DragonFire für die Ukraine? London erwägt, Kiew einen Laser-Prototyp zu schicken

Philipp Dahm

15.4.2024

DragonFire schiesst am 18. Januar in Schottland ein Luftziel ab.
DragonFire schiesst am 18. Januar in Schottland ein Luftziel ab.
UK Ministry of Defence

Die ukrainische Armee braucht dringend mehr Flugabwehrsysteme nebst Munition. Grossbritannien denkt darüber nach, Kiew ein hochmodernes Lasersystem zu überlassen, das bisher nur als Prototyp existiert.

Philipp Dahm

15.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Ukraine fehlt es an Flugabwehrsystemen.
  • Grossbritannien hat in diesem Jahr erfolgreich das Lasersystem DragonFire getestet.
  • DragonFire könnte laut Verteidigungsminister Grant Shapps an die Ukraine geliefert werden. Dafür müsse es entwicklungstechnisch nicht bei 100 Prozent sein.
  • Der Vorteil für London: Das Gerät würde unter Kriegsbedingungen erprobt.
  • Der Vorteil für Kiew: Ein Schuss kostet nur 11,40 Franken. Schon eine Stinger-Rakete schlägt dagegen mit 480'000 Dollar zu Buche.

Grossbritannien erwägt, Kiew mit einem hochmodernen Lasersystem auszustatten: Der Prototyp DragonFire würde die Ukraine in die Lage versetzen, seine Städte und die kritische Infrastruktur besser vor Drohnen und anderen Flugkörpern zu schützen.

Das System wurde zuletzt im Januar und März auf einem Übungsplatz in Schottland erfolgreich getestet, als unter anderem auch nachts Drohnen abgeschossen werden konnten. Die Reichweite der DragonFires ist geheim, doch laut London kann es eine 1-Pfund-Münze aus mehr als einem Kilometer Entfernung treffen.

Auf britischen Kriegsschiffen soll das System ab 2027 eingesetzt werden – das ist fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Grant Shapps will aber die Einführung nochmal beschleunigen – und der Verteidigungsminister denkt auch darüber nach, DragonFire der Ukraine zu überlassen, obwohl es sich um einen Prototyp handelt.

«Sagen wir, dass es nicht 100-prozentig perfekt sein muss, damit die Ukraine vielleicht seine Finger daran bekommt», zitiert die BBC den 55-Jährigen. Es brauche keine «99,9-prozentige Perfektion»: «Man bringt es auf 70 Prozent und dann raus, um es von da an weiterzuentwickeln.»

So teuer ist die Munition für Flugabwehrsysteme

Der Vorteil für Grossbritannien: Das System kann unter Kriegsbedingungen erprobt werden. Der Vorteil für Kiew: Ein Schuss DragonFire kostet bloss 10 Pfund, also 11,40 Franken. Das ist deutlich weniger, als andere Systeme verfeuern.

So schlägt eine Salve mit dem C-RAM-System angeblich mit 8100 Dollar zu Buche, wenn man von 300 Schuss à 27 Dollar ausgeht, mit dem das Maschinengewehr Projektile abfängt. Die schultergestützte Flugabwehr Stinger liegt bei 480'000 Dollar, eine Iris-T-Rakete schlägt mit 450'000 Dollar zu Buche.

Grossbritannien will mit dem DragonFire seine Flugabwehrraketen komplementieren, die noch teurer sind: Die Aster 15 kostet rund 1,1 Millionen Dollar, die Aster 30 sogar 2 Millionen Dollar. Eine Patriot PAC-3 liegt bei 3,7 Millionen Dollar pro Schuss. Es ist also kein Wunder, dass London, aber auch die USA und andere Staaten nach Alternativen suchen.

DragonFire könnte im Krieg in der Ukraine «riesige Auswirkungen» haben, meint Shapps. Das System kann nicht nur Drohnen vom Himmel holen, sondern auch Mörsergranaten oder Gleitbomben einheizen. Neben Grossbritanmnien erforschen auch die USA und Israel derartige Lasersysteme: Jerusalem nennt sein System Iron Beam.