Geheimdeals und Luxusreisen So soll ein Manager die SBB abgezockt haben

dmu

27.4.2024

Ein ehemaliger Manager einer SBB-Tochterfirma soll kriminell tätig gewesen sein.
Ein ehemaliger Manager einer SBB-Tochterfirma soll kriminell tätig gewesen sein.
Symbolbild: Keystone

Der ehemalige Direktor der SBB-Tochterfirma Elvetino muss sich wegen ungetreuer Geschäftsführung vor Gericht verantworten. Er soll sich in mehreren Fällen kriminell verhalten haben.

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27.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Wolfgang Winter war von 2011 bis 2017 Direktor der SBB-Tochterfirma Elvetino.
  • Während seiner Amtszeit soll er kriminell tätig gewesen sein und sich dabei finanzielle Vorteile verschafft haben.
  • Am 7. Mai muss er sich deshalb vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten.

Wolfgang Winter, ehemaliger Direktor der SBB-Tochterfirma Elvetino, erhielt vor sieben Jahren die fristlose Kündigung. Die Hintergründe waren bis anhin ein Rätsel. Nun deckt eine Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft die Geschichte hinter dem plötzlichen Abgang aus, wie die Zeitungen von CH Media berichten. Wolfgang Winter hat sich offenbar selbst bereichert.

Als Elvetino-Chef war Winter für über 100 Speisewagen und Bistros verantwortlich und kassierte dafür einen Lohn von 240'000 Franken im Jahr – offenbar nicht genug. So soll er kurz nach seinem Amtsantritt 2011 einen Bekannten als Berater engagiert haben, der seine Arbeit nach vier Jahren und einem Streit mit einem weiteren externen Berater verweigert haben soll. Honorare soll er dennoch kassiert haben, in sechs Jahren fast eine Million Franken – und Winter ab 2015 bis zur Kündigung ein Fünftel des Honorars als Dank zurück.

Die Zahlungen habe der Manager bar auf die Hand oder als Überweisung auf sein Privatkonto erhalten. Als Zahlungsgrund nannte der Berater bei der Einzahlung auch einmal «Kartoffelernte». Die Zürcher Staatsanwaltschaft bezeichnet diese Zahlungen als «Kick-backs» und «Schmiergelder».

Die SBB-Gelder hätten Winter und seine Komplizen mutmasslich für private Interessen wie einen Fischerclub in Süddeutschland oder eine Investition ins ungarische Trüffelbusiness verwendet.

Geheime Importfirma

Mit einem weiteren Bekannten soll Wolfgang Winter zudem eine Firma gegründet haben, mit der er aus China importierte Gastroartikel zu überhöhten Preisen an Elvetino weiterverkaufte. Weil er als Elvetino-Chef nicht in anderen Firmen aktiv sein durfte, engagierte er einen Treuhänder und blieb nur im Hintergrund aktiv.

Die geheime Firma soll unter anderem 600 Salatzangen, 3000 Menühalter, 1200 Verschlussclips, 7000 Suppenteller und 100’000 Kaffeebecher an Elvetino verkauft haben. Mit den Deals erwirtschaftete das Unternehmen mehr als 200’000 Franken.

Und die verkauften Produkte wären bei lokalen Firmen wären nicht nur billiger zu kaufen gewesen, sondern waren auch nur von mangelhafter Qualität. So seien die chinesischen Suppenteller zu gross und deshalb unbrauchbar gewesen. Die Salatzangen und weitere Produkte fielen in einem Labortest durch und mussten ebenfalls entsorgt werden.

Lohn in Eigenregie erhöht

Auch den Lohn soll er sich zweimal selber erhöht und mit der Firmenkreditkarte in vier Jahren rund 200’000 Franken ausgegeben haben – unter anderem für Luxusreisen. Die auffällig hohen Spesen für eine solche bildeten letztlich den Auslöser für eine interne Untersuchung und führten später zur Kündigung.

Am 7. Mai muss sich Wolfgang Winter vor dem Zürcher Bezirksgericht wegen ungetreuer Geschäftsführung verantworten. Auf Anfrage von CH Media äussert er sich nicht zu den Vorwürfen. Es gilt die Unschuldsvermutung.