es laut BAG 1983.
Die weltweit verbreitete Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt über Tröpfcheninfektion. Zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome vergehen in der Regel zwei bis vier Tage, bei toxischen Formen möglicherweise auch nur wenige Stunden.
Es gibt zwei Arten der Krankheit: die respiratorische (Atemwege) und die kutane (Haut). Gefährlich ist die aktuelle im BAZ in Bern aufgetretene Atemwegs- oder Rachendiphtherie. Das auslösende Bakterium produziert ein starkes Gift, das Organe wie Herz, Leber oder Nieren sowie das Nervensystem dauerhaft schädigt. Behandeln lässt sich die Erkrankung mit einem Gegengift sowie Antibiotika.
Die Krankheit beginnt mit Halsschmerzen, Fieber und Schluckbeschwerden. Früher wurde die Diphtherie auch Halsbräune genannt, weil sich braune, lederartige Beläge in Kehlkopf und Luftröhre bilden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt sie noch als «Würgeengel der Kinder», da sie besonders im Kindesalter auftritt.