Datenstau im All NASA sorgt sich um lahmes Weltraum-Internet

Von Dirk Jacquemien

2.9.2023

Bei Madrid befindet sich eine von drei Anlagen des Deep Space Network.
Bei Madrid befindet sich eine von drei Anlagen des Deep Space Network.
Bild: Imago

Dank des Deep Space Network bekommen wir Bilder von der Mars-Oberfläche zu sehen. Doch das Weltraum-Internet ist veraltet und völlig überlastet.

Von Dirk Jacquemien

2.9.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Deep Space Network sorgt dafür, dass mit Mondfähren und Marsrovern kommuniziert werden kann.
  • Doch das galaktische Internet ist völlig veraltet, muss aber immer mehr Daten übertragen.
  • Es mangelt vor allem an Geld, um die riesigen Antennen zu erneuern.

Auf der Erde sind Beschwerden über einen lahmen Internetanschluss seit Glasfaser und 5G hoffentlich seltener geworden. Im Weltall jedoch wird die Überlastung immer schlimmer und ein Ausbau ist erst mal nicht. Denn wie «Ars Technica» berichtet, sorgen sich Teile der NASA um die Leistungsfähigkeit des Deep Space Network (DSN).

Das ist verantwortlich für quasi die gesamte Kommunikation mit Weltraumfahrzeugen der NASA ausserhalb des Erdorbits. Es besteht aus drei riesigen Antennen-Anlagen, die sich in Kalifornien, bei Madrid sowie bei Canberra befinden.

Die Platzierung an drei völlig unterschiedlichen Orten der Welt garantiert, dass trotz der Rotation der Erde immer mindestens eine Anlage Radiokontakt zu einem Weltraumfahrzeug hat. Ob die Marsrover oder das neue James Webb Space Telescope, deren Messungen und Bilder werden über das DSN übertragen.

Immer mehr Missionen überlasten DSN

Doch auf der galaktischen Datenautobahn wird es eng. 40 aktive Missionen sind derzeit auf das DSN angewiesen, im nächsten Jahrzehnt werden 40 weitere hinzukommen. Besonders die Artemis-Missionen, mit denen Astronaut*innen zum Mond zurückkehren sollen, versprechen, das DSN an seine Grenzen zu bringen.

Denn bei Missionen mit Menschen werden viel mehr Daten übertragen. So soll etwa eine allfällige Mondlandung natürlich in 8K-Auflösung statt verpixeltem Schwarz-Weiss übertragen werden. Das schränkt die Kapazität für andere Missionen ein.

Besonders ärgert Suzanne Dodd, die bei der NASA für das DSN verantwortlich ist, dass immer mehr Missionen mit CubeSats gestartet werden. Das sind kleine quadratische Satelliten mit einem Gewicht von unter 2 kg. Sie sind günstig herzustellen, haben aber nur kleine Antennen und brauchen deshalb eine entsprechend grosse Antenne auf der Erde, um eine Verbindung herstellen zu können. Auch das reduziert die Kapazität für andere Aufgaben.

NASA-Führung will kein Geld locker machen

Dodd will vor allem mehr Geld von der NASA-Führung für das DSN. Die älteste Antenne in den Anlagen wurde 1966 errichtet. Doch eine Erneuerung der Anlagen liegt Jahre hinter dem Zeitplan und zusätzliche Mittel werden nicht genehmigt.

Laut Dodd könnte sogar die Sicherheit der Astronaut*innen bei den Mond-Missionen gefährdet werden, falls das veraltete DSN währenddessen ausfällt. Und anders als für die Kommunikation mit Weltraumfahrzeugen und Satelliten in der Erdumlaufbahn gibt es für das DNS keine Alternative im Privatsektor, die als Back-up dienen könnte.