Australische Kliniken warnen Bissopfer sollen Schlangen nicht mit ins Spital bringen

dmu

23.4.2024

Nur 1,5 Meter lang, aber extrem giftig: Die Östliche Braunschlange ist im östlichen Australien verbreitet.
Nur 1,5 Meter lang, aber extrem giftig: Die Östliche Braunschlange ist im östlichen Australien verbreitet.
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In Australien bringen Opfer von Schlangenbissen offenbar oft das Tier mit ins Spital zur Identifikation. Kliniken warnen nun vor dieser Massnahme.

dmu

23.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Weil sie sich eine bessere Behandlung erhoffen, nehmen Opfer von Schlangenbissen in Australien offenbar immer wieder die Tiere mit ins Spital.
  • Vertreter von Kliniken warnen nun vor dieser gefährlichen Idee.
  • Um das richtige Gegengift zu bestimmen, seien Schlangengifttests ausreichend.

Bei einem Schlangenbiss empfiehlt es sich, Ruhe zu bewahren, den Notruf zu wählen, Erste Hilfe zu leisten und so schnell wie möglich ein Spital aufzusuchen. Letzteres solle man aber bitte ohne die Übeltäterin machen, sagen zumindest Spitäler in Australien.

Hintergrund der ungewöhnlichen Bitte: Offenbar haben viele Bissopfer die Schlange eingefangen und mit in die Notaufnahme gebracht. Dadurch soll es den Ärztinnen und Ärzten ermöglicht werden, das Tier zu identifizieren und die Wunde entsprechend zu behandeln, wie unter anderem der «Spiegel» berichtet.

Am Montag hat der australische Sender «ABC» von einem Fall an der Ostküste berichtet: Ein Patient sei mit einer kleinen braunen Schlange in einer Plastikkiste in der Notaufnahme erschienen. Das Tier, eine extrem giftige Östliche Braunschlange, sei nicht gut gesichert gewesen und habe versucht, aus dem Behälter zu entkommen.

«Das Personal hat sich erschrocken, und die ernste Folge davon ist, dass sich die Behandlung der Menschen verzögert», sagt Adam Michael, Leiter der Notfallmedizin, zu «ABC». Er bittet darum, keine Tiere mitzubringen: «Wir möchten wirklich nicht, dass die Menschen noch mehr mit Schlangen interagieren, als sie es bereits getan haben.» Jeder Versuch, sich einer Schlange zu nähern, um sie zu fangen oder zu töten, oder um sie zu fotografieren, bringe Menschen in Gefahr.

Schlange nicht nötig zur Identifikation

Auch Geoff Isbister, Forscher für klinische Toxikologie an der Universität von Newcastle, bestätigt, dass in der Region Wide Bay in Queensland immer wieder Patient*innen Schlangen in die Klinik bringen. Wenn ein Tier dabei in einer Notaufnahme entwischen würde, sei das «eine Katastrophe».

Zumal es gemäss Adam Michael gar nicht notwendig ist, die Schlange zu identifizieren: «Wir können anhand der Symptome und mit Bluttests sowie speziellen Schlangengifttests feststellen, ob und welches Gegengift ein Patient benötigt.»

Unbegründet sind die Sorgen der Bissopfer natürlich keineswegs: Berichte über tödliche Schlangenbisse in Australien gibt es immer wieder. Die wichtigste Massnahme ist gemäss Adam Michael aber nicht das Fangen der Schlange: Die Bissstelle nicht waschen, einen festen Druckverband, der an der Bissstelle beginnt, anlegen und sich so wenig wie möglich zu bewegen. «Wenn man sich dann ruhig verhält, minimiert man das Risiko, dass sich das Gift im Körper verteilt.»