App-Store-Änderungen Apple bringt App-Entwickler gegen sich auf

Von Dirk Jacquemien

29.1.2024

Europäische iPhone-Nutzer*innen bekommen bald Alternativen zum App-Store. Diese macht Apple aber so unattraktiv wie möglich.
Europäische iPhone-Nutzer*innen bekommen bald Alternativen zum App-Store. Diese macht Apple aber so unattraktiv wie möglich.
Keystone

Ab März müssen iPhone-Nutzer*innen ihre Apps nicht mehr aus dem offiziellen iOS-App-Store beziehen. Doch für die App-Entwickler kommt das neue Konzept mit vielen Haken. 

Von Dirk Jacquemien

29.1.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Apples Plan zur Einhaltung eines neuen EU-Gesetzes wird von betroffenen App-Entwicklern massiv kritisiert.
  • Sie werfen Apple vor, alles daranzusetzen, das Gesetz zu unterwandern, um seine Marktdominanz fortsetzen zu können.
  • Denn auch bei Apps, die nicht mehr über den offiziellen App-Store vertrieben werden, will Apple die Hand aufhalten.

Letzte Woche hat Apple bekannt gegeben, wie es mit einem im März in Kraft tretenden neuen EU-Gesetz verfahren will. Der Digital Market Acts (DMA) verpflichtet Apple in den EU-Mitgliedsstaaten unter anderem, die Installation von Apps auch ausserhalb des eigenen App-Stores zu tolerieren. In der Schweiz ändert sich vorerst nichts.

In der Medienmitteilung zu seinem hochkomplexen Plan zur Umsetzung macht Apple dabei aus seiner Verachtung für die europäische Politik und den DMA keinen Hehl. Der DMA würde vor allem neue Risiken für die Nutzer*innen bringen, die man so gut wie möglich reduzieren wolle. Anscheinend ist dafür auch notwendig, dass Apple weiter an Apps auf iPhones mitverdient.

Apple will bei allen Apps abkassieren

Zwar können Entwickler nun wählen, ob sie ihre Apps weiterhin im offiziellen iOS-App-Store vertreiben und die übliche 30-prozentige Kommission zahlen oder stattdessen auf einen App-Store von Drittanbietern umsteigen. Doch auch, wer seine Apps nicht mehr über den offiziellen iOS-App-Store verteilt, muss weiterhin Zahlungen an Apple leisten, nämlich 50 Eurocent für jeden App-Download, wenn man mehr als eine Million Nutzer*innen hat. «Core Technology Fee» (CTF) nennt Apple diese Gebühr, deren Rechtsgrundlage unklar ist.

Bei rund 100 Millionen iPhone-Nutzer*innen in der EU wären das bei populären Apps wie etwa WhatsApp oder Google Maps, bei denen angenommen werden kann, dass sie auf fast allen Geräten installiert sind, also knapp 50 Millionen Euro im Jahr, die die Entwickler an Apple abtreten müssen.

Neues Modell erzeugt Unsicherheit

Meta und Google werden dies aus der Portokasse bezahlen können, aber könnten das Geld ebenso gut auch in Anwält*innen stecken, um diese Zahlung anzufechten. Allerdings sind auch sie keine grossen Fans des DMA, da er ihnen in ihren jeweiligen Geschäftsbereichen ebenfalls erhebliche Limits auferlegt.

Vor allem mittelgrosse Entwicklerfirmen dürften daher ihre Probleme mit der CTC haben, vor allem, wenn sie auf ein sogenanntes Freemium-Model setzen, bei dem die Installation kostenlos ist, dann aber für Extrafunktionen gezahlt werden muss. Sie können oftmals vorab nicht einschätzen, wie viel Umsatz ihre Nutzer*innen im Durchschnitt generieren werden, müssen die 50 Eurocent aber in jedem Fall entrichten und laufen dann Gefahr, ein Minusgeschäft zu machen.

«Erpressung» und «Farce»

Diese Unsicherheit dürfte viele Entwickler davon abschrecken, auf das neue Modell umzusteigen, was zweifellos Apples Absicht war. Entsprechend wütend zeigen sich nun Unternehmen, die auf den DMA hofften. Streamingdienst Spotify sagt, Apple zeige ein «neues Level an Arroganz». Die CTC sei «Erpressung». Spotify fordert die Europäische Kommission auf, gegen diese «Farce», bei der Apple nur so tue, als würde es das Gesetz einhalten, vorzugehen.

Proton, der Schweizer Entwickler des gleichnamigen E-Mail-Dienstes, sagt, dass Apples Plan nur den Status quo verfestigen würde. Apple wisse genau, wie man Konsument*innen manipuliere und die Marktdominanz behalten könne. Auch Proton sagt, dass die Europäische Kommission diese «eklatante» Regelverletzung nicht tolerieren dürfe.