Auf «Kardashian-Niveau abgesunken» Wie Kates Erkrankung die Royals überfordert

Von Christoph Meyer, dpa

20.3.2024 - 06:16

Kates PR-Desaster/ Royal-Expertin Flavia Schlittler: «Es ist ein absoluter Skandal»

Kates PR-Desaster/ Royal-Expertin Flavia Schlittler: «Es ist ein absoluter Skandal»

«Blick»-Royal-Expertin Flavia Schlittler ordnet den Photoshop-Fail von Prinzessin Kate ein. «Es ist ein absoluter Skandal», sagt die Königshaus-Kennerin. Das Problem? Das Desaster hat weitere Fragen aufgeworfen.

14.03.2024

Der Palast in London tut sich schwer mit der Kommunikation über Prinzessin Kate, die sich von einer Bauch-OP erholt. Dabei wären Fakten in Zeiten sozialer Medien und Fake-News wohl wichtiger denn je.

20.3.2024 - 06:16

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Seit Prinzessin Kate im Januar am Bauch operiert wurde,  ist die Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie es ihr geht, zu einer regelrechten Obsession in sozialen Medien geworden.
  • Obwohl Spekulationen und Verschwörungstheorien ins Kraut schiessen, lässt  eine klare Antwort des Palasts bisher auf sich warten.
  • Kate will weder ihre Diagnose noch Details zu ihrem Genesungsprozess der Öffentlichkeit preisgeben und soll noch bis nach den Osterferien auf öffentliche Auftritte verzichten.
  • Selbst seriöse Medien greifen inzwischen jede Äusserung über Kate auf.
  • Das Boulevardblatt «Mirror» berichtete unterdessen, in der Londoner Privatklinik, in der Kate behandelt wurde, sei eine Untersuchung eingeleitet worden: Angeblich soll ein Mitarbeiter versucht haben, an Kates Krankenakte zu kommen.

Wie geht es Prinzessin Kate? Diese Frage beschäftigt seit Wochen und Monaten nicht nur Anhänger des Königshauses in Grossbritannien. Die Suche nach einer Antwort darauf ist zu einer regelrechten Obsession in sozialen Medien geworden, seit die 42-jährige Frau des britischen Thronfolgers Prinz William (41) im Januar am Bauch operiert wurde. 

Spekulationen und Verschwörungstheorien schiessen ins Kraut. Doch eine klare Antwort des Palasts lässt bisher auf sich warten. Kate will weder ihre Diagnose noch Details zu ihrem Genesungsprozess der Öffentlichkeit preisgeben und soll noch bis nach den Osterferien auf öffentliche Auftritte verzichten. Und obwohl viele der Prinzessin von Wales das Recht auf Privatsphäre zugestehen, gibt es erhebliche Zweifel daran, ob diese Strategie klug ist.

Verschwörungstheoretiker wittern Skandalöses

Selbst seriöse Medien greifen inzwischen jede Äusserung über Kate auf. Als William beim Besuch eines von ihm ins Leben gerufenen Projekts für Obdachlose am Dienstag eine beiläufige Bemerkung über seine Frau machte, wurde daraus ein Aufmacher für grosse Nachrichtenportale. Und das, obwohl dem Gesagten nichts über ihre Gesundheit zu entnehmen war. 

Die BBC widmete unterdessen eine Analyse auf ihrer Nachrichten-Homepage dem Widerlegen der jüngsten Verschwörungstheorie auf Tiktok und Twitter – in denen es naturgemäss hauptsächlich um krude Behauptungen geht, der Palast habe etwas Skandalöses zu verbergen oder Kate gehe es in Wirklichkeit viel schlechter als geahnt. Nicht zu schweigen von den angeblichen Rückschlüssen, die ein fehlender Ehering ziehen lässt.

Absinken auf das Niveau der Kardashians

Die Royal-Expertin Tina Brown bescheinigte dem britischen Königshaus angesichts der ausser Kontrolle geratenen Debatte bereits, auf das Niveau der US-Promi-Sippe der Kardashians herabgesunken zu sein. «Ich denke definitiv, dass es da einen Verlust an Statur gibt, zu dem sich das entwickelt hat, weil es sich alles lächerlich und skandalös anfühlt», sagte die britisch-amerikanische Journalistin und frühere Vanity-Fair-Herausgeberin dem Radiosender LBC.

Der Journalist und Autor mehrerer Royals-Bücher, Rob Jobson, spricht von einem «Zusammenbruch der royalen Kommunikation», der dem Ansehen der gesamten Königsfamilie schade, wie er Journalisten in London sagt. Es sei geradezu naiv gewesen, zu glauben, dass Kate für mehrere Monate einfach von der Bildfläche verschwinden könne. Viel klüger habe sich der Buckingham-Palast nach der Krebsdiagnose von König Charles III. verhalten, indem er den 75-Jährigen etwa beim Lesen von Genesungswünschen zeigte. Dass die Pressearbeit für das Königs- und das Thronfolgerpaar nicht wie früher in einer Hand liege, sondern William und Kate im Kensington-Palast ihre eigene Pressestelle betreiben, sei womöglich eine der Ursachen für die Schwierigkeiten, vermutet er.

Foto-Affäre wurde bald als «Kategate» bekannt

Erheblich verschlimmert wurde die Situation durch den unbeholfenen Versuch, die Sorgen um Kate mit einem Familienfoto der Prinzessin und ihren Kindern zu zerstreuen: Das vom Kensington-Palast am britischen Muttertag herausgegebene Bild wurde innerhalb von Stunden von internationalen Nachrichtenagenturen zurückgezogen. Es sei manipuliert worden, so die Begründung. 

Nach anfänglichem Zögern veröffentlichte der Palast einen Post auf der Plattform X (vormals Twitter), in dem sich Kate selbst zu der Foto-Affäre, die schnell als «Kategate» bekannt wurde, äusserte. Sie habe «wie viele Amateurfotografen gelegentlich mit Bildbearbeitung experimentiert» und entschuldigte sich für jegliche Verwirrung, die das Bild hervorgerufen habe. Doch in seiner ursprünglichen Form veröffentlicht wurde das Foto nicht. 

Prinz William und Prinzessin Kate bei einem Staatsempfang im Buckingham Palace am 21. November 2023. 
Prinz William und Prinzessin Kate bei einem Staatsempfang im Buckingham Palace am 21. November 2023. 
Bild: Keystone/Pool Photo via AP/Yui Mok

Etablierte Presse wird als überflüssig angesehen 

Der Fall schürte Misstrauen an den Mitteilungen des Palasts und war Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker. Für Jobson ist die Episode ein Beleg des Versagens in der royalen Pressarbeit – aber auch eine Folge der Tendenz, dass viele Institutionen und Prominente im Social-Media-Zeitalter glauben, die etablierte Presse sei überflüssig. Immer häufiger werde per Twitter, Instagram und Youtube direkt mit den Untertanen kommuniziert, um das eigene Selbstbild ungefiltert an die Öffentlichkeit zu tragen. «Das ist viel einfacher, weil man sich keinen Fragen stellen muss», sagt Jobson. Doch eine Institution, die öffentliche Gelder ausgebe, müsse sich die legitimen Fragen der freien Presse gefallen lassen.

Als die Boulevardzeitung «The Sun» ein Handyvideo veröffentlichte, das angeblich Kate und William am vergangenen Wochenende beim Einkauf in einem Farm-Shop nahe ihres Zuhauses bei Schloss Windsor zeigen soll, führte auch das nicht zu einem Ende der Spekulationen. Und das, obwohl Kate darauf anscheinend fit und gut gelaunt mit einer weissen Einkaufstüte an parkenden Autos vorbeischlenderte. Das wackelige Video dürfte sich die «Sun» aber Zehntausende Euro haben kosten lassen, schätzt Jobson. Wohin diese Entwicklung führt, ist ungewiss. Das Boulevardblatt «Mirror» berichtete unterdessen, in der Londoner Privatklinik, in der Kate behandelt wurde, sei eine Untersuchung eingeleitet worden: Angeblich soll ein Mitarbeiter versucht haben, an Kates Krankenakte zu kommen. 

Von Christoph Meyer, dpa