Tödlicher F/A-18-Crash am Sustenpass Dieser Funkverkehr kostete dem jungen Militärpiloten das Leben

lru

4.1.2024

Beim Absturz eines F/A-18-Kampfjets 2016 im Sustengebiet kam der Pilot ums Leben.
Beim Absturz eines F/A-18-Kampfjets 2016 im Sustengebiet kam der Pilot ums Leben.
Keystone

Im August 2016 zerschellte eine F/A-18 in den Alpen. Jetzt stehen ein Fluglotse und ein Pilot vor dem Militärgericht. Heute wurde der Funkverkehr verlesen, der Einblick in den genauen Ablauf des Dramas gibt.

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4.1.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Militärgericht verhandelt diese Woche den Kampfjet-Absturz am Sustenpass.
  • Beim Crash einer F/A-18 im August 2016 kam der 27-jährige Pilot ums Leben.
  • Zum Unglück sollen fehlerhafte Flughöhenangaben des Lotsen geführt haben. Auch ein nicht ordnungsgemässer Start steht im Zentrum der Untersuchung.
  • Heute haben vor dem Militärgericht diverse Zeuginnen und Zeugen ausgesagt, die das Bild des Unglückstages konkretisieren.

Im Jahr 2016 kollidierte ein Kampfjet der Luftwaffe mit einer Felswand beim Sustenpass. Der Pilot verlor dabei sein Leben.

Schon kurz nach dem Unglück häufen sich Hinweise darauf, dass der Tod des Piloten fremdverschuldet sein könne. Über Funk soll er falsche Angaben seitens der Flugsicherung erhalten haben.

Ende März 2023 erhebt die Militärjustiz Anklage gegen einen Flugverkehrsleiter von Skyguide und einen Piloten der Luftwaffe. Sie müssen sich bis am 9. Januar vor dem Militärgericht 2 in Muttenz verantworten.

Beide Männer sind unter anderem wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.

Funkverkehr am Unglückstag zeigt fatalen Fehler

Inzwischen haben mehrere Zeuginnen und Zeugen vor Gericht ausgesagt, die Anklageschrift wurde vorgelesen. Dabei wird auch der Funkverkehr veröffentlicht, der mutmasslich zum tödlichen Crash des Kampfjets geführt hat. Laut CH Media verlief er wie folgt:

Trailer (der junge Pilot): «Trailer ehh is ehh broke lock.» (Er meldet den Abbruch der Radarverbindung zum «Leader», dem angeklagten erfahrenen zweiten F/A-18-Piloten an diesem Tag.)

Lotse: «Trailer roger, cleared level FL190.» (Der Lotse gibt dem Piloten die Erlaubnis, bis auf eine Flughöhe von 6'000 Metern über Meer aufzusteigen.)

Trailer: «Cleared FL190, Trailer.» (Der Pilot bestätigt die Flughöhe.)

Lotse: «Trailer, confirm you have radar contact with the Leader?» (Der Trailer soll bestätigen, ob er Radarkontakt zum «Leader»-Piloten hat.)

Trailer: «… uhhh, unable …» (Der Pilot verneint.)

Lotse: «Level off at ehhh FL100.»

Die Unfallstelle in felsigem Gebiet der abgestürzten F/A-18 auf dem Sustenpass, aufgenommen am Mittwoch, 31. August 2016. Beim Absturz eines F/A-18-Kampfjets im Sustengebiet ist der Pilot ums Leben gekommen. 
Die Unfallstelle in felsigem Gebiet der abgestürzten F/A-18 auf dem Sustenpass, aufgenommen am Mittwoch, 31. August 2016. Beim Absturz eines F/A-18-Kampfjets im Sustengebiet ist der Pilot ums Leben gekommen. 
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Das ist die fatale Fehlinformation: Der Lotse nennt dem Piloten die falsche Flughöhe. Flughöhe 100 entspricht 3'000 Metern über Meer. Richtig wäre Flughöhe 150; 4'000 Meter über Meer.

Die beiden Zahlen entsprechen dem Briefing vor dem Start. Flughöhe 100 galt am Morgen, als die Jets Richtung See starten sollten. 150 gilt bei den Starts Richtung Gebirge.

Ursprünglich hätten die Flugzeuge in Meiringen in westlicher Richtung mit einer Flughöhe von 100 starten sollen. Aufgrund des Wetters startete man aber nach Osten, wo Flughöhe 150 angebracht gewesen wäre.

Zum Schluss sagt der Lotse, an beide F/A-18 Piloten gerichtet:

«Leader and Trailer contact Batman.» (Er übergibt die Kommunikation an die Flugsicherung in Dübendorf, genannt «Batman».)

Die Piloten wechseln daraufhin die Funkfrequenz. Sekunden später bemerkt der Fluglotse seinen Fehler. Er versucht, die Einsatzzentrale in Dübendorf per Telefon zu erreichen. Doch es ist zu spät. 58 Sekunden nach der falschen Höhenangabe zerschellt die F/A-18 am Sustenpass auf einer Höhe von 3'319 Metern über Meer.