App in PlanungSo will die Schweiz das Tuberkulose-Risiko von Ukrainern abklären
uri
2.5.2022
In der Ukraine stecken sich mehr als zehnmal so viele Menschen mit Tuberkulose an wie in der Schweiz. Eine neue App soll helfen das Infektionsrisiko zu ermitteln.
uri
02.05.2022, 11:37
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Die bisher über 40'000 Geflüchteten aus der Ukraine stellen die Schweiz nicht nur vor logistische Probleme. Sie bringen auch ein gesundheitliches Risiko mit sich: In der Ukraine ist die Inzidenz für Tuberkulose mehr als zehn Mal höher als in der Schweiz.
Um die Gefahren der ansteckenden Infektionskrankheit Tuberkulose zu verdeutlichen, plant der Bund nun eine App. «Es wird in der nächsten Zeit ein Instrument geben, mit dem sich die Menschen aus der Ukraine selbst überprüfen können, ob sie gewisse Risiken haben», sagte David Keller, der Leiter des Sonderstabs Asyl beim Bundesamt für Migration, dem SRF. Das Programm zeige nach entsprechenden Eingaben an, ob man einen Arzt aufsuchen solle.
Ebenfalls seien die Schweizer Ärzte über die Risiken der durch Bakterien verbreiteten Krankheit informiert worden, erklärte Otto Schoch vom Kompetenzzentrum Tuberkulose bei der Lungenliga dem Sender. Laut dem Experten sei es wichtig, dass alle Bescheid wissen, denn viele Geflüchtete aus der Ukraine seien ja bei Privatpersonen untergekommen.
Gefahr multiresistenter Erreger
Besonders problematisch ist laut Schoch, dass viele der Tuberkulose-Erreger multiresistent seien. Die Infizierten könnten in solchen Fällen nicht mit herkömmlichen Antibiotika behandelt werden, sondern müssten mit Reservemedikamenten kuriert werden. Die Behandlung werde so auch bedeutend teurer, so Schoch.
Bereits Mitte April appellierte die Ärztegesellschaft FMH wegen der Tuberkulose-Problematik an Ärztinnen und Ärzte, bei Symptomen schnell zu handeln und Abklärungen vorzunehmen. In der «Schweizerischen Ärztezeitung» teilte die FMH mit, das frühe Erkennen und Behandeln übertragbarer Krankheiten sei zentral, gerade auch um Ansteckungen im Familienkreis zu verhindern.
Verbreitung durch Tröpfcheninfektion
Bei Kontakten mit aus der Ukraine geflüchteten Menschen sollte die Ärzteschaft unbedingt eine Tuberkulose-Abklärung vornehmen. Dazu steht den Ärztinnen und Ärzten auch ein audiovisueller Fragebogen auf Ukrainisch im Internet zur Verfügung.
Das Tuberkelbakterium wird durch Tröpfcheninfektion verbreitet. Unbehandelt oder bei einer Antibiotikaresistenz kann die Krankheit tödlich verlaufen. Die Tuberkulose lässt sich durch eine in der Regel sechsmonatige Antibiotika-Kur heilen. Nachher sind noch zwei Jahre lang Nachkontrollen nötig.