Trainer Gerardo Seoane spürt trotz des Fehlstarts mit Bayer Leverkusen die volle Unterstützung im Umfeld vor dem Spiel beim FC Bayern München am Freitagabend.
Druck habe er als Bundesligatrainer ohnehin immer. «In diesem High-Level-Sport ist jeder Spieltag maximal wichtig. Ich finde, dass wir uns in den letzten drei Spielen unheimlich gewehrt haben und dass wir alle noch enger zusammengerückt sind. Es ist eine gewisse Solidarität spürbar, sich dagegenzustemmen», sagte der Schweizer am Donnerstag. Mit nur einem Sieg in der Liga und Rang 15 liegt der Champions-League-Teilnehmer weit hinter seinen Ansprüchen. Nach zwei Unentschieden zuletzt und dem 2:0-Sieg gegen Atlético Madrid ist das Team mittlerweile auch drei Spiele unbesiegt.
Dass die Bayern ebenfalls einen sehr holprigen Start hatten, weiss Seoane einzuordnen. «In allen statistischen Zahlen sind die Bayern Leader in der Liga. Sie hatten in allen Spielen immer genügend Torchancen und sind in der Offensive extrem stark. Im Moment fehlt ihnen die Effektivität», befand Leverkusens Coach. Laut Statistik geht der Tabellen-15. als krasser Aussenseiter ins Rennen. Fünf Spiele ist Bayer sieglos gegen die Bayern, in München gab es neun Spiele lang keinen Sieg und insgesamt gewann Leverkusen nur 18 von 83 Begegnungen gegen den deutschen Rekordmeister.
Boss und Spieler unterstützen Seoane
Club-Chef Fernando Carro stärkte seinem wichtigsten Angestellten jüngst in einem Interview den Rücken. «Es gibt einen Trainermarkt und es ist unsere grundsätzliche Pflicht, diesen zu kennen und Zugang zu haben», so Carro: «Aber wir halten an Gerardo Seoane fest, weil wir davon überzeugt sind, dass die Wende mit ihm gelingt. Und nicht, weil wir keine Alternative haben.»
Seoane habe in seinem ersten Jahr «bewiesen, dass er ein exzellenter Trainer und Leader ist». Und, so Carro: «Einzelne Resultate allein ändern erstmal nichts an der Qualität des Trainers.»
Nach dem Bekenntnis von Club-Chef Fernando Carro hatte sich auch Abwehrchef Jonathan Tah klar für eine Zukunft mit Seoane positioniert. «Ich kann nur sagen, dass die Mannschaft das genau so will und alles dafür gibt». Die Mannschaft stehe «hinter dem Trainer – unser gegenseitiges Vertrauen ist gross, da gibt es eine gemeinsame Linie», betonte Tah. Er finde gut, dass der Schweizer auch selbstkritisch sei. «Dass er als Vorbild vorangeht, bei sich anfängt und erst dann auf die anderen schaut – genau so sollte das auch jeder einzelne Spieler tun», sagte der 26-Jährige.
Schick soll vorne knipsen – «Vorbild» Azmoun
Die Hoffnungen auf einen Überraschungserfolg ruhen in Leverkusen speziell auf Patrik Schick, der sich zuletzt bei der Nationalmannschaft verbessert zeigte. «Physisch ist er sehr gut drauf. Auch er versucht bei uns Verantwortung zu übernehmen, geht vorne weg. Patrik unternimmt alles, um die Mannschaft zu unterstützen», resümiert Seoane.
Zuletzt war aber vor allem Sardar Azmoun in den Schlagzeilen. Nach seiner Solidarisierung mit den iranischen Frauen stand er in seiner Heimat in der Kritik. Gerardo Seoane betonte an der Pressekonferenz, dass man ihm helfen wolle.
«Dieses Thema hat natürlich grosse Wellen geschlagen, das ist klar und ich verstehe auch das Interesse. Wir sind bemüht, jeden einzelnen Spieler, wenn er zurückkommt, so schnell wie möglich zu integrieren.» Man wolle mit Sardar natürlich eine gewisse Empathie zeigen und ihn dabei unterstützen, dass er einen freien Kopf für den Fussball bekomme, hält Seoane fest.
«Ich muss sagen, dass Sardar mit seinem Engagement und seinem Verhalten ein grosses Vorbild für alle ist. Und ich glaube, es ist jetzt auch an uns, einen Arm über ihn zu legen und zu versuchen, ihn mitzunehmen in dieser schwierigen Situation.»
dpa