USA überholt Steht in China der stärkste Supercomputer der Welt?

Von Dirk Jacquemien

28.2.2024

Zu Tianhe-1A veröffentlichte China noch alle relevanten Details. Zum Nachfolger ist offiziell aber kaum was bekannt.
Zu Tianhe-1A veröffentlichte China noch alle relevanten Details. Zum Nachfolger ist offiziell aber kaum was bekannt.
Keystone

Durch US-Sanktionen ist China vom weltweiten Chip-Markt weitgehend abgeschnitten. Dennoch wurde dort möglicherweise der schnellste Computer aller Zeiten in Betrieb genommen.

Von Dirk Jacquemien

28.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In China ist möglicherweise ein Supercomputer in Betrieb, der schneller als alle anderen ist.
  • Entwickelt hat ihn China notgedrungen alleine und gibt öffentlich keine Details bekannt.
  • Unabhängige Analysen kommen aber zu dem Schluss, dass Tianhe-3 wohl besser ist als offiziell schnellster Supercomputer in den USA.

Im National Supercomputer Center im südchinesischen Guangzhou steht möglicherweise der schnellste Computer der Welt. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Analyse der Fachseite «Next Platform», die sich die wenigen öffentlich zugänglichen Daten zu Tianhe-3 angeschaut hat.

Es handelt sich, wie unschwer zu erkennen ist, bereits um den dritten Supercomputer seiner Art. Der Vorgänger Tianhe-2 belegte von 2013 bis 2015 den ersten Platz in der Top500-Liste der stärksten Computer der Welt. Kernstück von Tianhe-2 waren Prozessoren von Intel.

Doch dann kam Donald Trump und mit ihm starke US-Sanktionen, die den Export von besonders leistungsfähigen Chips nach China verbieten. Unter Joe Biden wurden diese sogar noch ausgebaut, sodass chinesische Supercomputer in der Top500-Liste nach unten durchgereicht wurden.

Trillionen Rechenaufgaben in der Sekunde

Um weiterhin in der ersten Tech-Liga mitspielen zu können, musste China also eigene Chips entwerfen. Offizielle Details dazu werden aber selten bekannt gegeben, Huawei beispielsweise machte schon ein Geheimnis daraus, was für ein Chip in seinem Smartphone Mate 60 Pro verbaut ist. Da ist es wenig verwunderlich, dass es zu Chips für Supercomputer noch weniger gesicherte Informationen gibt.

«Next Platform» konnte sich aber vor allem anhand von Hinweisen in Arbeiten von chinesischen Computerwissenschaftler*innen ein ziemlich gutes Bild vom MT-3000-Chip machen, von dem geschätzte 160'000 Stück in Tianhe-3 in stecken. Und es konnte so auch die vermutliche Leistung des Supercomputers bestimmen.

Tianhe-3 hat demnach eine Rechenleistung von 1,57 Exaflops. Flops steht für in einer Sekunde ausgeführte Rechenoperationen, also Multiplikation oder Addition, und Exa ist ein Masseinheitenpräfix, das für 10 hoch 18 steht. Tianhe-3 kann also auf gut Deutsch 1,57 Trillionen (1'570'000'000'000'000'000) Rechenoperationen in der Sekunde ausführen. Der offiziell schnellste Supercomputer der Welt, der amerikanische Frontier, kommt auf «nur» 1,1 Exaflops.

Einsatzbereich unbekannt

Selbst wenn dieser Wert stimmt, ist damit aber noch unklar, wie gut Tianhe-3 mit modernen Anwendungen für Supercomputer klarkommt, vor allem der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Diese braucht  eine starke Leistung der GPUs, also der Graphical Processing Units oder Grafikkarten.

GPU-Branchenführer Nvidia hat beispielsweise einen Supercomputer entwickelt, der seinen Fokus auf GPUs und KI-Entwicklung legt. Auf der offiziellen Rangliste der schnellsten Supercomputer belegt Nvidia «Eos» nur den neunten Platz, dürfte allerdings, wenn es um KI-Entwicklung geht, ganz an der Spitze stehen, sodass die Flops-Zahl hier nur bedingte Aussagekraft hat.

Wofür Tianhe-3 dann in der Praxis verwendet wird, dürfte ebenso Staatsgeheimnis bleiben wie seine Bestandsteile und seine Leistung. Neben KI-Entwicklung oder Forschung können die Rechner etwa auch zur Simulation von Atomtests eingesetzt werden.