Die grosse Analyse Bei diesen Klubs hat sich der Trainerwechsel gelohnt – und bei diesen nicht

Jan Arnet

23.4.2024

Fabio Celestini brachte den FC Basel wieder in die Spur.
Fabio Celestini brachte den FC Basel wieder in die Spur.
Keystone

33 Runden sind gespielt, jetzt wird die Super League in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Bilanz nach der ersten Phase der Saison: Sechs Teams haben den Trainer gewechselt – zwei von ihnen sogar zweimal. Hat es sich gelohnt? Wir werfen einen Blick auf die Statistik.

Jan Arnet

23.4.2024

Gerade mal zwei Monate lang durften sich Murat Ural und Umberto Romano als Co-Cheftrainer beim FC Zürich versuchen, ehe die Klubführung am Montag die Reissleine zieht und noch vor Start der Meisterrunde einen neuen Coach an die FCZ-Seitenlinie stellt.

Man habe «beschlossen, durch neue personelle Impulse den Abwärtstrend der letzten Wochen zu stoppen», teilen die Zürcher mit. U21-Trainer Ricardo Moniz übernimmt bis Saisonende interimistisch die erste Mannschaft. Assistiert wird er von Johan Vonlanthen.

Ob es Moniz schafft, die Zürcher doch noch in den Europacup zu führen? Ein Blick auf die bisherigen Trainerwechsel in der Super League zeigt: Nicht immer hat sich ein Trainereffekt bemerkbar gemacht.

 

Von Wicky zu Magnin

BSC Young Boys

Raphael Wicky

  • 26 Saisonspiele | 15 Siege | 6 Remis | 5 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 1,96
  • Platzierung bei Entlassung: 1. Rang (1 Punkt Vorsprung auf Servette, 9 Punkte Vorsprung auf Lugano)

Joël Magnin

  • 7 Saisonspiele | 4 Siege | 2 Remis | 1 Niederlage
  • Punkteschnitt: 2,0
  • Aktuelle Platzierung: 1. Rang (6 Punkte Vorsprung auf Lugano, 8 Punkte Vorsprung auf Servette)

Fazit: In den letzten sieben Pflichtspielen unter Wicky gab es nur einen Sieg. Magnin hat es geschafft, die Young Boys aus der Resultatkrise herauszuholen und die Berner wieder zum grossen Meisterfavoriten zu machen. Der Trainerwechsel hat sich gelohnt.

 

Von Henriksen über Ural/Romano zu Moniz

FC Zürich

Bo Henriksen

  • 23 Saisonspiele | 9 Siege | 9 Remis | 5 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 1,57
  • Platzierung bei Trennung: 3. Rang (12 Punkte Rückstand auf Platz 1, 4 Punkte Vorsprung auf Platz 7)

Murat Ural und Umberto Romano

  • 10 Saisonspiele | 3 Siege | 3 Remis | 4 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 1,20
  • Aktuelle Platzierung: 6. Rang (17 Punkte Rückstand auf Platz 1, 4 Punkte Vorsprung auf Platz 7)

Fazit: Kurz nachdem der FCZ Anfang Februar mitgeteilt hatte, die Zusammenarbeit mit Trainer Bo Henriksen im Sommer zu beenden, kam es zur sofortigen Trennung. Der Däne erhielt die Chance, in die Bundesliga zu Mainz 05 zu wechseln, und nahm diese wahr.

Nach starkem Saisonstart erlebten die Zürcher im Dezember und Januar noch unter Henriksen zwei schwache Monate, das interimistische Co-Cheftrainer-Duo Ural/Romano konnte den Negativtrend dann auch nicht wirklich stoppen und wird nun für die Meisterrunde durch Ricardo Moniz ersetzt. Ob sich die nächste Interimslösung diesmal lohnt, wird sich weisen.

 

Von Schultz über Vogel zu Celestini

FC Basel

Timo Schultz

  • 7 Saisonspiele | 1 Sieg | 2 Remis | 4 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 0,71
  • Platzierung bei Entlassung: Rang 8 (4 Punkte Rückstand auf Platz 6, 3 Punkte Vorsprung auf Platz 12)

Heiko Vogel

  • 4 Saisonspiele | 0 Siege | 0 Remis | 4 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 0,0
  • Platzierung bei Entlassung: 12. Platz (8 Punkte Rückstand auf Platz 6)

Fabio Celestini

  • 22 Saisonspiele | 10 Siege | 5 Remis | 7 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 1,59
  • Aktuelle Platzierung: 9. Rang (8 Punkte Rückstand auf Platz 6, 10 Punkte Vorsprung auf Barrage-Platz, 17 Punkte Vorsprung auf Platz 12) 

Fazit: Nach Schultz' schwachem Start wurde es unter Vogel noch viel schlimmer. Celestini übernahm den FCB auf dem letzten Platz und brachte wieder Stabilität hinein. Das Horrorszenario – der Abstieg in die Challenge League – kann mit grosser Wahrscheinlichkeit abgewendet werden. Die Hoffnungen auf einen Platz in der Championship Group mussten jedoch auch früh begraben werden.

Dennoch hat sich der Wechsel zu Celestini absolut gelohnt. Und der Coach hat mittlerweile auch bis 2026 verlängert. Übrigens: Celestini hat den besten Punkteschnitt aller FCB-Trainer seit Patrick Rahmen. Seit dessen Entlassung im Februar 2022 hat der FCB sechsmal den Trainer gewechselt.

 

Von Schällibaum zu Mangiarratti

Yverdon-Sport

Marco Schällibaum

  • 12 Saisonspiele | 4 Siege | 4 Remis | 4 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 1,33
  • Platzierung bei Entlassung: 8. Rang (0 Punkte Rückstand auf Platz 6, 6 Punkte Vorsprung auf Barrage-Platz)

Alessandro Mangiarratti

  • 21 Saisonspiele | 7 Siege | 3 Remis | 11 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 1,14
  • Aktuelle Platzierung: 10. Rang (8 Punkte Rückstand auf Platz 6, 10 Punkte Vorsprung auf Barrage-Platz)

Fazit: Schällibaums Entlassung im Oktober überraschte. Der Aufstiegscoach brachte die Waadtländer im ersten Saisondrittel in Tuchfühlung mit der Championship Group. Die neuen Klubbesitzer wollten aber eine attraktivere Spielweise – in Sachen Punkteausbeute hat sich der Wechsel zu Mangiarratti nicht wirklich gelohnt. Die Top 6 sind längst ausser Reichweite, immerhin hat Yverdon mit dem Abstieg wohl nichts zu tun.

 

Von Berner zu Schällibaum

Grasshopper Club

Bruno Berner

  • 31 Saisonspiele | 8 Siege | 6 Remis | 17 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 0,97
  • Platzierung bei Entlassung: 11. Rang (Barrage-Platz, 6 Punkte Rückstand auf Platz 10, 7 Punkte Vorsprung auf Platz 12)

Marco Schällibaum

  • 2 Saisonspiele | 0 Siege | 0 Remis | 2 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 0,0
  • Aktuelle Platzierung: 11. Rang (Barrage-Platz, 10 Punkte Rückstand auf Platz 10, 7 Punkte Vorsprung auf Platz 12)

Fazit: Nach dem Umbruch im Sommer und dem Besitzerwechsel im Winter wurde es für Berner zur Herkulesaufgabe, gute Resultate auf den Platz zu zaubern. Lange sah es aber gar nicht schlecht aus. Doch im Februar startete eine Resultatkrise und nach der siebten Pleite in zehn Spielen musste Berner gehen.

Auch unter Feuerwehrmann Schällibaum wurde es bislang nicht besser: 2 Spiele, 0 Punkte, 0 Tore. Der direkte Ligaerhalt ist kaum noch möglich. GC muss jetzt aufpassen, dass man nicht auch noch auf den letzten Platz abrutscht. Hat sich der Trainerwechsel gelohnt? Das wird sich erst in ein paar Wochen zeigen.

 

Von Braizat zu Dionisio

Stade Lausanne-Ouchy

Anthony Braizat

  • 13 Saisonspiele | 2 Siege | 4 Remis | 7 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 0,77
  • Platzierung bei Entlassung: 12. Rang (1 Punkt Rückstand auf Platz 10, 6 Punkte Rückstand auf Platz 6)

Ricardo Dionisio

  • 20 Saisonspiele | 3 Siege | 4 Remis | 13 Niederlagen
  • Punkteschnitt: 0,65
  • Aktuelle Platzierung: 12. Platz (7 Punkte Rückstand auf Barrage-Platz, 25 Punkte Rückstand auf Platz 6)

Fazit: Lausanne-Ouchy startete als grosser Underdog in die Saison, hielt zu Beginn aber relativ gut mit. Erst nach Braizats Entlassung kam der grosse Einbruch. Dionisio hat es nicht geschafft, Konstanz reinzubringen. Die Erfolgserlebnisse wurden immer seltener – so braucht SLO schon ein kleines Fussballwunder, um den Klassenerhalt noch zu schaffen. Gelingt das Wunder, kann man Dionisio ein Kränzchen winden. Aktuell sieht es aber nicht danach aus, als hätte sich der Trainerwechsel gelohnt.