Ein Goldrausch ist nicht gerade dafür bekannt, besonders viel zwischenmenschliche Kooperation zu erzeugen. In Kalifornien oder am Klondike versuchten im 19. Jahrhundert vor allem Einzelkämpfer ihr Glück. Anderen Goldschürfern wurde natürlich nicht verraten, wo man gerade buddelt, denn das konnte nur Ärger bringen.
Eine ähnliche Attitüde legt nun auch das Weltraumunternehmen AstroForge an den Tag. Es will sich 2024 auf den Weg zu einem Asteroiden machen, um dort wertvolle Platinmetalle abzubauen. Doch welcher Asteroid das sein soll, sagt AstroForge nicht. Denn dann könnte ja die Konkurrenz dem Unternehmen zuvorkommen, so das Argument.
Dass bei einer Weltraummission nicht bekannt ist, was deren Ziel ist, ist quasi ohne Beispiel. Gelegentlich werden heimlich Spionagesatelliten in den Orbit geschickt, aber dass eine Reise ins tiefe All geheimgehalten wird, ist bisher nicht vorgekommen.
UNO-Vorschriften besagen zwar, dass Staaten und Unternehmen die Flugbahnen ihrer Raumsonden bekannt geben müssen, um Kollisionen zu vermeiden, aber bei Verstössen gibt es keine Strafen.
Astronom*innen sind besorgt. Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics sagte der «New York Times», dass durch AstroForge ein «schlechter Präzedenzfall» geschaffen würde. «Ich bin nicht dafür, dass lauter Zeugs im inneren Sonnensystem herumschwirrt, ohne dass irgendjemand weiss, wo es ist.»
AstroForge ist vor allem auf der Jagd nach Iridium. Das ist zwar im Erdkern zur Genüge vorhanden, in der tatsächlich erreichbaren Erdkruste allerdings extrem selten. Eine Feinunze kostet dementsprechend derzeit rund 5000 Dollar, deutlich mehr als Gold oder Platin.
Bei manchen Asteroiden wird angenommen, dass sie die Überreste des Kerns eines Protoplaneten aus der Frühzeit des Sonnensystems sind. Die wertvollen Metalle sollten daher relativ leicht erreichbar sein. Auf genau einen solchen M-Type-Asteroiden hat es AstroForge abgesehen. Rund 300 Asteroiden dieser Klasse sind in Erdnähe bekannt und kommen damit als Ziel für AstroForge in Betracht.
Wie praktikabel der Weltraum-Bergbau derzeit ist, ist jedoch noch fraglich. Jüngst gelang es der Nasa, zu Forschungszwecken rund 250 Gramm an Proben vom Asteroiden Bennu zur Erde zu bringen. Die ganze Mission hat allerdings 1,6 Milliarden Dollar gekostet. Iridium ist zwar wertvoll, aber nicht so wertvoll.